Es liegt mir fern, den eingetretenen Schwung nicht zu feiern, das Rad dreht sich zweifellos vorwärts- und jedermann stößt mit. Die Chance ist einmalig, dass es ein Stück weiter geht. Ich will nicht meckern. Aber ich sehe und schildere die Meckerer, die Bremser, die Zweifler, die vorwiegend US-interessengetrimmten Stimmen der unsterblichen Stänkerer … Und ich habe die Narrenfreiheit eines Kolumnisten und darf mit meinen Gedanken Jo-Jo spielen.
Die unterlegene Präsidentschafts-Kandidatin und die ganze, ebenfalls unterlegene Classe Politique, machen ihrem Unmut über den Wahlausgang natürlich noch täglich Luft, beherrschen die Medien und glauben, mit ihren hochgestochenen buch(g)stabigen Vorhaltungen etwas bewirken oder noch ändern zu können. Die Radios und Fernsehstationen, für die ist das Futter – die walzen das aus bis zum Geht-nicht-mehr. Doch die breite Masse hört, geschweige denn versteht das Geschwätz gar nicht, sie ist zufrieden und feiert ihren Präsidenten.
Zu den vormaligen Meckerern und erbitterten Gegnern einer Rückkehr Aristides zählten vor der Wahl noch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon, die Organisation Amerikanischer Staaten, die CARICOM, die MINUSTAH, die USA, Kanada und Frankreich und ihre Botschafter nebst vielen anderen. Sie alle hatten noch wenige Tage zuvor ihre Sorge zum Ausdruck gebracht, dass die Ankunft des Ex-Präsidenten Jean Bertrand Aristide aus dem südafrikanischen Exil den geordneten Ablauf der Wahlen stören würde.
Trotzdem war Aristide unmittelbar vor der Wahl mit einer Chartermaschine zurückgekehrt. Schon auf dem Flughafen erklärte er, er sei als „Resident“, nicht als „President“ gekommen und wolle mithelfen, dass die Zeit der Ausgrenzung der Mehrheiten nun vorbei sei. Das bedeute, dass seine Partei, die Partei der grossen Mehrheit, der von den Wahlen ausgeschlossene Fanmi Lavalas, wieder in das politische Leben Haitis zurückkehren könne. Und schon waren die Wahlen da, nicht die Unruhen, denn sie verliefen in ungewohnter Ruhe.
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