Haiti: Das Volk braucht einen Kopf – Biografie eines annehmbaren Präsidenten

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Datum: 13. November 2010
Uhrzeit: 19:24 Uhr
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Autor: Otto Hegnauer
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Das Volk „lebt“ ohne Kopf vor sich hin. Immer mehr dezimiert. Aber es lebt mit dem Herzen, mit Stolz und überschäumender Energie. Und auch mit genügend Händen, die nur auf Arbeit warten. Das Volk braucht keinen Präsidenten, solche hatte es genug. Das Volk braucht einen Kopf und Führer. Das US-Triumvirat mit Bill Clinton-Jimmy Carter-George Bush hat wohl ausgespielt und sein völkerumfassendes Analogon Clinton-Chavez-Préval kann auch nicht viel mehr erreichen. Und wenn die UNO für einige Jahre ihre Arbeit zufriedenstellend machen würde, dann würde es im Grunde gar keinen Präsidenten brauchen, für eine Amtszeit von fünf Jahren. Aber es würde einen Rechtsmenschen brauchen, einen solchen können die Ausländer nicht ersetzen. Die UNO-Schergen aber zappeln schon genug ob anderer Probleme, somit und laut Verfassung muss die Wahl halt sein. Cholera & Co. hin oder her.

Nun stehen 19 Köpfe Schlange vor der Tür des Nationalpalasts, die noch nicht einmal montiert ist. 19 Köpfe, die Ende Monat Präsident werden wollen, und es kann nur einer. Und infolge der grassierenden Cholera diskutiert man über den Wolken eine Verschiebung der Wahl. Aber die 19 Köpfe stehen an, und ob die vor lauter Kopf zu verkopft sind und nicht mehr mit allen sozialen Gruppen, etwa der dilettantischen Unterschicht sprechen können, ist mehr als möglich. Ich bekomme dieses Gefühl, wenn ich als sprachloser Ausländer etwa die endlosen Fernsehreden und Auftritte verfolge, die erinnern allzu oft an das Debut eines Uni-Assistenten. Problem und Chance dieses Volkes ist seine Vielfalt und Divergenz.

Für die Bewältigung des Hungers, der Sicherheits-, Gesundheits-, Bildungs-, Entwicklungs- und vieler anderer anstehender Probleme können sich die internationalen Organisationen, die NGO’s und all die andern ausländischen Hilfskräfte meines Erachtens wirkungsvoller einsetzen als für einen ganz speziellen Problemhaufen, die desolaten Rechtsprobleme. Nach den großen Katastrophen wurden Enteignungen und Ähnliches unter Notrecht vorgenommen, Folgeprobleme sind gewiss. Man denke nur an die Millionen von Menschen, die notdürftig auf fremdem Terrain untergebracht werden mussten, in fremdem Land heimisch wurden, und sich heimisch zu fühlen begannen, und die sich immer mehr Gewohnheitsrechte ableiten. Entgegengesetzt die rechtmäßigen, ursprünglichen Landeigentümer, die ihr Gelände gutwillig für Obdachlosenlager, Notunterkünfte und Heimatlose zur Verfügung gestellt hatten und jetzt vertrieben werden müssen, weil begreiflicherweise die ursprünglichen Eigner endlich ihre Projekte verwirklichen wollen. Von denen häufig wiederum Beschäftigungs- und damit Existenzmöglichkeiten für die Überlebenden abhängen. Oder die im Ausland oder unter den Trümmern verschwundenen Landeigentümer, die Vermissten und die Kriminellen, die zu Unrecht Ländereien und Güter beanspruchen, vielleicht solche, die mehrfach verkauft worden waren. Die Probleme mit den verschwundenen Dokumenten, von Identitätsbeweisen bis zu Kauf- und Grundbuchbestätigungen.

Überall lauern Konflikt- und selbst Bürgerkriegsgefahren, wo das Recht schon vor dem Beben, seit Generationen, mit Füssen getreten wurde. Und je nachdem möchten die Menschen zu ihrem Recht oder zu Profit kommen. Und das muss doch ein Recht der Gerechtigkeit werden, nicht ein „Recht“ des Stärkeren. Und selbst das Recht nach Gesetz ändert mit dem Wechsel der Gesetze, und zu verschiedenen Zeiten erfolgte Rechtsfindungen können sich diametral widersprechen. Die Rechtsfindung ist vielleicht das einzige, was niemals von Ausländern entschieden werden kann. Deshalb ist ein einheimischer Präsident nötig, der Recht und Probleme von Grund auf kennt.

Ohne mich als geduldeter Gast und Ausländer in die Politstrategien mischen zu wollen, so darf ich doch meine Meinung äußern. Ich schildere das Beispiel eines annehmbaren Kandidaten, der volksnah und doch gebildet, gemeinverständlich und doch sprachgewohnt ist. Jean-Henry Céant ist am 27. September 1956 in Goureau / Croix-des-Missions in Haiti geboren. Er ist verheiratet, Vater von vier Kindern, von Beruf Jurist und Notar, Hauptberater der Internationalen Union des Notariats (U.I.N.L), Generalsekretär des Notariatsverbandes von Port-au-Prince (ASNOP), Rechtsprofessor an der Universität in der Prinzenstadt und Seminarleiter im ganzen Land. Er kandidiert für die Präsidentschaft und vertritt die politische Partei Renmenayiti. Somit hat er das Herz durchaus auf dem rechten Fleck, das heißt politisch nicht zu weit rechts und zu weit links, sondern schön in der Mitte, dort wo es auch bei einem echten Menschen hingehört.

Seit 1987 tritt Jean-Henry an gegen die Rechtsverdreher, stellt seine Kenntnisse in den Dienst der Rechtsstudenten, der Verurteilten, der Rechtsgelehrten und setzt sich allgemein ein für die Förderung von Recht und Gerechtigkeit. Als Mann des Rechts leitet er Konferenzen und Seminare für Finanzinstitute, Jugendorganisationen und kirchliche, soziale und politische Gruppen. Er leistet für zahlreiche Organisationen von im Ausland lebenden Haitianern unentgeltliche Rechtsberatung. Schon vor Jahren beglaubigte er mir eine Unterschrift, als der Gedanke an eine Kandidatur als Präsident noch fast eine Amtsperiode weit weg war, und zwar völlig unentgeltlich, und ohne stundenlanges Warten lassen, wie hier üblich. So hatte ich schon Gelegenheit, ihn als guten Menschen kennen zu lernen. Das wäre ein unkomplizierter Präsident!

Er hilft nationalen und internationalen Organisationen, ihre Projekte zu realisieren, gerade in Grundbuchangelegenheiten, Bau- und Siedlungswesen. Als Beispiele nennt er das St-Joseph-Spital, das Erzbistum und andere Organisationen. Sein Ziel ist Motto ist. Genaueres können Sie, bei Interesse, in seiner Biografie über untenstehenden Link selber lesen, französisch oder englisch,

Das Volk ohne Kopf braucht keinen Präsidenten, deren hatte es schon 65, das ist genug. Das Volk braucht jetzt einen Kopf, Herzen und Hände hat es genug. Leider genügen die vorgesehenen fünf Jahre nicht, auch wenn sie sich verdoppeln lassen. Und verdoppeln werden, Soeben habe ich mir seine Wahlrede angehört, die hat ganz gut getönt und gewirkt. Sein Ziel ist es, das Gesetz für jeden gültig zu machen, getreu seinem Motto „Unkenntnis schützt vor Strafe nicht“.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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