Gewürze haben die Niederlande reich gemacht – und der Sklavenhandel war damit eng verbunden: Etwa 600.000 Menschen aus Afrika haben die Niederländer als Sklaven verschifft und verkauft. An der afrikanischen Westküste kauften Kapitäne Männer und Frauen, die einheimische Menschenhändler zuvor im Innern des Kontinents in ihre Gewalt gebracht hatten. Für viele der Gefangenen war die Reise über den Atlantik tödlich, die Überlebenden mussten meist auf Plantagen in der Karibik, Zentral und Südamerika schuften. Seit Jahren setzte in den Städten der Niederlande eine Diskussion über dieses Kapitel der Kolonialgeschichte ein. Nun hat der niederländische König Willem-Alexander eine unabhängige Untersuchung über die Rolle des Königshauses in der kolonialen Vergangenheit der Niederlande in Auftrag gegeben. Dies gab der Informationsdienst der niederländischen Regierung (RVD) am Dienstag (6.) bekannt. Drei niederländische Historiker und ein Menschenrechtsexperte werden die auf drei Jahre angesetzte Untersuchung durchführen, die den Zeitraum vom späten 16. Jahrhundert bis zur „postkolonialen“ Gegenwart umfassen wird, so der RVD, ohne auf Einzelheiten einzugehen. „Profunde Kenntnisse der Vergangenheit sind unerlässlich, um historische Fakten und Entwicklungen zu verstehen und ihre Auswirkungen auf Menschen und Gemeinschaften so klar und ehrlich wie möglich zu sehen“, so der König in einer Erklärung.
Die niederländische Regierung wird sich noch in diesem Monat für ihre Rolle in der Sklaverei während der kolonialen Vergangenheit des Landes entschuldigen. Es wird erwartet, dass sie rund 200 Millionen Euro (210 Millionen USDollar) für einen Fonds zur Förderung des Bewusstseins über die Rolle der Kolonialmacht in der Sklaverei und 27 Millionen Euro für die Eröffnung eines Sklaverei-Museums bereitstellen wird. Die Ankündigung folgt auf die Empfehlung eines Beratungsgremiums aus dem vergangenen Jahr, das der Regierung empfahl, den transatlantischen Sklavenhandel des 17. bis 19. Jahrhunderts als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzuerkennen. Die niederländische Zentralbank entschuldigte sich Anfang des Jahres für ihre Rolle im Sklavenhandel und kündigte an, sie werde Projekte finanzieren, um das Bewusstsein für die Sklaverei zu schärfen und die Auswirkungen zu mildern, die sie noch immer auf die Menschen hat.
Die Niederländer spielten vom 17. Jahrhundert bis zur Abschaffung der Sklaverei Ende des 19. Jahrhunderts eine wichtige Rolle im weltweiten Sklavenhandel. Anlässlich des 150. Jahrestags der Abschaffung der Sklaverei im nächsten Jahr fordern surinamische Interessengruppen und andere verstärkt Wiedergutmachung für die Nachkommen der versklavten Menschen. Die Niederländische Westindien-Kompanie unterhielt Schiffe, auf denen über Jahrhunderte hinweg schätzungsweise 600.000 Menschen in die Sklaverei verschleppt wurden, wie aus staatlichen Angaben hervorgeht. Die versklavten Menschen wurden gewaltsam gezwungen, unter harten und unmenschlichen Bedingungen auf Plantagen in den niederländischen Überseekolonien in der Karibik und in Südamerika zu arbeiten. Im April entschuldigte sich die niederländische Bank ABN Amro für die ähnliche Verwicklung ihrer Rechtsvorgänger in den Sklavenhandel, die Plantagensklaverei und den Handel mit Produkten, die aus der Sklaverei stammen.
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