Haiti: Ist Rohstoffhandel unmoralisch?► Seite 3

Datum: 22. Juni 2011
Uhrzeit: 16:05 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
Autor: Otto Hegnauer
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Auch der Zucker von Haïti hat seine Berge und Täler. Haïti-Geschichte ist Zucker-Geschichte. Ich habe schon beschrieben, wie die Zuckerzüge am Lambi vorbeituckerten, gegen die dreisten Diebe von schwerbewaffnetem Militär begleitet. Das Lambi ist ein Pfahlbau im Meer, der auf gestohlenen Schienen steht. Nostalgiker haben die letzten Zuckerspuren zusammengekratzt und Im Zuckermuseum ausgestellt. Auch eine Lokomotive ist aufgebockt. In der Dimension scheinen sich die Kuratoren allerdings leicht verrechnet zu haben. DEEM Moloch konnte selbst das Erdbeben vom 12. Januar 2010 nichts anhaben. Auch ich hätte eine solche Lokomotive nötig. Und viel kraftspendenden Zucker dazu.

Sogar die Kinder hier wissen, wie man Gewinn aus dem Zucker zieht. Ich meine nicht die kleinen Lausebengel, die auf der Loki herumklettern, kreischen und wieder zu fahren wähnen. Ich meine auch alle andern, ausserhalb von Museum und Lokomotive. Sie saugen, lutschen und lecken ihre Zuckerbonbons und Zuckerstängel wie in der „Zivilisation“ die RaucherInnen ihre Zigaretten, und sogar die Ärmsten der Armen kauen ohne Unterlass an einem echten Stängel Zuckerrohr. Von weitem gesehen blitzen ihre Zähne schneeweiss aus den dunklen Gesichtern, und für Leberschäden und Lungenkrebs stehen sie ausser Verdacht.

Als verspäteter Trittbrettfahrer versuche auch ich, etwas Zuckergewinn abzuschneiden. Gerade habe ich „SG1U85“ gekauft, dies ist die Kenn-Nummer (ISIN) eines Zuckerpapiers, eines „Shorts“ auf Zucker, dessen Wert bei fallendem Zuckerpreis steigt. Er hat eine endlose Laufzeit und kostet zur Zeit gerade noch 80 €-Cents. Es muss ja nicht bei dem einen bleiben, man kann kaufen so viel man will. Nur bitte, nicht nachahmen, ich bin mehr Laie als Guru, und ich mag mich auch nicht mit irgendwelchen Rechtsverdrehern über Haftbarkeiten herumschlagen.

Zucker hat saisonal sein erstes Jahrestief und sollte bis zum 1. August wieder ansteigen, wenn da nicht die obligaten Spielverderber dreinwerkeln würden: ein Fehlstart bei der Ernte in Brasilien, ein Fallen des Zuckerpreises wegen guten monsunalen Aussichten in Indien und ein gerade erstarkender US-Dollar scheinen mir Balsam für dieses Papier. Zudem streitet man in den USA nach wie vor über Sparpakete, und der Senat hat für die Aussetzung von Subventionen für die Ethanolindustrie gestimmt. Die bevorstehenden traditionell schlechtesten Börsenmonate, die Unwahrscheinlichkeit eines „Quantitative Easings (QE3)“, die „frustrierend langsame“ Erholung der Wirtschaft (USA), die heissgelaufenen Notenpressen (explodierende Inflationsquote), ansteigende Arbeitslosigkeit, sinkende Hauspreise und andere „einschlägige“ Kennzahlen lasten wie Blei auf den Rohstoffpreisen, und die Musterdepots vertrauenswürdiger Börsenbriefe haben auf Shorts umgeschichtet. Wenn die Preisentwicklung in das saisonale Muster dreht, werde ich den Schein in „AA2N38“ umtauschen, der mit dem Zuckerpreis bis im September steigen soll. Dann hoffe ich, ihn mit Gewinn los zu werden und möchte das Manöver wiederholen. Natürlich gehören auch Wellentäler und Schluchten dazu. Aber es genügt, dass ein Talboden jedesmal etwas höher liegt als der vorherige.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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  1. 1
    der ausrufer

    anscheinend hast du ein bewegtes leben hinter dir und scaust positiv in die zukunft.
    nun ob denn rohstoffhandel unmoralisch ist, da könnte ich auch ein liedchen singen.
    tasache bleibt, dass rohstoffhandel sein muss, die frage aber der spekulation ohne eigenes geld zu hinterlegen, sekundenschnell am computer, das muss nicht sein.
    tagesgeschäft gehören verboten oder wenigstens kontrolliert und beschränkt.

    alls guter inselnachbar aus margarita

  2. Einmal „in eigener Sache“.

    Also für mich die Blätterhütte, die ich ja auch liebend gern bewohnen würde? Und für all die Ehemaligen, die mir immer geholfen haben? Meine Familie, die in der Schweiz nur darauf wartet, wieder zurückkehren zu können? Siehst Du Alternativen? Danke.

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