Gletscherschmelze in Peru: Landwirt fordert Stromkonzern RWE heraus

gletscher

Die Laguna Palcococha liegt in der Region Ancash in der Hochgebirgskette Cordillera Blanca auf einer Höhe von 4.566 Meter über dem Meeresspiegel (Screenshot YouTube)
Datum: 16. März 2015
Uhrzeit: 14:21 Uhr
Ressorts: Natur & Umwelt, Peru
Leserecho: 1 Kommentar
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Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist nahezu weltweit ein deutlicher Rückgang der Gletscher zu beobachten. Die Erderwärmung macht auch vor den schneebedeckten Gipfeln der Anden nicht halt. Im südamerikanischen Land Peru bringt sie große Gletscher zum Schmelzen – mit massiven Auswirkungen auf die umliegenden Regionen. Erstmals verlangt nun ein massiv von des Risiken des Klimawandels Betroffener von einem der größten Treibhausgasemittenten in Europa, dass sich ein Unternehmen an dringend notwendigen Schutzmaßnahmen beteiligen soll. Saúl Luciano Lliuya hat mit der Hilfe einer Anwältin ein Schreiben aufgesetzt und fordert im juristisch einmaligen Vorgang vom Essener Stromkonzern RWE eine Beteiligung an der Finanzierung von Schutzmaßnahmen in seiner Heimatregion.

Der peruanische Landwirt und Bergführer lebt in Llupa, in der Nähe des Gletschersees „Palcacocha“. Der See ist einer von mehreren Seen, der die 23 Kilometer südwestlich am Río Santa gelegene Stadt Huaraz mit Wasser versorgt. Die Region erlangte traurige Berühmtheit. Am frühen Morgen des 13. Dezember 1941 stürzte ein riesiger Eisturm des angrenzenden Gletschers in den Palcacocha-See und führte zum Bruch des Moränenwalls, der den See talwärts begrenzt. Die Flutwelle durchbrach auch den talabwärts liegenden Jiracocha-See und stürzte das Cohup-Tal hinab, wobei sie Erde und Felsen mit sich riss. Innerhalb von 15 Minuten erreichte die Schlammlawine die Stadt Huarez, 400.000 Kubikmeter Schuttmaterial verschütteten gegen 6:45 Uhr weite Teile der Stadt und töteten mehr als 6.000 Menschen.

Saúl pflanzt auf den Höhen rund um den See Kartoffeln an. „Als ich klein war, war dies hier alles weiß. Nun schmelzen die Gletscher und vielleicht haben wir dann bald kein Wasser mehr. Jemand ist für diese Misere verantwortlich. Wir sind mehreren Gefahren ausgesetzt: vielleicht haben wir bald kein Wasser mehr oder es gibt eine gewaltige Flutwelle“, befürchtet der Landwirt und übergab am Freitag (13.) einen Beschwerdebrief gegen RWE an seine Anwältin Dr. Roda Verheyen. Mit Hilfe und Unterstützung der deutschen Umweltorganisation „Germanwatch“schickte Lluiya den Brief an das Energieunternehmen und fordert eine Beteiligung an den Schutzmaßnahmen, die er nach seiner Meinung als notwendig für die Region und die Stadt Huaraz erachtet.

„Ein solcher Vorstoß ist in Europa bisher einmalig“, so Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch. „Die schnell wachsenden Risiken durch die schmelzenden Gletscher in den Anden tragen eindeutig die Handschrift des Klimawandels. Saúl Luciano Lliuya findet sich nicht mit einer Opferrolle ab, sondern nimmt sein Schicksal in die Hand“. Laut einer Studie von 2013 soll kein Unternehmen in Europa mehr Treibhausgase freisetzen als RWE. Das Unternehmen ist demnach, so zeigt eine Untersuchung von 2014, für rund ein halbes Prozent aller weltweit seit Beginn der Industrialisierung freigesetzten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Saúl Luciano Lliuya fordert nun, dass RWE auch ein halbes Prozent der Kosten für die in Huaraz erforderlichen Schutzmaßnahmen übernehmen soll.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Kruxdie26

    Wie, glaubt da noch jemand an die CO2-Lüge und den Osterhasen?

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