Alma Zombie: Der Weltuntergang wird in Haiti geprobt

almazombie

Datum: 01. Februar 2011
Uhrzeit: 19:39 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Otto Hegnauer
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Meine treuen Leser und Freunde. Sie wissen ja, seit einem Jahr habe ich kein Haus mehr. Das Erdbeben in Haiti hat mir alles genommen- ich kann nur noch schreiben, denn Klagen und Weinen bringt nichts (oder nur den Tod). Und das mache ich eifrig, ich möchte ja die Menschen zum Schmunzeln bringen. Wie ich ich weiß, wurden meine Berichte über meine zweite Heimat schon von zehntausenden Menschen gelesen. Ich habe nun mein erstes Buch verfasst, welches unter folgendem Titel erscheinen wird:

Ich werde Sie künftig gelegentlich mit etwas Reklame in eigener Sache bemühen. Ich bitte Sie um Verzeihung. Seit heute, dem 1.Februar 2011, gibt es die genannte ISBN, die internationale Büchernummer. Es wird aber es noch ein paar Monate dauern, bis das Buch gedruckt und lieferbar ist. Bücher entstehen nicht von einem Tag auf den andern. Haben Sie dafür bitte Verständnis!

Zombies kennen Sie schon. Es sind die Untoten, die es nur in Haiti, welches sich die Karibikinsel Hispaniola mit der Dominikanischen Republik teilt, gibt. Und mein Buch entstand nach 20 erlebten Jahren in Haiti, dem Unstaat, vor dem jedermann Angst empfindet.

Alma Zombie muss mein Buch heißen, weil es Leben und Überleben in Haiti schildert. Es handelt von meinen Erlebnissen vor- während und seit dem Un-Beben, das am 12. Januar 2010 innert 30 Sekunden 316.000 Menschen dahingerafft und ebenso viele verstümmelt hat. Millionen von Bauwerken und Betrieben verwandelten sich in der halben Minute zu Schutt und Staub. Und für viele war es der Weltuntergang, es war auch MEIN Weltuntergang. Außer dem Leben blieb mir nichts mehr. Und den Erlebnissen und den Ideen im Kopf, deshalb schreibe ich jetzt. Denn Klagen und Weinen nützt nichts, aber die Menschen wieder schmunzeln machen, das stellt auf und bringt neues Leben.

Nicht nur wegen dem Zombie-Glauben ist Haiti anders, schon die Naturgesetze stehen da Kopf. Das Feuer spuckte einst aus dem Meer und schuf die Un-Insel, das Wasser kann bergauf laufen und explodieren. Und wenn die Hexen, Teufel und Gespenster wüten und toben, gibt es jedes Mal Katastrophen und Tote.

Auch die Geschichte ist nicht staubig wie anderswo, sondern spannend wie nirgends. Sie beginnt mit den Indianern, ihren Hütten und Kanus, mit denen sie die Meere überquerten. Boat People gibt es ja heute noch.

Dann die verheerenden Raubzüge der Christen, die das Gold und die Reichtümer stahlen, die auf der Insel waren – Haiti galt als reichste der karibischen Inseln, die Weißen machten sie zur ärmsten der westlichen Welt.

Sie deportierten und misshandelten Millionen von Sklaven aus Afrika, welche aber die die neue Kultur brachten und sich schließlich die Freiheit erkämpften. Ihre Fürsten bauten Festungen gegen Napoleon. Außer der Errichtung von Baudenkmälern waren sie aber nicht fähig, das Land zu entwickeln und vollendeten, was die Weißen begonnen hatten.

So blieben die einstigen Afrikaner unter sich und pflegten ihre eigene Religion, Sprache, Kunst und Kultur – und das ist auch der einzige Reichtum, der bis heute überdauert hat.

Ich muss meine Bücher für die schreiben, die Deutsch können – und die sind nicht in der Lage, so viel zu ändern wie sie eigentlich möchten. Die Einheimischen, die schmunzeln statt weinen sollten, verstehen weder Deutsch noch pflegen sie zu lesen, das kann sich höchstens sehr langfristig ändern. Und daran arbeiten wir alle.

