Der im Exil lebende ehemalige haitianische Diktator Jean-Claude Duvalier “Baby Doc” ist vor einigen Tagen überraschend mit seiner Ehefrau/Freundin? Véronique Roy in Haiti, der Nachbarrepublik der Dominikanischen Republik eingetroffen. Der ehemalige haitianische Politiker und Diktator, der mit einer Maschine der Air France in Port-au-Prince landete, betrat damit zum ersten Mal seit er durch einen Putsch im Jahr 1986 abgesetzt wurde haitianischen Boden.
Begeisterte Anhänger und ehemalige Beamte seines Regimes, darunter der ehemalige Außenminister und Chef der Präsidentengarde, empfingen ihn am Flughafen. Baby Doc, mein momentaner Nachbar, gab eine Pressekonferenz, welche ich hier übersetzt komplett wiedergeben möchte:
Liebe Freunde von der Presse,
Ich danke Ihnen meiner Einladung gefolgt zu sein und nutze die Gelegenheit, um mich auch an meine Mitbürger zu wenden.
Ganz kurz möchte ich Ihnen sagen, dass mich der warme Empfang seit Ankunft am Flughafen sehr beeindruckt hat, besonders durch die Menge von Jugendlichen, die mich nie gekannt haben. Das bewegt mein Herz, ich sage euch danke vielmals, ich bin glücklich diesen Moment zu erleben. Ich kann mir vorstellen, wie neugierig ihr seid, den Grund meiner Rückkehr nach einem Vierteljahrhundert zu erfahren. Diese Frage steht auf all eueren Lippen.
Vor allem will ich den zahllosen Opfern des 12. Januar 2010 Ehre erweisen, nach den letzten Erhebungen hat die Katastrophe 316’000 Tote gefordert. Bedauerlicherweise wurde meine rechtzeitige Ankunft zur Gedenkfeier verhindert.
Liebe Landsleute, jetzt bin ich hier und bekunde meine Verbundenheit mit dieser extrem schwierigen Zeit der Nation, mit den vielen Hunderttausend die noch unter freiem Himmel, inmitten von Ruinen leben müssen. Seit dem Augenblick, da ich beschloss zurückzukommen um zusammen mit Euch des Geschehenen zu gedenken, erwartete ich Verfolgungen in jeglicher Form- aber glaubt mir, der Wunsch auf eurer Seite teilzunehmen an dieser Totenmesse, an diesem Konbit für den Wiederaufbau der Nation, übertrifft die Schikane bei weitem, mit denen ich konfrontiert werden könnte. Der zu bezahlende Preis zählt nicht, für mich ist wichtig wieder unter euch zu sein.
Ich nütze diese Gelegenheit, um öffentlich meine Sympathien für die Millionen von Partisanen auszudrücken und sie zu bitten, nach meiner freiwilligen Ausreise aus Haiti, kein Blutbad mehr anzurichten und die rasche Bewältigung der politischen Krise zu ermöglichen. Tausende wurden feige ermordet, gelyncht, verbrannt, gefoltert, dem grässlichen Schicksal des « pè lebrun » ausgeliefert (Menschen wurden in Autoreifen gepackt und verbrannt), ein Wort das traurige Berühmtheit erlangte. Ihre Häuser und Besitztümer wurden geplündert, verwüstet, angezündet. Und all dies unter den Kameras der ganzen Welt.
Ich möchte diese Gelegenheit auch nutzen, um einmal mehr mein tiefes Bedauern für meine Landsleute ausdrücken und die sich zurecht beklagen, Opfer meiner Regierung geworden zu sein.
Jugend meines Landes, während meines langen Aufenthaltes in Frankreich habe ich immer aufmerksam eure Schreie und euer Unglück verfolgt. Ich habe euer Leid mit viel Kummer und Verdruss miterlebt. An euch ist es, künftige Leiter dieses Landes, diesen Staat wieder aufzurichten und der Welt zu zeigen, welche Lebens- und Schaffenskraft in der haitischen Volksseele steckt. Und um Martin Luther King zu zitieren, sage ich euch «Wenn ihr dafür sorgt, dass die Glocke der nationalen Versöhnung in allen Herzen widerhallen kann und dass wir sie in jeder Gemeinde, in jeder Stadt, in jedem Viertel, in jedem Haus und Heim läuten lassen, dann können wir das Kommen des Tages erleben, an dem alle Kinder Haitis, alte und junge, reiche und arme, Männer und Frauen, jene aus dem Landesinnern als jene aus der Diaspora, Hand in Hand gehen und zusammen am Wiederaufleben Haitis teilnehmen können».
Das ist meine Botschaft an euch. Es lebe Haiti! Dass Gott uns segne! Merci.
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