Seit 20 Jahren lebe ich in Haiti, meiner Wahlheimat. Der Glaube, in Haiti leben nur Diebe, ist ein Irrglaube. Ich halte es mit Kolumbus, der die Haïtianos als «Menschen von unglaublicher Freigebigkeit» schilderte. «Wenn man um etwas bittet, sagen sie nie nein, sondern fordern einen ausdrücklich auf, es anzunehmen und zeigen dabei so viel Liebenswürdigkeit, als würden sie einem ihr Herz schenken». Da gibt es jede Menge zu erleben, in einer Mischung indianischer, afrikanischer und spanisch-französisch-kolonialer Kultur. Goudou-goudou das Erdbeben ist überlebt, mein Königreich zusammengestürzt, es bleibt Zeit «über die Bücher» zu gehen – die sind jetzt im Kopf. Und es ist Zeit, die eigenen Bücher zu schreiben.
Mein erstes war ALMA ZOMBIE und ist noch im Druck, das zweite heißt STROLCHENSTREICHE VON STRICK UND STRUCK. Der Walter-Verlag hat mir eben einen Vertrag angeboten. In ein paar Monaten wird auch dieses Buch vorliegen. Ich bin der Strick, der Struck ist mein Freund. Seinen wirklichen Namen verrate ich nicht. (Erscheint wiederum im Wagner-Verlag, Gelnhausen. Die ISBN folgt, sobald bekannt.)
Europa, Afrika und Haiti, das ist das Dreigestirn, das leuchtete über meinen Wirkungsgebieten. In der Schweiz wurden wir in Kinder- und Schulstuben auf Systeme getrimmt, die uns kaum entsprachen und lernten, uns darüber hinwegzusetzen. Auf die Schulstube geht immerhin das Lesen zurück. Es sind Höhlen-, Tier- und Afrika-Bücher, die ich verschlungen habe. Ich wollte kein Bücherwurm bleiben, sondern selber Erlebnisse schaffen. Und unsere pubertären Erlebnisse waren deftig.
Bald kletterte ich als Höhlenforscher ins Hölloch, der größten Höhle der Welt. Im Buch steht Genaueres darüber.
Mit Struck zusammen gründete ich Jugend-Tierschutzgruppen und Jugend-Tierschutzlager. Das erste arrangierten wir 1947 in einer Alpenclubhütte mit Gleichaltrigen. Es folgten ihrer hunderte, mit tausenden von Teilnehmern. Der Jugend-Tierschutz ging 2010 an den Schweizer Tierschutz über und besteht heute noch.
Ein besonderer Job waren die Jahre im Schweizer Nationalpark, wo ich Forschungsarbeiten filmen durfte. So viele und köstliche Tiererlebnisse wie hier durfte ich nicht einmal in den ostafrikanischen Nationalparks erleben. Ich erduldete drei Flugzeugabstürze. Man kennt bereits meinen besonderen Gott oder Schutzengel, oder welche Macht auch immer zaubert, dass mir nie etwas geschieht – ausser Scherben, und die bringen Glück.
Und erst Afrika! Das war noch toller. Schon immer mein Traum! Erstmals entdeckte ich eine Ecke davon, als ich mit einem Freund ins Riffgebirge stoppte, das Geld in der Tasche musste für die Rückfahrt billigster Klasse reichen. Wir lernten interessante Chauffeure und Gastgeber kennen und wurden überall eingeladen. Das genügte, um Steppenfeuer für Afrika zu fangen, das brannte nun lichterloh. Ich ergatterte Verträge von Film- und Fernsehfirmen, des Reisedienstes des Lehrervereins und des größten Reiseunternehmens, und ich durfte Afrika in 80 langen und kurzen Reisen kennen lernen. In STRICK UND STRUCK erzähle ich davon.
Dann der 12. Januar, als Goudou-goudou (kreolische Benennung des Erdbebens) im Nachbarstaat der Dominikanischen Republik innert 10 Sekunden 316.000 Menschen umbrachte, ebenso viele überleben ließ aber verstümmelte und Millionen von Häuser zerschmetterte, darunter auch meines. Ich habe aber noch mein Leben und meinen Reichtum an Erlebnissen, die will ich jetzt aufschreiben. So können sie auch andere nachlesen, und ich kann die Menschen wieder etwas zum Schmunzeln bringen, denn auch mein Motto hat gewechselt, so wie alles. Es heißt jetzt «Schmunzeln bringt Leben – Weinen den Tod».
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