Während die Westmächte die internationalen Isolierung des Irans vorantreiben, gibt es zwischen Argentinien und der Islamischen Republik Anzeichen für eine gewisse Entspannung in den Beziehungen der beiden Nationen. Nach Angaben eines namentlich nicht genannten UN-Diplomaten bereitet dieses Verhalten Israel und der westlichen Staatengemeinschaft zunehmend Kopfschmerzen.
Argentiniens Beziehungen zum Iran wurden im Jahr 2007 praktisch eingefroren. Die Behörden des südamerikanischen Landes machten den früheren iranischen Präsidenten Rafsandschani für den schlimmsten Terroranschlag des Landes verantwortlich, der im Juli 1994 auf ein jüdisches Kulturzentrum in Buenos Aires verübt wurde und 85 Menschen das Leben kostete. 2007 beantragte Argentinien bei Interpol Haftbefehle gegen fünf Iraner und einen Libanesen, welche 1996 für einen Angriff auf die israelische Botschaft in Buenos Aires verantwortlich gemacht wurden.
Teheran verweigerte lange Zeit seine Gesprächsbereitschaft und bot im Juli 2011 überraschend Verhandlungen an, welche den Fall „beleuchten“ sollen. Über ein Jahrzehnt hatte Argentinien wenig getan, um die Angriffe zu untersuchen. Nach Amtsantritt des verstorbenen Ex-Präsidenten Nestor Kirchner im Jahr 2003 verpflichtete sich dieser, den Fall erneut aufzurollen. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass die Vernachlässigung der Untersuchung eine „nationale Schande“ sei.
Bewegten sich die argentinischen Exporte in den Iran in den letzten Jahren im zweistelligen Millionen Bereich, stiegen sie im Vorjahr auf 1,5 Millionen Dollar. Der Staat in Vorderasien ist der größte Abnehmer von argentinischem Mais und für die zweitgrößte Volkswirtschaft in Lateinamerika ein Schlüssel zur Steigerung ihres Handelsüberschusses. „Während der Rest von uns auf den Iran Druck ausübt um dessen Atomwaffenprogramm zu beenden und zu stoppen, bewegt sich die Regierung von Argentinien in die entgegengesetzte Richtung“, erklärte ein Gesandter der EU unter der Bedingung der Anonymität.
Auf den ersten Blick scheint sich Argentiniens Haltung zum Iran wenig verändert zu haben. Bei der letzten UN-Generalversammlung im September gab es allerdings eine Überraschung. Während der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad in seiner Ansprache an die 193 Mitgliedsstaaten Israel, Europa und die USA in gewohnter Weise kritisierte, verließen die westlichen Gesandten und US-Beamte aus Protest wie üblich den Saal.
Der argentinische Botschafter Jorge Arguello brach diesmal allerdings mit der Tradition und blieb sitzen.
Der Iran hat allen Grund, seine Beziehungen zu Argentinien zu flicken. Unter den Sanktionen und der internationalen Isolation hat Teheran wenig Verbündete und braucht Freunde. Die Außenpolitik des südamerikanischen Staates lehnt sich an die seines Nachbarn Brasilien an, welche Beziehungen mit blockfreien Entwicklungsländer betont. Das enge Verhältnis zwischen der argentinischen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner und den linksgerichteten Staatschefs aus Venezuela und Bolivien sind vielen westlichen Politikern seit langer Zeit ein Dorn im Auge.
„Wir haben der Regierung unsere Besorgnis über die aktuelle Haltung gegenüber Teheran geäußert“, erkärte Aldo Donzis, Präsident der jüdischen Gemeinde in Argentinien. „Argentinien hat seit jeher eine starke öffentliche Haltung gegen den Iran. Ein anderer Weg wäre politischer Selbstmord“, betonte ein westlicher Politiker.
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