Da Ferien sind, habe ich zurzeit das Haus voll, auch die Stube war voll. Etwas früher hätte ich gesagt, wir alle schauten fern, aber das stimmt nun nicht mehr. Seit ein paar Tagen ist Ata ein normaler Hund geworden und interessiert sich mitnichten für das Zeugs was die da bringen, für das was in und hinter der Flimmerkiste läuft. Sie sitzt zwar immer noch bei uns, späht aber nie mehr nach dem Bildschirm oder sogar dahinter, wie bisher.
Sie leistet uns jetzt einfach Gesellschaft, ist „Beisitzerin“ aus sozialen Gründen, und interessiert sich so wenig für die Zockereien und sogenannten „Inhalte“ wie die meisten normalen Telegaffer. Denen es genügt, wenn es tönt und sich bewegt. Pardon, Anwesende natürlich ausgeschlossen! Auch ich blieb nur „aus sozialen Gründen“ noch etwas dabei, verhielt mich im Übrigen wie Ata und zog mich zeitig aufs Türmli zurück.
Der 1. November war ein heißer Sonntag, und hunderte von Badenden (Einheimische, kein einziger Tourist notben!) belebten den Küstenstreifen vor dem Haus. Ihre Freudengesänge und Sprechchöre schallten bis zu mir aufs Türmli herauf, und ihr Gelächter kräuselte meine Ohren während ich über den Totentag schrieb.
Gegen Sonnenuntergang leerte sich der Strand, und es entstand Platz für uns, Alson, Macin, Melissa und ihre Schwester Majorie, “meine Wenigkeit”, eine Horde von einem Dutzend Kindern und Ata waren dabei, Ata zum drittenmal am Meer.
Wir stapften vorsichtig durchs körperwarme Wasser, und Ata durfte mit, vorerst an der Leine. Als sie langsam den Boden unter den Pfoten verlor, klickte sie Alson von der Leine los und sie begann verwundert die ersten “Züge” zu schwimmen. Vorerst zurück ans sichere Land, dann aber bald wieder zu uns, wohl 200 Meter, und wieder ans Land, und ein zweitemal zu uns und zurück, jetzt jedesmal in freiem “Hundeschwumm”.
Als sie so zurückschwamm, lugte ihr Köpfli wie ein Bällchen aus dem Wasser, scheinbar viel kleiner als in Wirklichkeit. Wir staunten nicht schlecht, als ein Krabier oder so was zwei- oder dreimal über Ata kreiste, jedesmal bedrohlich tiefer. Zweimal wiederholte der Kerl die Übung und schickte sich an, auf das schwimmende Bällchen herunterzustoßen, was wir jedesmal mit lautem Geschrei verhindern konnten. Der Vogel brach die bereits begonnenen Sturzflüge auf halber Höhe ab, zum Glück. Ata schwaderte unbeirrt weiter, sie hatte den gefährlichen Sturzflieger nicht bemerkt.
Von weitem konnte ich schon mehrmals beobachten, wie Reiher plötzlich aus niederer Flughöhe herunterstoßen und mit einem Fisch im Schnabel durchstarten. Aber dass meine Ata einmal das Opfer eines solchen Justizirrtums werden könnte, das war doch selbst für mich zu viel. Und ich bin mich doch schon allerhand gewöhnt.
Was das aber mit dem fast herunterstoßenden Reiher für eine Bewandtnis hat, kann ich wieder einmal nicht erklären, denn Reiher fressen meines Wissens Insekten von Rinderrücken und Fische, aber keine Schäferhunde. Und sie erkennen ihre Beute mit scharfen Augen. Trotzdem scheint der Kerl das Köpfchen meiner Ata mit einem kapitalen Fisch verwechselt zu haben, zum Glück schwammen wir gleich daneben. So haben wir beiden mit lautem Geschrei das Leben gerettet. Und gelernt, dass man Ata nie weit von uns schwimmen lassen kann. Und auch Ata muss noch etwas lernen: Tauchen. Gesucht wird eine Taucherbrille für Hunde, oder wäre ein Gummihut oder Blauhelm die bessere Variante?
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