Dem Epizentrum auf der Spur

Momance

Datum: 06. Juni 2010
Uhrzeit: 08:20 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Otto Hegnauer
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Wenn man Haiti, das sich die Karibikinsel Hispaniola mit der Dominikanischen Republik teilt,  mit einem nach links umgekippten Buchstaben Y vergleicht, teilt es sich nach Westen in zwei riesige Halbinseln, von denen die südliche „Tiburon“ heißt, Sie wird von einer Kordillere durchzogen, die etwa 30 km westlich der Prinzenstadt von der Momance zum Golf von Port-au-Prince entwässert wird. Die Momance ist ein gefürchteter Fluss von 53 km Länge, der nach Regenfällen vom unscheinbaren Rinnsal innert Minuten zum gefährlichen Ungeheuer anschwillt und im Unterlauf immer wieder für Dammbrüche, Überflutungen und Tod gesorgt hat. Heute sind die Ufer vor Erosion notdürftig mit Steinsäcken geschützt.

Sein wildes Tal verläuft schnurgerade von Ost nach West, auf dem Satellitenbild erscheint die Tal-linie wie eine Gerade auf dem Reißbrett. Das ist kein Zufall, denn hier reiben sich im Untergrund die zwei großen Kontinentalplatten aneinander, im Norden Nordamerika nach Westen, im Süden die Karibik nach Osten, und hier wird sich Tiburon eines fernen Tages teilen in eine weitere Nord- und Südinsel, und das Meer wird vordringen und einen neuen Golf bilden. In der Erdkruste bauen sich unvorstellbare Spannungen auf, die von Zeit zu Zeit zu Entladungen führen, den gigantischen Erdbeben wie jüngst gehabt. Hier lag das Epizentrum des Bebens vom 12.Januar, das noch monatelang weiter schüttelte.

Natürlich würde ich nichts lieber als dem wilden Lauf der Momance entlang aufwärts vordringen und das Tal des Epicenters durchmessen, das für 320’000 Tote sorgte, nach heutigen Stand der Erkenntnis. Das ist leichter gesagt als getan, denn eine Straße gibt es nicht, und so denke ich an 2-3 Pferde oder Maultiere, die sich wohl auftreiben lassen. Das Aufsteigen wird wohl schwierig, denn Steigbügel gibt es nicht, deshalb habe ich sie aus der Schweiz mitgenommen, und auch Ledersättel sind hier unbekannt. Im besten Fall gibt es schmerzende Sättel aus Holz. Ebenso verfügt nur das Militär über „Karten“, und die werden eben nicht feilgeboten, wie bei „Militärgeheimnissen“ üblich… Also, unsere Expedition zum Epicenter verspricht abenteuerlich zu werden. Lesen Sie mehr dazu später.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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