Aber mein Buch ist eine Fundgrube von Schmunzelgeschichten. Und zeigt, dass man in Haiti nicht nur trauern muss. «Auf den Bäumen lebt sich länger» erzählt etwa von einem 100jährigen Blätterdoktor, der noch auf die Bäume steigt und dort seine geheimen Heilpflanzen sucht. In «Essbräuche im Hungerland» erlebst Du, wie zierliche Mädchen den Arbeitern im Kesseli das Essen aufs Feld bringen, und mir schon mal ins Hotel – Gamellenverpflegung würden wir sagen, auf dem Kopf natürlich, versteht sich. «Was Alma Mater den Haitis bringt» schaut der Götter- und Bildungsmutter etwas in die Trickkiste, über «Schmunzeln ist besser als Weinen» haben wir uns schon unterhalten und «Das Schmunzeln nicht vergessen, selbst in der Hölle» bläst in dieselbe Muschel (bei uns würde es heißen «ins selbe Horn»).

«Es klingelt im Schuh» betrifft einen Handydieb, der durch den Klingelton unbeabsichtigt entlarvt wird, und in «Kopf ab dem Ammonshorn» gehen meine Getreuen mit Macheten und Knüppeln auf eine Versteinerung los. «Die Hütte des Vogelscheuchers», «Madam Sarah schwatzt zu viel», «Warum man in meinem Garten Helm tragen musste», «Hexe im Weinglas» und «Eulen unter meinem Bett» schildern ein paar köstliche Erlebnisse aus meinem einstigen Haus, «Ich habe vergessen wie sie heißen, meine Kinder», «Ich bin süchtig!», «Ich bin ein Schmuggler von Kriegsmaterial!», «Obersten zu Billigpreisen» und «Krieg gegen Deutschland» erzählen von allerhand Ulk aus der Ferne. «Leichen wirbeln über Köpfe» zeugt von merkwürdigen Bräuchen und Begräbnissitten, unbegreiflichen Religionsriten, wohl auch von fremden Vorstellungen über Leben und Tod.

Das Gemeinsame an allen Geschichten ist, dass sie stets die Gefühle ansprechen, welcher Art die sind, muss jeder Leser für sich selber ausmachen. «Bankgeschichten und Postschlendrian» ist eher eine Tragikomödie; ob man sich da ärgern oder entsetzen soll, sei dahingestellt. Ich würde auch hier wieder schmunzeln.

Haiti ist berüchtigt als Drogen-Drehscheibe der Welt; mit etwas müssen ja die Reichen ihr Glücksgut gemacht haben. «Drogenbarone, fliegende Kisten und Meerjungfrauen» erzählt, wie die sogar Flugzeuge zum einmaligen Gebrauch erstehen, nach geheimer Landung weit weg in der Provinz in die Luft sprengen und den Helikoptern der Blauhelme spöttisch zuwinken, wenn die eintreffen und den Kampf aufnehmen wollen – natürlich viel zu spät. «Tanzen auf gestohlenen Schienen» schildert eine zauberhafte Absteige und Musikschuppen, die auf gestohlenen Schienen der einstigen Schmalspurbahn als Pfahlbau im Meer entstanden, der Fantasie der Haitianer und ihrem Schmiss sind keine Grenzen gesetzt.

Analphabeten sind Künstler ganz allgemein, nicht nur in Haiti. Sie tragen ihre Fähigkeiten in der rechten Hirnhälfte, der unverbildeten. Musikalische, darstellende, musische, emotionale – das Feuer das sie im Blut haben, wie ich immer wieder sage, die Kunst liegt auch im Kopf. «Sie können nicht schreiben, aber malen und singen! »

«Der Weltuntergang beginnt hier und so» macht deutlich, weshalb viele Haitianer, vor allem religionsgeprägte, vom Beginn des Weltuntergangs auf Raten überzeugt sind. Tatsächlich fällt ihre zunehmende Plage mit Katastrophen aller Art, manchmal mit tausenden von Toten, jedermann auf: Nach dem Goudou-goudou, dem größten Erdbeben der Menschheitsgeschichte mit 316.000 Toten, die Hurrikan-Katastrophen, die Jahrhundert-Überschwemmungen, die vernichtenden tropischen Regenmauern, die Erdrutsche und Bergstürze, die immer noch grassierende Cholera und andere Seuchen, die bürgerkriegsähnlichen Wahlwirren – man erkennt kein Ende.

Menschenunwürdig sind auch für Millionen die Wohnverhältnisse, von Wohnen kann man gar nicht sprechen. Sie vegetieren in zerrissenen Tüchern dahin, haben kein Zuhause mehr, der Bau von Wohnungen läuft schon, täglich, aber schleppend. Man kann hundertausende von Wohnungen einfach nicht so rasch hinstellen.

