Unser nächster Halt an der Küste ist Ottos ehemaliges Refugium. Nicht sehr weit vom Lambi entfernt, wo der alte Haudegen Stammgast war. Von außen scheint alles heil zu sein. Es gibt ein Eisentor, eine Beleuchtung für die Einfahrt, und der Garten dahinter sieht einladend aus. Sobald wir durch das Tor treten, sind wir überwältigt von der Katastrophe, die wir angesichts der Trümmer nur erahnen können.
Otto selbst geht es nicht anders als uns. Reste seiner Badewanne sind zu erkennen. Der Bodenbelag des Salons ist unversehrt, nur der Salon fehlt. Drei Bibliotheken hatte das Anwesen gehabt, kein einziges Buch findet sich mehr in den Ruinen. Das Thema Erdbeben zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Reise. Das Land hat die Katastrophe in seinen Nationalmythos eingewebt.
Und weiter gehts, bald fangen die Serpentinstraßen an, die Richtung Süden in die Berge führen, das südliche Hinterland von Haiti. Vorbei an Zeltstädten von US Aid, Samaritan Purse und den Bretterbuden (mit allem Repskt, klasse Konstruktionen) von der Welthungerhilfe. Immer weiter in die Berge. Karge Landschaften. All das war einmal Regenwald . Heute wächst oft nicht einmal mehr Gras, weil die nach der erbarmungslosen Abholzung des Regenwaldes zwangsläufige Bodenerosion kaum mehr fruchtbares Land zurückgelassen hat. 98% des ursprünglichen Regenwaldes sind zerstört.
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