Acht Monate nachdem ein Erdbeben 250.000 Menschen getötet hatte beantwortet der Staatspräsident die Fragen von Le Monde, Radio France Internationale und TV5. Dabei appellierte er auch an Frankreich, die Schuld seiner Unabhängigkeit zurückzuzahlen. In Port-au-Prince hat der Wiederaufbau noch nicht begonnen. Die Haiti abgegebenen Versprechen wurden nicht eingehalten. Die Weltgemeinschaft hat das Land bezüglich humanitärer Hilfe außerordentlich unterstützt. Während der Dringlichkeitsphase der ersten 5-6 Monate war die Hilfe besonders erfolgreich. Man hat uns mit Wasser, Nahrung und Zelten versorgt, es sind keine nennenswerten Epidemien oder Unruhen ausgebrochen, dank der internationalen Hilfe und der der Nichtregierungs-Organisationen.
Die Journalisten fragten Herrn Préval, ob er nicht den Eindruck habe, die Weltgemeinschaft vergesse Haiti allmählich.
„Der Wiederaufbau kostet gewaltige Summen.“
Am 31. März hat die Geberkonferenz in New York 11 Milliarden USD oder 8 Milliarden Euros an Hilfsgeldern gesprochen. Heute sind davon 985 Millionen ausbezahlt, also rund 9 % des Engagements.
Wie erklären Sie, Herr Präsident, den Verbleib von immer noch 1,3 Millionen Einwohnern in provisorischen Zeltlagern, unter entsetzlichen, menschenunwürdigen Umständen?
„Wir beginnen jetzt nach antiseismischen Normen in die Höhe zu bauen. Ein erstes Projekt in vierstöckigen Blöcken wird 3’300 Wohnungen umfassen und bei Kosten von etwa 100 Millionen USD die Einquartierung von 15’000 Personen erlauben. Wir wollen den schon wieder einsetzenden Bau von Bidonvilles verhindern, wo die Dringlichkeitsfahrzeuge nicht durchkamen und keine Schulen existierten. Die Quartiere müssen völlig neu geplant werden. Das Aussiedeln der Bevölkerung aus der Hauptstadt ist fehlgeschlagen. Die Ausgesiedelten kehren zu ihren Familien, Freunden und Arbeitsorten zurück. Zuerst gilt es Trümmer und Abfall zu beseitigen.
Wie sollen am 28.November vertrauenswürdige Wahlen gewährleistet werden, während ganze Bevölkerungsteile ausgewandert sind oder ihre Wahlpapiere verloren haben?
„Der 28.November ist der verfassungsmäßige Wahltermin. Am wichtigsten ist dass möglichst viele Wähler die Urnen erreichen. Die Experten der Weltgemeinschaft haben mir garantiert, dass sie dafür sorgen werden“.
Was antworten Sie der Opposition, die dem Wahlrat Manipulation vorwirft?
„Als ich 2006 selbst an der Reihe war, funktionierte der zerstrittene Rat überhaupt nicht. Ich habe die politischen Parteien direkt involviert und ihn mit den Kirchen und Zivilgesellschaften neu gebildet. Ich glaube kaum dass jemand behaupten kann, Präsident Préval habe den Wahlrat bestimmt“.
Denken Sie dass die Bevölkerung die Wahlen nicht boykottiert? Denken Sie dass diese Wahlen ihre harte Wirklichkeit verändern können?
„Es gibt eine große Zahl von Wahlkandidaten, auch für die beiden Kammern. Die Wahlbeteiligung wird davon abhängen, ob die Wähler die Probleme erkennen“.
Der Sänger Wyclef Jean wirft Ihnen vor, sie hätten ihn beiseite geschoben.
„Er kennt wie jedermann die Kriterien, warum er nicht zugelassen wurde. Die Verfassung schreibt vor, dass man zu einer Wahlberechtigung 5 Jahre im Land gelebt haben müsse“.
übersetzt von Otto Hegnauer
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