Diese Kinder werden dann dort als Sklaven gehalten, stehen in der Rangliste noch hinter den Haustieren, ernähren sich von Resten, und gehen natürlich niemals in die Schule. 250.000 solcher Kindersklaven soll es in Haiti geben. Die Gesamteinwohnerzahl Haitis wird auf knapp zehn Millionen geschätzt. Die Kinder werden geschlagen, missbraucht, verwendet, ausgepeitscht und sind nicht das geringste wert. Natürlich hatten wir darüber gelesen. Aber jetzt stand so ein Ding vor uns und schaute uns an – schaute uns mit einem bezaubernden Lächeln an. Ich war entsetzt, wusste nicht was tun.
Otto und unsere haitianischen Begleiter versuchten mich zu beruhigen. Sie erklärten mir, dass es vollkommen üblich ist, dass in den Gasthäusern und Restaurants Kindersklaven arbeiten. Wir können da gar nichts machen. Schon gar nicht wir Greenhorns aus Deutschland und der Schweiz. Wir mischen uns nicht ein. Die Kindersklaven in Haiti sind nur ein weiterer Auswuchs der sehr religiös (in diesem Fall christlich) geprägten Überbevölkerung im ehemals reichsten Land Mittelamerikas: Zu viele Kinder, zu wenig zu Essen. Und wir mittendrin am überreichlich gedeckten Tisch. Das sind die Widersprüche hier, die uns den Magen umdrehen, die der haitianischen Mittel- und Oberschicht aber das angenehme Gefühl gibt, etwas besonderes zu sein. Das ist Feudalismus.
Als wir fuhren, rechtzeitig, um sicher vor der Dunkelheit zu Hause zu sein, dachten wir noch an die Clowns, die nach dem Baden im Meer zurück ins Hotel kommen würden, die Aussicht genießen, lecker Rumpunsch trinken und fürstlich speisen.
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