Wenn in Argentinien der Grill kalt bleibt

rindfleisch

In Argentinien hat das Asado seine ganz eigene Bedeutung (Foto: Pixabay)
Datum: 25. August 2019
Uhrzeit: 18:19 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Ein jedes Land hat sein nationales Leibgericht und in Argentinien ist es das Asado. Hinter dem Namen verbirgt sich Rindfleisch vom Grill. Allerdings versteht der Argentinier darunter nicht die kleinen Stücke Rindfleisch, wie sie auf einem Dreibein-Grill am Balkon in Deutschland zubereitet werden. Auch bei der gesellschaftlichen Bedeutung unterscheidet sich das argentinische Asado ganz klar von deutschen Grill-Gewohnheiten.

Eine interessante und in Deutschland ebenfalls wenig bekannte Alternative ist Grillen auf einer Salzplatte. Dabei wird eine Salzplatte auf den noch kalten Grillrost gelegt und anschließend über der Grillkohle erhitzt. Laut Sven Schröder von Kitchenfibel versalzt das Fleisch dabei nicht. Wer es versuchen möchte, sollte Salzplatten aus Himalaya-Salzsteinen verwenden, die als besonders mineralienreich und gesund gelten.

Die Unterschiede zwischen argentinischen und deutschen Grillabenden beginnen beim Einkauf. Der Argentinier bevorzugt Fleisch, Beilage wie Brot und Salat haben eine untergeordnete Bedeutung. Daher werden für jede Person rund 1,5 Kilo Fleisch kalkuliert. Grillen in der argentinischen Pampa hat auch einen hohen sozialen Stellenwert, weshalb ein Argentinisches Grillfest immer gut besucht ist.

Auf Förmlichkeiten wird bei dem Zusammentreffen jedoch weniger Wert gelegt. Dafür hat man hier Zeit. Das Ereignis beginnt oft am Vormittag und zieht sich bis in den späten Nachmittag. Es wird geplaudert, gelacht und gescherzt. Die Erwachsenen schließen neue Bekanntschaften und stärken bestehende, Kinder laufen herum und spielen. Ein Grillmeister kümmert sich um das Fleisch auf dem Grill, dessen Konstruktion kaum Gemeinsamkeiten mit dem schicken Kugelgrill in Deutschlands Gärten zulässt.

Beim Anblick eines argentinischen Grills werden Größenunterschiede festgestellt. Manche nutzen für ihre Asado einen gemauerten Grill mit großzügigem Gitterrost darüber. Andere garen ihr Rindfleisch aufgespießt auf starken Holzstöcken, die fest im Boden stecken und leicht geneigt um ein Feuer platziert wurden. Das liegt daran, dass die Rinder in Argentinien anders geschlachtet werden als in Deutschland, wo Fleisch in kleinen Stücken verkauft wird. In Argentinien kommen Rinderstücke auf den Grill, deren Größe für eine ganze Familie reicht.

Obwohl Grillen in Argentinien eine lange Tradition hat und obwohl es für Argentinier kulinarisch und sozial ein fester Bestandteil ihrer Identität ist, ist die Asado in Gefahr. Immer öfters bleibt der Grill kalt, auf der Fazenda, im Garten und im Restaurant. Wieder einmal ist Argentiniens Wirtschaft in Turbulenzen, die Landeswährung in Gefahr und die Preise im Steigen begriffen. Doch bisher ließen sich die Argentinier ihre Asado schmecken und die Asado ließ sie ihre Probleme vergessen. Diesmal aber funktioniert die Symbiose nicht.

Börsenkurse und Indexes werden stets als Barometer herangezogen, wenn die wankende Wirtschaft eines Landes in den Fokus rückt. Wenn aber Argentiniens Griller kalt bleiben, muss die Not im südamerikanischen Land groß sein. Wer dieser Tage in der Landeshauptstadt Buenos Aires in einem Restaurant ein Rindersteak bestellt, muss damit rechnen, dass es in der Pfanne und nicht auf dem traditionellen Grill zubereitet wird – auch wenn es gegen die Küchenregeln des Landes verstößt. Dabei ist wie so oft das Problem hausgemacht.

Die Abwertung des argentinischen Pesos muss nicht als rein negatives Ereignis dargestellt werden. Ein abgewerteter Peso fördert die Exporte, doch genau hier liegt das Problem. Argentinien gehörte einst zu den größten Exporteuren von Rindfleisch. Während der Kirchner-Jahre wurde aber radikal umgestellt, oder vielmehr umgeschichtet.

Wo einst riesige Rinderherden weideten, wurden Sojafelder angelegt. Die Rinderproduktion wurde zurückgefahren, und Argentinien fiel aus den Top-Ten der Rindfleischexporteure. Eine international konkurrenzfähige Industrie konnte bis heute nicht etabliert werden. Somit bleibt Argentinien vorerst was es immer war, ein Exporteur landwirtschaftlicher Produkte, nur dass mangels leistbaren Rindfleisches der Grill in dieser Krise immer öfters kalt bleibt.

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