Eine ganz andere Apokalypse droht auch aus der Geldpresse der USA, auch ein langsamer Weltuntergang. Dass hierzulande immerhin noch Banknoten im Wert von 10 Gourdes (0.19 €) bis 500 Gourdes (4.85 €) zirkulieren, mag ja noch hingehen, aber die inflationäre Implosion wird bewirken, dass der gesamte Wert der Geldscheine verdampft und dereinst alles Geld vernichtet. Die Preise werden explodieren- übrigens weltweit, zuerst wiederum in Haiti. Vielleicht schon morgen.

Weh denen, die nur Geld als einzigen Hafen kannten, vor allem die großen Banken, denn die kleinen haben längst dran glauben müssen. Dann folgen bald einmal die Bourgeois, nur die Armen die haben nichts zu verlieren. Aber die Preise explodieren trotzdem, und sie können die Nahrung nicht mehr bezahlen. Die Menschheit hat sich ihr papierenes Grab geschaufelt.

In Haiti kann ein Großteil der Menschen schon heute nicht mehr für Essen und Wasser aufkommen. Eine ganz enorme Steigerung der bäuerlichen Ertragskraft wird vielen noch eine Zeitlang helfen, trotzdem wird das Volk vermehrt sterben an Hunger und Krankheiten.

Die Hyperinflation ist ein globaler Weltuntergang. Und auch für den naturbedingten ist bestens gesorgt: das Steigen des Meeresspiegels genügt, um bis zur Jahrhundertwende in Haiti (und anderswo) Millionenstädte unter Wasser zu setzen, Großkatastrophen sind vorgezeichnet. Überschwemmungen, Erdlawinen, Wegschwimmen von Hoch- und Tiefbauten, vor allem von Brücken und Straßennetzen, und die Mittel für Hilfe ans Armenhaus werden knapper, da die Spenderländer den eigenen Bedarf kaum mehr decken können.

Schließlich, es war am Abend des 12.Januar 2010, war das goldene Zauberland jäh zu Ende. Es rumorte und schüttelte wie wahnsinnig, die Mauern schwankten diagonal auf alle Seiten, Möbel stürzten und Glas splitterte, 316.000 Menschen fanden den Tod und ebenso viele verloren ihre Glieder, Millionen ihr Haus, auch ich. Ich wohne heute bei Einheimischen gleich einfach wie sie, jetzt habe ich das gelernt und schreibe mein Buch. Das ist alles, was ich noch kann.

Für mich gibt es zwei Gefühle, welche wichtig sind und die ich erzeugen, fördern oder behalten möchte: das Herzklopfen und das Schmunzeln. Meine Geschichten sollen beides erzeugen, Herzklopfen und Schmunzeln. Spannung macht Herzklopfen, und Herzklopfen zeigt dass man noch lebt. Auch Schmunzeln hilft Leben, Weinen bringt nur den Tod.

Ich durfte sie beide behalten nach dem Goudou-goudou. 316.000 klopft das Herz nicht mehr. Mir klopft es noch. Ich weiß nicht, wie ich das verdient habe. Und ich weiß nicht, wie viele noch schmunzeln können. Ihnen möchte ich helfen.

Nur der Himmel stürzt nicht ein, so biwakierten wir, Melissa und ich 10 Tage lang, ihre Familie und einige Nachbarn noch monatelang, im Freien auf den Steinen. Es schüttelte jeden Tag weiter. Und schüttelte später auch..

Wir getrauten uns nicht, das Haus zu betreten, von dem zwei Etagen noch standen (mit Rissen), die dritte war eingebrochen. Dann gelang es uns, Plätze in einem Flüchtlingsbus der Botschaft zu erhalten; wir wurden nach Santo Domingo gebracht.

Im Hotel hatten wir einen weiteren Monat auszuharren, bis wir Plätze in einem Flugzeug bekamen. Denn ab Haiti gab es keine zivilen Flüge mehr, selbst als die Piste wieder hergestellt war. Der Flughafen Port-au-Prince war pausenlos durch Rettungs- und Versorgungsflüge belegt.

Im Buch erzähle ich noch von weiteren Räubereien. So wie wir vom Hotelier in der dominikanischen Hauptstadt, übrigens einem Deutschen, um eine größere Geldspende beklaut wurden. Wie wir auf der Flucht sogar in Paris noch ausgeraubt wurden und uns der ganze klägliche Rest abgenommen wurde.

Da damit auch Pässe, Visa und alles was wichtig ist «Füsschen bekam», blieb Melissa bis Ostern in Paris festgenagelt, bis man ihr endlich ein Laissez-passer aushändigte. Die Passmaschine in Haiti sei ja vernichtet und die Franzosen ließen gar niemand ausreisen in dieses Land, da dies ihrer Meinung nach Mord bedeutet hätte.

