Ausführliche Feldstudien über das Verhalten und die ökologischen Ansprüche der Klammeraffen wurden seither auch in Kolumbien (Goldstirn-Klammeraffen), in Surinam und Peru (Schwarze Klammeraffen) sowie in Guatemala (Geoffroy-Klammeraffen) durchgeführt. Eine Reihe kleinerer Untersuchungen fanden in Mexiko, Costa Rica und auf der Insel Barro Colorado im Panamakanal (Geoffroy-Klammeraffen) statt. Aufgrund dieser Arbeiten wissen wir über die Lebensweise der Klammeraffen in freier Wildbahn heute recht gut Bescheid.
Die Gesellschaftsstruktur der Klammeraffen scheint ähnlich zu sein wie die der Schimpansen (Pan troglodytes) in Afrika: Die Tiere leben in Grossgruppen von oftmals weit über 20 Tieren, doch halten sich kaum je sämtliche Mitglieder einer Gruppe beisammen auf. In der Regel zerfallen die Grossgruppen in Untergruppen, deren Grösse und Zusammensetzung beinahe von Tag zu Tag wechselt. Durch diese häufigen Wechsel treffen sich alle Mitglieder der Gruppe regelmässig wieder, obschon sie sich oft während mehrerer Tage bis 1,5 Kilometer voneinander entfernt aufhalten.
Eigenartigerweise umfassen alle bisher untersuchten Klammeraffen-Populationen zwei- oder sogar drei mal mehr Weibchen als Männchen, und zumindest in Peru konnte nachgewiesen werden, dass dieses Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern bereits bei den Neugeborenen besteht. Dort konnte auch festgestellt werden, wie es zu diesem Missverhältnis kommt: Die hochrangigen Klammeraffen-Weibchen scheinen vornehmlich Söhne zur Welt zu bringen, während die zahlreicheren tiefrangigen Weibchen meistens Töchter gebären. Eine stichhaltige Erklärung für dieses nicht nur bei Primaten, sondern überhaupt bei Säugetieren unüblichen «Geschlechts-Missverhältnisses» zugunsten der Weibchen konnte allerdings noch nicht gefunden werden.
Unüblich ist des weiteren auch, dass bei den untersuchten Klammeraffen-Populationen die jungen Männchen nach Erreichen der Geschlechtsreife gewöhnlich in der elterlichen Gruppe verbleiben, während die jungen Weibchen abwandern, um anderswo nach geeigneten Partnern zu suchen. Es ist unter Säugetieren viel häufiger, dass die jungen Männer «auf Brautschau» gehen und die Töchter zu Hause bleiben.
Wie bei vielen Tieren der tropischen Regenwälder scheint es bei den Klammeraffen keine feste Geburtssaison zu geben. Jedenfalls können zu jeder Jahreszeit Jungtiere aller Grössen beobachtet werden. Die Tragzeit dauert sieben bis siebeneinhalb Monate, und das Geburtsgewicht der Affenkinder beträgt gut 300 Gramm. In den ersten vier Lebenswochen werden die jungen Klammeraffen am Bauch der Mutter getragen, wobei diese ihr Kind häufig mit der Hand stützt. Das Tragen am Bauch geht dann mit zunehmendem Alter in ein Tragen auf dem Rücken über. Das Junge liegt dabei auf der hinteren Rückenhälfte der Mutter und schlingt sein Greifschwänzchen um ihre Schwanzwurzel.
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