Die winzige, schwarze, invasive parasitäre Fliege „Philornis downsi“ bedroht einundzwanzig endemische und einheimische Vogelarten auf Galapagos, darunter zwölf der siebzehn Finken des ecuadorianischen Archipels. Die Vogel-Vampirfliege ist eine Fliegenart, die erstmals in den 1990er Jahren in Trinidad und Brasilien nachgewiesen wurde und in den 1960er Jahren zufällig auf den Galapagos-Inseln eingeschleppt wurde. Die Darwinfinken oder Galápagos-Finken (Geospizini) auf so weit entfernten Inseln wie Darwin, Wolf, Española und Genovesa bleiben von dem winzigen Insekt verschont, aber „alle anderen Vögel werden von dieser Fliege angegriffen und parasitiert“, klagt Paola Lahuatte, Forscherin bei der Charles Darwin Foundation (CDF).
Das Insekt legt seine Eier in die Nester der Vögel und wenn die Larven schlüpfen, ernähren sie sich vom Blut der Küken, „und zwar so sehr, dass sie oft daran sterben“, beklagte Lahuatte. Die Larve verbleibt etwa acht Tage im Nest, bevor sie sich einkapselt und zur erwachsenen Fliege wird. In diesem Stadium stellt sie keine Gefahr mehr für die Vögel dar, da sie sich von Früchten, Nektar und Blüten ernährt. „Die Auswirkungen, die in den letzten Jahren zu beobachten waren, sind so groß, dass es Arten gibt die vom Aussterben bedroht sind, wie zum Beispiel der Mangrovenfink, von dem es nur noch etwa einhundert Exemplare gibt und dessen Küken wegen Philornis downsi in den Nestern sterben“, so Lahuatte. Gefährdet ist aber auch der kleine Hexenvogel „Pájaro Brujo“, der nicht mehr erfolgreich brüten kann.
Die „Philornis downsi“ ähnelt der gewöhnlichen Stubenfliege, ist aber nur einen Zentimeter groß. Genetische Analysen ergaben, dass die Fliege vom Festland auf die Inselgruppe gelangte. Wahrscheinlich mit Schiffen oder Flugzeugen, die in den 1960er Jahren Kolonisten transportierten, als es noch keine Biosicherheitsbehörde gab, die die Einreise auf die Inseln kontrollierte, wie es heute der Fall ist. Die Fliege, die etwa sieben Monate lebt, „konnte leicht alle Inseln besiedeln und der Parasitismus war so groß, weil es keinen natürlichen Kontrolleur gab“, so Lahuatte weiter. Die Wissenschaftler stellen sich nun der großen Herausforderung, kurz- und langfristige Bekämpfungsmöglichkeiten zu finden und haben ein Labor eingerichtet, in dem sie das biologische und ökologische Verhalten des Insekts untersuchen.
Eine Mikrowespe, die die Fliege tötet?
Dank Labor- und Feldversuchen auf dem ecuadorianischen Festland, an der Universität von Minnesota (USA) und an der „Escuela Politécnica del Litoral“ (Espol) weiß man inzwischen, dass es natürliche Bekämpfer/Feinde der Fliege gibt, nämlich die in Südamerika beheimateten Mikrowespen. Diese Mikrowespen parasitieren, wenn sich die Fliege bereits eingekapselt hat, um erwachsen zu werden. Sie legen ihre Eier in diese Kapsel und ihre Larven ernähren sich von der Fliege. Da diese Mikrowespen jedoch nicht auf Galapagos leben, müssen Experten sie untersuchen um festzustellen, ob sie sich auf „Philornis“ spezialisiert haben und um sicherzustellen, dass sie keine Gefahr für die Ökosysteme des Archipels darstellen, bevor sie in einem möglichen biologischen Bekämpfungsprogramm gegen die Fliege eingesetzt werden.
Nach Angaben von Lahuatte haben die ecuadorianische Regierung und die Galapagos-Regulierungsbehörde abschließende Studien über eine vielversprechende Mikro-Wespe, die „Conura annulifera“, genehmigt, die auf dem ecuadorianischen Festland, etwa eintausend Kilometer vom Archipel entfernt, vorkommt. Um die Vögel zu schützen, verwenden Ornithologen Sprays mit einem sehr schwach toxischen Insektizid, das die Fliegenlarven in den Nestern abtötet und tragen das Mittel auch auf Watte auf, die die Vögel zum Nestbau verwenden. „Leider akzeptieren nicht alle Vögel diese Art von Material, so dass die Studien intensiviert werden, um ein geeignetes Substrat zu finden“, analysiert Lahuatte und fügt hinzu, dass es auch Analysen zur Verwendung von Repellentien an der Basis der Nester gibt, um den Kontakt mit den Küken zu vermeiden. Um die Auswirkungen der Fliege auf die Landvögel zu verringern, koordinieren die „CDF“ und der Galapagos-Nationalpark ein Projekt, an dem vierundzwanzig Institutionen aus einem Dutzend Ländern beteiligt sind, die die Biologie und Ökologie dieser noch wenig bekannten und äußerst schädlichen Art erforschen.
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