Wenn man so etwas erlebt hat, wird man plötzlich interessant. Obschon ich vorher mein ganzes Leben nichts anderes getan hatte, als Abenteuer zu er – leben. Flugzeugabstürze, Höhleneinschlüsse und dergleichen, stets glimpflich ausgegangen, dank einem besonderen Gott oder Schutzengel (mehr dazu in meinem Buch Strick und Struck).

Kaum zurück in Flums, lud mich das Deutsche Fernsehen ein, bei einer Sendung bei Frank Elstner mitzumachen. Da sagte ich nicht Nein, wenn es auch kein Vermögen brachte, aber es war wieder ein Abenteuer. Und Hand aufs Herz, wer will es denn nicht gerne mal als «Mensch der Woche» versuchen. Tage vor dem Auftritt fühlte ich mich betreut, wie seinerzeit während und nach der Flucht. Täglich telefonierten mir rührige Damen und erkundigten sich nach Wünschen und Befinden, schön, so umsorgt zu werden, ich konnte nicht mehr gekidnappt werden, oder sonst verloren gehen.

Schließlich kam der 10. April 2010. Wir saßen, meine Frau Rosita und ich, im ICE der Deutschen Bahn, und sausten nordwärts. Nach Norden sagt man auch für «aufwärts», denn auf einer geographischen Karte ist Norden oben. Auch im allgemeinen Sprachgebrauch, etwa wenn es mit den Kursen aufwärts geht. Auch diese ICE-1. Klassfahrt ging nicht nur nach Norden, sondern gab uns das Gefühl, dass es auch sonst wieder aufwärts gehe, wie immer nach einer langen Talfahrt.

Die Fahrt ging rasch vorüber, und schon saßen wir im Taxi und rauschten durch prächtige Parkanlagen zum Dorint Hotel Messner, einer Luxusabsteige, wie ich sie mir seit zwanzig Jahren nicht mehr geleistet hatte. Gesichter von Berühmtheiten tauchten wie Schemen im Nebel auf. Und kaum reichte die Zeit für eine flüchtige Ruhepause, einen kurzen Spaziergang und einen Imbiss. Mit einem Wagen des Fernsehstudios ging’s weiter aufwärts. Im Studio traf ich auch alte Freunde wieder, ein Fernsehteam war schon bei uns in Haiti, als unser Haus noch intakt und prächtig war und es dort einiges zu filmen gab.

Nach einer schnellen Schminke gab es Probeaufnahmen, Aufnahmen durch den Fernsehfotografen, und ein Tonmeister versteckte Mikrophone in meinen Kleidern. Dann musste ich ein Stockwerk höher klettern in die «Maske» und durfte mich in zarte Damenhände begeben. Da wurde ich – wohl zum letztenmal – beschminkt, benebelt und bepudert, bis mein Gesicht auch einem jener Nebelschemen glich – ich hörte jedenfalls nachträglich von grotesken Jüngerschätzungen durch Zuschauer, die gerne etwas über mein wahres Alter erfahren hätten. Aber über das wahre Alter spricht man nicht, wenigstens bei «Stars». Das könnte Fans kosten …

Der Aufnahmeleiter führt uns hinunter ins Studio, es ist voller Zuschauer. Wir werden hindurch gelotst, meine Frau zu einem Zuschauerplatz auf der Seite, und uns werden Plätze zugewiesen, ganz nahe dem «Tatort». Was folgt, erlebe ich fast hektisch. Frank Elstner, der unter anderem im Südwestrundfunk die Talk-Show Menschen der Woche moderiert, stellt sich vor und erklärt mir kurz den Ablauf der Sendung, für Lampenfieber bleibt keine Zeit, trotz der Hunderte von Lampen, die von der Decke hängen. Da gibt es so viele Beschäftigte, Regisseure, Techniker, Kabelträger und weiß nicht was, und im letzten Moment wird noch umgestellt. Herr Elstner kennt mich aus meinen Internet-Geschichten und wollte mich zuerst als Menschen und Abenteurer vorstellen. Er hatte sich darauf vorbereitet, mit den drei Flugzeugcrashs zu beginnen, die ich schon heil überlebt hatte, und dann aufs Erdbeben überzuleiten. Da sich Minuten vor der Sendung zwei tragische Flugzeugabstürze in Polen und Russland abspielten, wobei die polnische Politelite ums Leben kam, entschloss er sich, auf dieses sensible Thema zu verzichten und auf ein Höhlenmotiv auszuweichen. Zum Glück kennt er ja meine Geschichten schon. Und ich kenn die kommenden Fragen ohnehin nicht, so spielt mir das keine Rolle. Vier Kameras sind im Einsatz, wovon eine an einem Kran. Die Sendung erlebe ich stressig, meine Antworten sind immer zu lang und wenn ich in die Nähe der Hauptsache komme, die ich eigentlich sagen wollte, empfinde ich mich schon unterbrochen durch ein anderes Thema. Ich passe eben nicht in eine tickende Maschine, mit so kurzem Takt. Es ist so stressig, dass ich die Bild und die Texteinblendung nicht einmal gewahre- und schon ist meine Zeit um.

