Brasilien: Stadt bekämpft häusliche Gewalt mit mobilen „Panik-Knopf“

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Projekt hat bereits landesweite Aufmerksamkeit erregt (Foto: Screenshot YouTube)
Datum: 19. November 2013
Uhrzeit: 15:00 Uhr
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Seit Beginn der 1990er Jahre rückt die häusliche Gewalt immer mehr in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und wurde so zu einem breit diskutierten Thema. Gravierende Angriffe auf die körperliche Unversehrtheit erfahren in Beziehungskonflikten überwiegend weibliche Opfer. Um gegen Gewalttaten zwischen in einem Haushalt zusammen lebenden Menschen vorzugehen, hat die Stadtverwaltung der brasilianischen Küstenstadt Vitória einen innovativen mobilen „Panik-Knopf“ entwickelt. Die Maßnahme ist Teil eines Pilotprojekts um der grassierenden Gewalt Einhalt zu gebieten.

Vitória ist die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Espírito Santo (ES) und liegt 530 Kilometer nordöstlich von Rio de Janeiro auf einer kleinen Insel in einer Bucht, an der mehrere Flüsse in den Atlantik fließen. 1998 bewerteten die Vereinten Nationen Vitória als Stadt mit der viertbesten Lebensqualität in Brasilien, obwohl in ihrer unmittelbaren Umgebung eine nicht einzudämmende hohe Kriminalitätsrate herrscht. Die Mordrate von Groß-Vitória ist zum Beispiel höher als in São Paulo oder Rio de Janeiro – die weibliche Mordrate ist die höchste in Brasilien.

Nach Angaben des brasilianischen Zentrums für Lateinamerika-Studien kommen auf 100.000 Frauen in Vitória durchschnittlich 13,2 Morde. Dies ist das dreifache des nationalen Durchschnitts von 4,4, welcher bereits als hoch bezeichnet wird. Eine Reihe von Frauen, die bereits eine einstweilige Verfügung gegen ihren Peiniger vor Gericht erwirkt haben, wurden nun mit sogenannten „Panik-Knöpfen“ ausgestattet. Das Gerät soll auch gleichzeitig zur Abschreckung für Möchtegern-Täter dienen, weil niemand weiß, wer es eigentlich hat.

Das Gerät ist kleiner als ein Mobiltelefon, Frauen tragen es mit einem elastischen Band unter ihrer Kleidung. Wenn das Opfer den Button aktiviert (3-sekündiges Drücken des kleinen Knopfes) wird ein GPS-Signal gesendet und bei der Polizei ein Alarm ausgelöst. Dieser wird an die Smartphones von vier speziell ausgebildeten Einheiten versandt, die den genauen Standort des Signals auf einer digitalisierten Karte aufgezeigt bekommen und umgehend reagieren. Nach Angaben der Behörden dauert es maximal 10 Minuten, bis die Beamten vor Ort sind.

Das Projekt hat bereits landesweite Aufmerksamkeit erzeugt, ebenfalls liegen mehrere Anfragen aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas vor. Die Vereinten Nationen haben das Projekt gelobt und den Bürgermeister der 3 Millionen-Metrople bereits zu einer Präsentation nach New York eingeladen.

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