Anhaltende Defizite bei der Bekämpfung des Cholera-Ausbruchs untergraben die Bemühungen der Helfer, teilte die internationale medizinische Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen heute mit. Trotz der enormen Präsenz internationaler Organisationen in Haiti ist die Reaktion auf die Cholera im Hinblick auf die Bedürfnisse der Bevölkerung bisher unzureichend. Laut nationalen Behörden sind bereits mehr als 1.150 Menschen an der Krankheit gestorben und mindestens 20.000 Menschen sind landesweit erkrankt. Es gibt jedoch einfache und wirksame Methoden, eine Cholera-Epidemie einzudämmen.
„Ärzte ohne Grenzen ruft alle Akteure in Haiti auf, ihre Hilfsbemühungen zu beschleunigen und zu verstärken“, sagt Stefano Zannini, Einsatzleiter von Ärzte ohne Grenzen in Haiti. „Es werden insbesondere aufgrund des dramatischen Anstiegs von Neuerkrankungen überall im Land mehr Akteure gebraucht, um die Kranken zu behandeln und vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Es gibt keine Zeit mehr zu diskutieren, es ist Zeit zu handeln.” Priorisiert werden müssen neben der Behandlung der bereits Erkrankten die Aufklärung der Bevölkerung, die Bereitstellung von sauberem, gechlortem Wasser und Seife, der Bau von Latrinen und permanenten Müllentsorgungsstellen sowie die Bestattung der Verstorbenen unter den nötigen hygienischen Bedingungen.
Ärzte ohne Grenzen hat seit dem Ausbruch der Epidemie mehr als 20 Cholera-Behandlungszentren in Port-au-Prince, in der Region Artibonite sowie im Norden Haitis errichtet. Die Teams der Organisation haben vom 22. Oktober bis zum 14. November mehr als 16.500 Patienten behandelt und mehr als 240 Tonnen medizinisches und logistisches Material ins Land gebracht. Mehr als 1.000 haitianische und 150 internationale Mitarbeiter arbeiten rund um die Uhr in den Cholera-Programmen.
„Cholera ist eine Krankheit, die sehr einfach verhindert werden kann“, erklärt Caroline Seguin, medizinische Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen. „Sie mag in Haiti neu sein, aber die Wege, die Krankheit zu behandeln und ihre Ausbreitung zu verhindern, sind bekannt. Aber ohne eine sofortige Aufstockung der Maßnahmen durch internationale Organisationen und die haitianische Regierung können wir diese Epidemie nicht eindämmen.“

In Haiti ist die Zahl der Cholera-Toten auf 1.186 gestiegen. Nach den jüngsten Zahlen des nationalen Gesundheitsministerium kamen seit dem letzten Bulletin 73 neue Todesfälle (+6,8%) hinzu. Die Zahl der Erkrankten wird mit 19646 angegeben, 1004 mehr als am Vortag. Die heute veröffentlichte Statistik berücksichtigt jedoch lediglich die Fallzahlen bis zum Dienstag, den 16. November 2010.
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