Sie pflegen drüben zu sagen „Geld stinkt nicht“, denn sie lieben derbe Ausdrucksweise. Offenbar sind es jetzt sogar Maschinen, die die Echtheit des Geldes erschnüffeln. Und eine solche Maschine war die neueste Errungenschaft des italienischen Restaurants in Santo Domingo, in dem wir jüngstens feiern gingen. Eine so moderne Errungenschaft wie eine Geldschnüffelmaschine muss man doch vorführen, mit einem solchen Statussymbol kann man renommieren.
Also als es ans Zahlen ging, zückte ich eine US-Dollarnote, frisch aus der Bank. Sie war so frisch, dass sie beinahe noch nach Druckerfarbe roch. Nach glimpflich überstandener Finanzkrise lassen die im grausig kalten Norden drüben ja die Geldpressen heißlaufen, dass es etwas wärmer wird, und dass der Farbgeruch kein Wunder ist. Aber dem Géranten erschien der Geruch suspekt. Mit demonstrativ-fachkundigem Befingern wollte er vormachen, etwas davon zu verstehen.
Es kam noch besser. Er verschwand mit der vermeintlichen „Blüte“, wahrscheinlich zu einem Chef der noch weniger verstand, und als er nach angemessener Weile zurückkam, erklärte er mit Koryphäenmiene, die Note sei falsch, er könne sie nicht annehmen. Unsere erste Reaktion war natürlich Erschrecken, meine Erklärung das Ticket komme frisch aus der Bank half da gar nichts. Die Karte der neuen Maschine wurde jetzt gespielt, die hätte die Note nicht angenommen. Was antwortet man da, Maschinen haben doch immer recht, und offenbar entscheiden die jetzt über die Echtheit von Geldscheinen.
Also zahlte ich missmutig mit einer anderen, es ist ja nicht gerade angenehm, vor allen Gästen als Geldfälscher dargestellt zu werden. Natürlich glaubten wir nicht, dass eine Superschnüffelmaschine besser sei als die Scotiabank; trotzdem blieb ein mulmiges Gefühl. So ging ich am nächsten Morgen zu Scotiabank und klagte mein Leid. Natürlich war das Ticket vollkommen in Ordnung, und wir machten uns beruhigt auf den Heimweg ins Hotel.
Ich ließ es mir nicht nehmen, nochmals beim Italiener einzukehren. Wir tranken einen Cappuccino – übrigens der Name des Restaurants – und wollten natürlich Señor Dominus vortriumphieren, dass wir Recht hatten. Er schien zu ahnen, wo wir her kamen. Jedenfalls als er uns sah, zog er es vor, sich hinter der nächsten Ecke zu verstecken. Wir bekamen ihn nicht mehr zu Gesicht.
Unterwegs gelang mir der Schnappschuss eines Straßenköters, der systematisch ein Abfallfass nach dem andern durchschnüffelte. Der interessierte sich jedoch eher für etwas Fressbares als für Blüten. Und offenbar ist seine Nase besser als die einer solchen Supermaschine. Das Statussymbol des Italieners aber ist jetzt im Eimer bei den andern Abfällen.
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