Vereinbarungen zu einem erotischen Stelldichein erfolgen erfreulich unkompliziert – wenn man darauf aus ist. Allerdings möchte ich schon einräumen, dass man kein Sextourist sein muss, um in der sonnenverwöhnten Urlaubsstimmung dem Charme der Cubanos zu erliegen, männlich oder weiblich – egal. Aber auch wenn man keinesfalls darauf aus ist, sich auf ein intimes Tet-a-tet einzulassen, kann man sich mit einem Mindestmaß an Verstand und Vorsicht beim und um das Bim Bom glänzend unterhalten, wenn man mal die raue, die dunkle Seite der Stadt kennenlernen möchte. Zeigt man sich aufgeschlossen und heiter, und ist kontaktfreudig, wird man sehr bald eine schützende Blase von Leuten um sich haben – und selbst wenn sich diese Blase nicht einfindet, so ergibt sich auf jeden Fall ein loses Netzwerk aus Sympathie, das einem immer dann zu Gute kommt, wenn man nicht weiter weiß.
Ein heißer Tipp: Fallt nicht auf den: Aktiviere doch mal Bluetooth auf Deinem Smartphone, ich will Dir Bilder schicken – Trick herein. Gefinkelte Kleinganoven haben auf ihren Handys eine Art Tracking-Software, mit der sie dann sau teure Telefonate über Dein Handy machen können. Die nächste Monatsrechnung ist knödeldick. Der Trick wird gerne als gemeinsames Feiern inszeniert: Du sitzt mit Deinen Begleitern und ein paar Leuten, die ihr eben erst kennengelernt habt, an einem Tisch. Handys werden gezückt und Fotos werden geschossen, schau doch mal, wie super! Warte, ich schick Dir die Fotos, hast Du Bluetooth? Hier sollten die Alarmglocken schrillen :-) Und zwar so laut wie Granada auf zwölf Bassgeigen.
Ein Problem zeigt sich rund um das Bim Bom ganz besonders deutlich: Es fehlt an öffentlichen Toiletten. Und der logische Menschenverstand müsste eigentlich die Kette sich gegenseitig bedingender Fakten vollinhaltlich erfassen: Der Kubaner verbringt seine Freizeit zu 99 % im Freien. Dort wird auch getrunken. Wer an öffentlichen Plätzen trinkt (Und mit der getrunkenen Menge auch langsam Anstand und Ordnungsgefühl nur noch unscharf wahrnimmt), sucht die nächstbeste Gelegenheit, um sich zu erleichtern. Deswegen stinkt es während der späteren Nachtstunden rund um das Bim Bom in den besonders dunklen Ecken durchdringend und scharf nach Urin. Eine Möglichkeit, sich mit einem Mindestmaß an Würde Erleichterung zu verschaffen wäre, sich auf den Malecon zu setzen, mit Blick auf das nächtliche Meer, und dann … also quasi … Ihr versteht schon … auf die Ufersteine zwei Meter tiefer zu strullen.
Ist man zu faul, die Malecon Uferstraße zu überqueren, gibt es Hausmauern. Ich weiß, ich weiß: Das gehört sich nicht. Das tut man nicht. Was schreibt denn der Kerl da? Wie unanständig ist das denn? Okay, ich weiß, es gehört sich nicht und ich bin auch angemessen geknickt und beschämt. Trotzdem habe ich des Öfteren nach einigen Bechern Rum-Gaseo im Schatten zwischen zwei ausgefallenen Laternen, mit den Turnschuhen im Geplätscher derer, die vor mir hier pissen waren, meinen Vornamen an die Wand gepinkelt. Und damit die, die jetzt ein wenig empört sind (Weil man so etwas nun wirklich nicht macht, schon gar nicht in einer Stadt, die man liebt, und die einen mit so viel Inspiration beschenkt): Einmal ertappte mich dabei die Polizei. Mich und einen Kumpel. Wir konnten uns nicht ausweisen, waren einigermaßen betrunken und pudelten uns auf wie Idioten. Kurzerhand wurden wir höflich aber außerordentlich deutlich eingeladen, im Passagierraum von einem der Kleinbusse Platz zu nehmen. Meinem Freund wurde angst und bange, ich war in einem Zustand äußerst cooler Besoffenheit: Zu betrunken, um mir der möglichen Problematik bewusst zu sein, und noch nicht betrunken genug, um in Panik zu geraten.
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