Die Großen Helden bekamen Denkmäler und einen Platz (Champ de Mars, Platz der Helden und Ausbeuter) vor dem Parlament, das jetzt zusammengestürzt ist. Die Helden sind von ihren Sockeln gefallen. Sie haben Glück, denn sie werden wieder aufgerichtet. Aus Spendengeld. Sie sind eben in die Geschichte eingegangen, große Diebe wurden ein Kulturgut. Aber sie sind aus Stein, sie leben nicht richtig, Die kleinen Helden bekommen keine Denkmäler. Sie vergisst man. Aber sie LEBEN in Wirklichkeit !
Haiti, das sich die Karibikinsel Hispaniola mit der Dominikanischen Republik teilt, war ein Land der Helden, schon VOR dem Beben. Aber seit dem 12.Januar, dem Datum der Schrecken, gibt es im Land das zur Zeit gar nicht existiert nur noch Helden, Pistolenhelden ( 6000 Schwerstverbrecher sind ausgebrochen und haben sich bewaffnet… ) und echte Helden. Die unter Schutt und Trümmern gekämpft und überlebt haben. Auch Heldinnen, etwa in den Ruinen der vielen Schulen, die nicht mehr existieren. Es gibt so vieles, das nicht mehr existiert, aber doch lebt und ringt und zappelt.
Eine davon ist Margarette Coutard, die seit 1995 die Stiftung SOS Enfants = SOS Kinder Haiti leitet, damals noch mit leitete, mit ihrem Mann. Hans Kohlbrenner war ein lieber Freund von mir. Er arbeitete unentwegt für seine Gründung, die große Stiftung, das wurde ihm wohl zu viel. Vor zwei Jahren verstarb er unvermittelt, auch als Held. Seine rührige Frau aber, Margarete, führte die Schule weiter, allein, mit hunderten überlebender Kinder, die sechs Schulzimmer waren Ruinen, Schule ist jetzt draußen im Freien. Margarette schrieb mir, die Schweiz hätte sie holen und evakuieren wollen, so wie mich, aber sie könne die Kinder und ihren Sohn, der auch bleiben wollte, nicht alleine lassen, das hätte geheißen, sterben lassen. „Oui nous sommes vivants et avons encore le courage de vivre“ (Ja wir haben überlebt und haben noch den Mut weiter zu leben). „SOS Enfants hat überlebt und wird weiter leben so lange wie wir.“
Das Schul- beziehungsweise Ruinengelände befindet sich an der Küstenstrasse wenige Kilometer östlich Jacmel, am Karibischen Meer. Heute sind es bereits drei Monate seit der Katastrophe, und ich musste lesen, dass sich noch niemand um Margarette und ihre Schule gekümmert hat. Ich möchte Hilfsorganisationen und meine lieben Leser dringend bitten, die älteste SOS Enfants-Organisation Haitis und ihre Heldin nicht zu vergessen, ganz vielen Dank! Und wenn mich das nicht aufrütteln würde, wieder für diese tapfere Frau und ihre Schule zu schreiben, hätte ich beides verloren, Gesicht und Herz.
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