Zurück blieben kahle Berge, die mit Mühe rudimentär urbar gehalten werden. Die Hälfte des fruchtbaren Landes ging verloren. Überhaupt hat nach der Entdeckung durch Kolumbus 1498 kein Stück ursprünglicher Vegetation, geschweige denn der endemischen Fauna überlebt – inklusive der Ureinwohner, die innerhalb der ersten 50 Jahre spanisch-französischer Anwesenheit auf der Insel vollständig abgeschlachtet wurden.
Nicht besser erging es den endemischen Tieraten, geschätzt auf ehemals 200 eigenständige Species. Dennoch habe ich selten ein schöneres Land gesehen, mit Ausnahme der Pfalz und dem Bregenzerwald. Mein Blick gilt natürlich auch potentiellen Startplätzen für Gleitschirmflieger, die sich natürlich auf kahlen Bergen leichter finden lassen als im dichten Regenwald. Zwischen Kilometer 20 und 25 (von Jacmel aus betrachtet) entdecken wir ein wunderbares Fluggebiet mit erreichbaren Startplätzen und vor allem auch erreichbaren Landeplätzen. Leider fehlt uns die Zeit, die Plätze näher zu untersuchen, wir wollen schnell auf die andere Seite, ans Meer. Richtung Jacmel, wo wir weitere gute Flugplätze an der Küste vermuten, vielleicht auch Soaringspots?
Plötzlich liegt der offene Atlantik vor uns. Von nun an schlängeln wir uns abwärts, die Straße wird etwas besser. Wir sehen das Flußdelta, kommen näher. Der Fluß ist zur Zeit nicht sehr breit, das ändert sich sobald es einmal kräftig regnet. Im Fluss werden Wäsche gewaschen, gebadet, Autos gewaschen, vermutlich inklusive Ölwechsel, hier herrscht reges Treiben. Nach viereinhalb Stunden Fahrt erreichen wir Jacmel an der Südküste von Haiti. Auch hier finden wir die Stadt weitgehend zerstört, dennoch ganz anders als Port-au-Prince. Statt der geschätzten vier Millionen schätzen wir Jacmel auf vielleicht 50 tausend. Der Charme einer Küstenstadt im Kolonialstil ist noch erkennbar… ein bisschen Karibikfeeling.
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