Wie man doch immer wieder bei seiner eigenen Geschichte landet. Ich bin bei jeder bestrebt, andauernd zu kürzen, dabei werden die Stories fortwährend länger. Ich erreiche so oft das Gegenteil von dem was ich will. Geht das dir auch so?

«Einer der großen letzten Abenteurer dieser Welt», so stellt mich Frank Elstner seinen Zuschauern vor, den Gästen von «Menschen der Woche» des SWR. Ich werde übermorgen voller Zuversicht und mit neuem Elan wieder westwärts fliegen, zu meinen Menschen, ihren Problemen und meinen Abenteuern, vorerst über Paris durch die Aschenwolken der isländischen Vulkane, dann nach Santo Domingo und von dort per Bus nach Haiti, neuen Erlebnissen entgegen. Frank Elstner fragt mich vor den Kameras, warum ich denn nicht bleiben wolle. Meine Antwort ist, weil ich kein Deserteur sein möchte. In der gleichen Nacht kommen noch Mails aus Haiti, man konnte dort die Sendung über Internet empfangen, mit der Meldung «Nein, Du bist kein Deserteur!».

Das Weltgesicht passt nicht zu Haiti, eine Maske soll dem Unland aufgezwungen werden. Zahlen und Zwänge, Geld und Gewalt, die Werte der Welt. Auch Haiti gehört noch zur Welt, aber in einer anderen Richtung als es das Weltgesicht will.

Das Volk hätte am 28.November einen neuen Präsidenten wählen sollen, nach dem Willen der Welt, denn der alte war abgelaufen und ausgebrannt. Die Welt lachte nur noch über den Majonettenkopf, wie sie sagte. Jetzt sind es bald 3 Monate später, man kennt noch kein Ergebnis (dazu entsteht ein eigenes Buch: Die Qual der Wahl).

Was tun? Nicht weinen, versuchen zu schmunzeln, das Leben geht weiter. Das Steuer herumreißen. Die Einheimischen begeben sich in die Arme von Jesus oder Göttern, sie beten und singen, sie tanzen sogar. Andere begeben sich in die Arme von Alma Mater, der Göttermutter der Bildung, die hilft immer.

Wellentäler und Krisen müssen in jedem Leben auftreten, damit wieder Wellenberge entstehen, sich die Menschen weiterentwickeln können. Die Zukunft sieht gut aus für Haiti und seine Menschen. Aber alles braucht seine Zeit!

P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie jetzt Fan von agência latinapress! Oder abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und lassen sich täglich aktuell per Email informieren!

Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

© 2009 - 2024 agência latinapress News & Media. Alle Rechte vorbehalten. Sämtliche Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung und Verbreitung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung von IAP gestattet. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser- berichte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für Einsendungen und Rückmeldungen bitte das Kontaktformular verwenden.

Dies könnte Sie auch interessieren

Kommentarbereich

Hinweis: Dieser Kommentarbereich ist moderiert. Leser haben hier die Möglichkeit, Ihre Meinung zum entsprechenden Artikel abzugeben. Dieser Bereich ist nicht dafür gedacht, andere Personen zu beschimpfen oder zu beleidigen, seiner Wut Ausdruck zu verleihen oder ausschliesslich Links zu Videos, Sozialen Netzwerken und anderen Nachrichtenquellen zu posten. In solchen Fällen behalten wir uns das Recht vor, den Kommentar zu moderieren, zu löschen oder ggf. erst gar nicht zu veröffentlichen.
  1. 1
    Klaus

    Lieber Otti, Du hast es also wieder einmal geschafft – Dein , erstes,
    Haiti-Buch ist bald im Handel. Glückwunsch von Dagmar und mir.

    Wir freuen uns sehr darauf. Ich könnte wetten, Du hast bereits ein
    neues Projekt in der Pipeline !?! ALLES GUTE, v.Dagmar und Klaus.

Diese News ist älter als 14 Tage und kann nicht mehr kommentiert werden!