Rotfeuerfisch: Gefahr für Brasiliens Küste

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Der Rotfeuerfisch ist eine der schönsten Fische in den Ozeanen (Foto: Imapa)
Datum: 18. Juni 2021
Uhrzeit: 11:42 Uhr
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Der Rotfeuerfisch ist eine der schönsten Fische in den Ozeanen. Von Aquarienbesitzern begehrt besitzt er einen gestreiften Körper und üppige Brustflossen. Er schwimmt mit Eleganz und erreicht eine durchschnittliche Länge von 25 bis 39 Zentimeter. Die Art ist im Indopazifik beheimatet, einem ozeanischen Streifen der vom Pazifik, zwischen der Küste Südamerikas und Australiens, bis zur Ostküste Afrikas verläuft. Doch seit den 1980er Jahren hat es der „Peixe-Leão“ (Löwenfisch) geschafft, sich im Atlantik zu etablieren und erreicht die brasilianische Küste. Die Invasion hat bereits begonnen und Wissenschaftler befürchten erhebliche Schäden an der nationalen Artenvielfalt, vor allem rund um Inseln und Archipele. Die Weibchen der Art laichen jeden Monat und können bis zu zwei Millionen Eier pro Jahr legen. Fünf Exemplare wurden bisher in brasilianischen Gewässern gefangen. Zwei an der Küste von Arraial do Cabo im Bundesstaat Rio de Janeiro, eine in Fernando de Noronha und die letzten beiden in Fischerfallen zweihundert Kilometer vor der Küste von Amapá, einem Kontaktgebiet zwischen dem Süßwasser des Amazonas und dem Salzwasser des Meeres. „Es findet eine Invasion statt und wir müssen bereits in diesem frühen Stadium extrem wachsam sein“, alaysierten sieben brasilianische Forscher in einer Studie, die in der internationalen Fachzeitschrift „Biological Invasions“ veröffentlicht wurde.

Der Rotfeuerfisch hat im Indopazifik mehrere natürliche Fressfeinde, darunter Haie und Zackenbarsche. Außerhalb des Indopazifiks sind Rotfeuerfische niedliche, aber gefährliche Eindringlinge. Ursprünglich wurden Exemplare des Fisches 1985 an der Südküste Floridas in den Vereinigten Staaten gefunden. Nach Ansicht der Wissenschaftler wurden sie wahrscheinlich von Aquarienbesitzern freigelassen, die mit ihrem Verhalten unzufrieden waren. Innerhalb von zwei Jahrzehnten wurden diese Fische dort zu einer Plage. Mit ihren giftigen Stacheln breiteten sie sich an der Ostküste der Vereinigten Staaten aus und eroberten 2005 die Strände des Golfs von Mexiko und aller Länder, die vom kristallklaren Wasser des an Artenvielfalt reichen Karibischen Meeres umspült werden. So erreichten sie die Küste von Venezuela, ganz in der Nähe der Nordküste Brasiliens. An einem anderen Punkt, als sie durch das Rote Meer und den Suezkanal kamen, fingen sie an alles zu fressen, was sie im Mittelmeer zwischen Europa und Afrika vor sich sahen.

Der Rotfeuerfisch ist ein mittelgroßer Räuber, ein Mesoprädator. Er frisst hauptsächlich mittelgroße bis kleine Fische. „Wenn er in andere Umgebungen eindringt, braucht seine Beute lange, um ihn als Feind zu erkennen und schwimmt nicht vor ihm weg, was sein Vorgehen erleichtert. Auch für seine potenziellen Fressfeinde ist es schwierig, ihn als Beute zu identifizieren. In der Zwischenzeit vergrößert sich die Population rasant und frisst alles, was ihnen vor das Maul schwimmt“, erklärt der brasilianische Meeresbiologe Osmar J. Luiz. „An den amerikanischen und karibischen Küsten haben sie das Überleben von Arten, insbesondere von endemischen Arten, die nur an einem Ort existieren, beeinträchtigt und gefährden es weiterhin“, fügt er hinzu.

Die schnelle Invasion der karibischen Gewässer dient als Lehrstück. Rotfeuerfische dominierten im Jahr 2012 die Strände von Trinidad und Tobago in der südöstlichen Karibik. Zwei Jahre später, im Mai 2014, fingen Taucher und Forscher der Fluminense Federal University (UFF) ein 25 Zentimeter langes Exemplar an einer felsigen Küstenlinie in Prainha, in Arraial do Cabo (Rio de Janeiro). Im Februar 2016 wurde der zweite in Saco das Neves, an der Küste der gleichen Stadt, gefangen. Mehr als sechstausend Kilometer trennen die südwestliche Karibik von der Küste von Fluminense und die Forscher finden es merkwürdig, dass die gefräßigen Räuber dort schwimmend angekommen sind. Die am meisten akzeptierte Hypothese für die gefundenen Exemplare aus Arraial do Cabo ist auch die Freilassung durch Aquarienbesitzer. Bei der Noronha-Episode ist es sehr wahrscheinlich, dass einige der gallertartig und schwimmfähigen Eier von den Meeresströmungen zu dem Archipel, 350 Kilometer vor der Küste Pernambucos, getragen wurden. Im Fall der beiden von Fischern an der Küste von Amapá gefangenen Exemplare ist die Geschichte anders und viel beunruhigender. Es besteht der Verdacht, dass sie es irgendwie geschafft haben die Amazonasgrenze zu überqueren, die als natürliche Barriere wirkt, indem sie den Salzgehalt des Meerwassers reduziert.

Von der Grenze zwischen Französisch-Guyana und Amapá bis nach Sao Luiz in Maranhão beherbergt die nordbrasilianische Küste eine ausgedehnte Kette von Korallenriffen, die in Tiefen von 70 bis 220 Metern liegen und mehr als 1.000 Kilometer lang sind. Die Forscher befürchten, dass die Rotfeuerfische diese Korallen unterhalb der Amazonas-Flussfahne als Weg benutzen, um an die brasilianische Atlantikküste vorzudringen. „Wenn wir nichts unternehmen, könnte die Invasion unserer Küsten und Inseln in 10 Jahren ähnliche Schäden verursachen wie in der Karibik“, befürchtet Luiz. Die am meisten gefährdeten Punkte befinden sich um Inseln und Archipele wie Fernando de Noronha, Atol das Rocas, Martin Vaz und São Pedro e São Paulo. Alle diese Gebiete beherbergen endemische, d.h. in anderen Regionen nicht vorkommende Arten von mittleren und kleinen Fischen, die durch den rasenden Appetit der Rotfeuerfische drastisch reduziert oder ausgerottet werden könnten.

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