Andere pflegen ihre Sehnsucht noch immer nach Titi Aristide, dem Prediger und Demagogen aus dem Flugzeug und einstigem Seelenhirten. Dieser lebt in Südafrika in der Verbannung, wähnt sich immer noch als rechtens gewählter Präsident Haitis wähnt und möchte auch liebend gern zurückkommen.
Die südafrikanische Regierung bestätigt denn auch, dass Verhandlungen auf höchstem Niveau betreffend der Rückkehr Aristides aus dem Exil mit den USA und Kuba am Laufen sind. Die Regierung in Pretoria verhandelt auch mit derjenigen von Haiti, unterstützt von Kuba, schon seit einem Jahr über die Abreise Aristides aus Südafrika. Präsident Jacob Zuma hat sich anlässlich seines Besuches in Kuba, der Nachbarinsel der Dominikanischen Republik, im letzten Dezember mit den Verantwortlichen über das Thema unterhalten. Außenministerin Maite Nkoane-Mashabane verriet, dass Aristide ähnliche Vorteile genieße wie ein Minister, und dass der monatliche Aufwand bezüglich Unterbringung, Sicherheit, Transporte und Personallöhne durch die Regierung in Pretoria getragen werde. Damit würde die Rückkehr Aristides den Staatssäckel Südafrikas nicht unwesentlich entlasten.
Aristide drückte in einem Brief seinen Wunsch aus, nach Haiti zurückzukehren. Die Mitarbeiter des Außenministers diskutierten Aristides Zukunft in mehreren gemeinsamen Sitzungen. Die Verzögerung der Heimreise wird durch Vorbehalte der USA bewirkt, die eine Destabilisierung des Landes durch den ehemaligen katholischen Priester befürchten. Die Südafrikaner wollen demnächst ihre amerikanischen Kollegen besuchen, um sie zu überzeugen, dass Aristide keine Gefahr mehr darstelle.
Ex-Präsident Aristide habe versichert, er wolle auf Politik verzichten, insbesondere auf Kandidaturen in der Zukunft. Er wolle lediglich eine Rolle in der humanitären Hilfe spielen. Gewisse Länder haben noch ihre Vorbehalte gegen die Rückkehr, überdies sind noch logistische und Sicherheitsprobleme zu lösen.
Dessen ungeachtet hat er es schon ein paarmal versucht in den letzten Tagen, aber bisher wurde die Erneuerung seines Reisepasses abgelehnt. Er hätte zwar das Recht, in sein Heimatland zurückzukehren, aber seine Einreise sei verboten. Sowohl Regierung als auch MINUSTAH befürchten wohl Manifestationen großen Stils mit blutigen Zusammenstößen zwischen Befürwortern und Gegnern. Und das ist das Letzte, was das Land in der gegenwärtigen Situation brauchen kann.
Die Querelen in den zuständigen Gremien der „Wahlen“, das Auftauchen Duvaliers und die neu schreienden Diktatur-Nostalgen sind auch nicht gerade dazu angetan, die Befürchtungen auf aufflammende Spannungen zu mildern. Am Samstag hätten sich die Botschafter aller Großmächte und Geberländer und hohe Vertreter der wichtigsten Organisationen zum Besprechen des Problemhaufens im Wahlzentrum getroffen. Der Botschafter Frankreichs habe als einziger gefehlt, und am Sonntag sei Préval nach Santo-Domingo an eine Gegenkonferenz gefahren, angeblich um Schützenhilfe zu holen. Dabei sollte sich das Staatsoberhaupt der DomRep lieber um die eigenen Probleme in seinem Schurkenstaat kümmern. Dort werden tausende Bürger aus Haiti zwangsdeportiert, nachdem sich der korrupte Beamtenapparat für den Grenzübertritt hat schmieren lassen. Sogar unschuldige Kinder töten diese Verbrecher im ach so beliebten Urlaubsland.
Vertreter ausländischer Regierungen haben Préval unmissverständlich geraten, das Land zu verlassen, aber der hat offensichtlich ganz anderes im Sinn. Die Gruppe der 12 ist wieder aktiv geworden, Jean Henry Céant schreibt wieder Offene Briefe, Joseph Michel Martelly alias „Micky“ droht seine Partisanen zu mobilisieren wenn er nicht für den 2. Wahlgang vorgeschlagen werde (der indessen durch das Ausscheiden Jude Célestins gar nicht mehr nötig ist … ) und Jean-Claude Duvalier hat sein Versteck an der Rue des Montagnes Noires 700 (er ist somit mein Nachbar geworden) bekannt gegeben und dort oben eine neue Pressekonferenz durchgeführt. Es läuft rundum, was weiß man nicht, und was stimmt schon gar nicht. Zum Beispiel wurde bekannt gegeben, die Wahlresultate (vom 28. November … ) würden am 2.Februar bekannt gegeben, eine andere Quelle spricht vom 3. Februar, und wieder eine behauptet, der 2. Wahlgang sei nicht mehr nötig und werde gar nicht mehr durchgeführt. An Radiosendungen wird Wahl-Arithmetik zelebriert; es scheint sich da um Höchste Mathematik zu handeln- und in der war ich noch nie gut.
Tut mir leid, aber einmal mehr muss ich sagen: weiter abwarten! Das stimmt wenigstens, ich schwöre darauf!
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