Eine besondere Sehenswürdigkeit der dominikanischen Hauptstadt hatte ich mir seit langem aufgespart, quasi als Dessert, den Jardin Botánico. Das Auto muss allerdings draußen bleiben, durch saubere Wege spaziert man zum Ein- und Ausgangskomplex mit Kasse, Cafeteria und obligatorischen Andenken-Shops, wo man mehr oder minder botanische Souvenirs ergattern kann.
Santo Domingo ist die größte Stadt der Karibik. Die Agglomeration erstreckt sich über eine Beton- und Abfallfläche von fast 3000 Quadratkilometern. Mittendrin liegt wie eine Insel von zwei Quadratkilometern der Botanische Garten, ebenfalls der größte und auch der schönste der Karibik. Drei Millionen Menschen müssten hier vegetieren; dank der grünen Lunge mitten in der Betonwüste können sie aber leben.
Zuerst werden die Besucher durch ein Museum geführt, wo in Schaufenstern sämtliche Biotop-Typen der Insel vorgeführt werden.
Dann geht es geht „ans Lebende“. Man kann zu Fuß durch den Park wandern oder sich mit kleinen Zügen fahren lassen, es gibt da allerhand zu sehen: zum Beispiel eine Vielzahl von Bäumen, Sträuchern und Kräutern, einheimische und solche aus Zentralamerika, ein Palmengarten mit über 200 Arten von Palmen, im Orchideen park viele verschiedene Orchideen arten, im japanischen Garten zahlreiche Bonsai-Arten, Teiche mit Wasserpflanzen, alle möglichen Arten von Bäumen mit karibischen Früchten und eine schattig dunkle-moderige Schlucht mit Urwaldpflanzen.
Das Beispiel zeigt, was aus Pflanzen werden kann. Jardin Botánico wurde zu einem Touristenmagnet, zu einem ständigen Geldbrunnen. Ich liebe es zwar nicht, wenn ein Staat nur extrinsisch, durch äußere Anreize reagiert, wie es ein artesischer Geld-Springquell ist. Nur so werden die Mittel für Ausbau und Unterhalt gesprochen, kaum für Artenschutz, Lehre und Forschung, obschon die Sammlungen von Pflanzenarten eine notwendige Basis für wissenschaftliche Arbeit darstellen. Sie liefern Material für Untersuchungen im Bereich der Biologie, Anatomie und Morphologie, Anschauungsmaterial für Schul- und Studienzwecke, für Vorlesungen an Universitäten und Fachhochschulen, zum Erwerben von Artenkenntnissen, Erhaltung der Artenvielfalt, fungieren als Genreservoir in Form von Samenbanken, Umweltbildung, Öffentlichkeitsarbeit und mehr.
Pflanzenliebhaber, Knipser und Maler jedoch kommen aus Liebe zu den Pflanzen, aus Freude und Begeisterung. Man sagt, ihre Motivation sei intrinsisch, wie die meine: ich bin zum Dessert gekommen, erliege dem Zauber, der Anmut, dem Liebreiz der tropischen Wunder, sie ziehen mich in ihren Bann. Das ist nachhaltiger und gefällt mir besser. Deshalb schreibe ich auch eine Geschichte, das ebenfalls, ist intrinsisch.
Leider kein Kommentar vorhanden!