Als ich vor 20 Jahren meine ersten neugierigen Schritte ins Internet wagte, entdeckte ich Arachnophilia, die Spinnensoftware. Mit Arachnophilia konnte man mit normaler Schrift und Sprache „Programmierung“ schreiben, man musste nur noch die richtigen Knöpfe finden und drücken, und aus dem „Quelltext“ entstand eine Seite mit Schriften, Fotos, Links und was man sonst noch zeigen wollte, Banausen gerecht, wie für mich geschaffen. Man brauchte jetzt nur noch ein zweites Programm, mit dem man vom Computer aufs Netz hochladen konnte ( und das heißt FTP ) und die Spinne lief los was sie laufen konnte, und sie zeigte sich jedermann, auf der ganzen Welt. So einfach ist das.
Der Spinnenmann der Arachnophilia erfand lebt in der Wildnis in Alaska unter Eis- und Grizzlybären, genießt eine urweltliche Natur, schreibt Geschichten über Gott und die Welt und schlägt den Bills und anderen Netzdespoten seine Schnippchen. Denn die würden den Außenseiter natürlich am liebsten mundtot machen. oder sagt man jetzt „netz tot“? Er hasst die, die nur Geld scheffeln wollen, bietet seine Leistungen gratis und erwartet das auch von den anderen. Seit 20 Jahren stampfe ich in seinen Fußstapfen hintennach, denn Alaskas Schneefelder sind grenzenlos.
Also mit Arachnophilia schreibe ich meine Kolumnen, direkt in meiner Sprache und Schrift, und durch Druck auf einen Knopf – natürlich muss es der richtige sein – kann ich sie schon sehen, so wie sie sich im Browser präsentieren, jetzt in meinem Computer, später ebenso im Internet. „Arachnophilia“ heisst übrigens „Vogelspinnen“, die weben ja seit altersher ihre Kunstwerke von Netzen, nicht die Computer. Wenn Sie sich für richtige Vogelspinnen interessieren, die gibt es tatsächlich in Haïti! – empfehle ich Ihnen Sex am Strand.
Unter jede Geschichte, manchmal schon mittendrin, setze ich ein paar Links, ich liebe Linkisches ja sehr, zu passenden Ergänzungen. Diese Links teste ich natürlich aus, an Ort und Stelle, Sie wissen das selbst. Seit einigen Tagen spinnt Arachnophilia wirklich, und macht ihrem Namen alle Ehre. Neben verschiedenen anderen Problemen, von denen ich wohl noch erzählen werde, sind nämlich beim nächsten Aufruf einer Seite die Links verschwunden, bis auf einen, den letzten, der zum Inhaltsverzeichnis führt und immer gleich lautet. Das war ärgerlich, sehr ärgerlich sogar. Natürlich testete und testete ich, eine Variation nach der andern, und die Nacht entschwand, und alles vergeblich. Ich löschte die Links, und wiederholte das Ganze: gleiches Ergebnis.
Vor lauter Aufregung bin ich erwacht. Der Traum war aus. Nach „Sex am Strand“ wäre das Erwachen schöner gewesen, aber der Traum lief anders. Es war finstere Nacht, ich schoss auf und machte meinem Computer Beine, drückte den ON-Schalter am Uninterruptible Power Supply ( welches schreckliche Wort, und deshalb sagt man nur „UPS“ ). Und es begann zu funkeln. Schliesslich startete auch Windows, und nach den vista-üblichen Warterunden konnte ich endlich mit Arachnophilia starten und zu spinnen beginnen. Unerklärlich, alle Links waren vorhanden, alles war ganz normal, nichts war zu tun. Hatte ich etwa Traum und Wirklichkeit verwechselt ? Sollte ich besser wieder schlafen gehen ? Wird wohl am besten sein, aber die Gedanken bleiben hängen. Bei mir bleibt immer etwas Unerklärliches hängen. Ich habe eben mit Vévé, Hohlhäuten und Teufelsdreiecken zu tun.
Leider kein Kommentar vorhanden!