Am vergangenen Freitag gegen 15 Uhr wurde Haiti, der Nachbarstaat der Dominikanischen Republik, von einem verheerenden Sturm heimgesucht. Der Orkan war klein aber wild; auf der Wetterkarte nicht einmal eingezeichnet, nach den gültigen Normen noch kein Hurrikan, und trotzdem tödlich und fatal. Obschon das Unwetter nur 30 Minuten dauerte, hört man von zerstörten Gebäuden, Brücken, hunderten von Dammrissen vom Erdbeben her, die sind jetzt aufgebrochen, alles ist überflutet. Ganze Zeltlager wurden weggefegt, die Menschen suchten weiß nicht wo Zuflucht, Helikopter suchen immer noch nach Vermissten.
Das Unwetter vom Freitag hat nach bisheriger Kenntnis 6 Tote und 67 Verletzte hinterlassen, die Schäden sind ungeheuer. Es ist bezeichnend für die enorme Verletzlichkeit Haitis. Der Sturm zeigt die Abhängigkeit des Landes von humanitären Einsätzen, hat die UNO bekannt gegeben. Tausende von Zelten sind zerfetzt und fortgetragen, Häuser wurden in großen Teilen der Stadt abgedeckt, Bäume entwurzelt und fortgerissen und elektrische Leitungsmasten stürzten um und schwammen mit den Fluten davon.
Das Ausmaß der Schäden wurde verstärkt durch die Entblößung der Ebene von Bäumen und Gebäuden; nach dem Erdbeben vom 12.Januar wurde der Cul-de-Sac zu einer offenen Ebene, in der die Winde viel schlimmer hausen als vorher. Jedes Ereignis trifft ein provisorisches Siedlungsgebiet von 1,3 Millionen notdürftig Untergebrachten, die Zustände in den betroffenen Lagern sind dramatisch. Nach dem Abzug von Hanna kamen die Nothelfer nicht mehr nach mit dem Liefern neuer Zelte für ganze Familien, da Unzählige ihre Notunterkunft verloren hatten. „Bisher sind 6’690 Planen und 833 Zelte an 4’578 Familien verteilt worden, aber 14’611 Familien sind immer noch obdachlos“, hat MINUSTAH-Sprecherin d’Ocha erklärt. Ein Teil der neu zerstörten Zelte war schon lädiert durch den neunmonatigen Gebrauch seit dem Erdbeben, erklärte die Internationale Organisation für Migration IOM. „Alles was bisher verteilt wurde ist unter dem Einfluss von Sonne und Regen brüchig geworden“. Diese Art von Notunterkünften muss regelmäßig erneuert werden. „Das Unwetter vom letzten Freitag erinnert uns an die Notwendigkeit, die humanitäre Hilfe nicht einschlafen zu lassen“. Umso mehr als wir momentan mitten in der Sturmzeit liegen und neue intensive Regenfälle befürchtet werden müssen.
Wie wenn des Teufelswerks nicht genug wäre, höre ich soeben, dass am gleichen Freitag, 25.September, Carrefour von einem neuen, lokalen aber schweren Erdbeben erschüttert wurde. Noch während die Schleusen des Himmels geöffnet waren. Oder muss man sagen, immer noch, dass der 12.Januar immer noch andauert, es immer noch das gleiche Erdbeben ist, das nie aufhört, seit 9 Monaten? Muss, oder kann man sich an die Ängste gewöhnen, an die Traumas, ans Erschrecken als Dauerzustand? Wieder seien Häuser über Fahrzeugen eingestürzt, die ebenfalls zerdrückt wurden. Von Menschenopfern habe ich nichts gehört, oder noch nichts, im schlimmsten Fall. Trotzdem, wenn die Erde nicht mehr zur Ruhe kommt, wie können es dann die Menschen?
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