Wipfel- und Bodenbewohner profitieren voneinander
Klammeraffen bevorzugen als Nahrung reife Früchte, nehmen aber als «Zwischenmahlzeiten» auch gerne Blätter, Blüten, Knospen und Rinde. Die Nahrungsaufnahme macht fast ein Drittel ihrer Aktivitätszeit aus. Gut die Hälfte des Tages rasten sie. Die übrige Zeit benötigen sie für Ortsverschiebungen, Körperpflege und soziale Kontakte.
Im Laufe der Feldforschungen an Klammeraffen hat sich gezeigt, dass eine ganze Reihe bodenlebender Regenwaldtiere von den in den Baumwipfeln fresswandernden Klammeraffen profitieren: Sie suchen gezielt das Umfeld jener Bäume auf, in deren Krone sich die Affen verpflegen, und verzehren dort Früchte und andere Pflanzenteile, welche von den Klammeraffen fallengelassen werden und sonst für sie nicht zugänglich sind. Zu diesen «Nutzniessern» gehören zum Beispiel Agutis (Dasyprocta spp.), Pekaris (Tayassu spp.) und Spiesshirsche (Mazama spp.), aber auch Hokkohühner (Crax spp.) und Trompetervögel (Psophia spp.). Sie scheinen hauptsächlich auf das Geräusch von «Fallobst» zu reagieren.
Im Gegenzug scheinen die Klammeraffen aus den Alarmrufen der bodenlebenden Pflanzenfresser Nutzen zu ziehen, welche diese äussern, wenn sie einen Feind entdecken.
Sie führen ein «Affentheater» auf
Die rasche Abholzung der mittelamerikanischen Tropenwälder stellt eine enorme Gefahr für die Geoffroy-Klammeraffen dar. Denn – bedingt durch ihren speziellen Nahrungsbedarf (reife Früchte) – sind sie besonders stark auf ungestörte Regenwaldgebiete angewiesen und daher oft die ersten Affen, die aus gestöten Landstrichen verschwinden. Die Rate, mit welcher die Rodung der Wälder in den mittelamerikanischen Ländern voranschreitet, beträgt zwischen jährlich 4 Prozent in Costa Rica und 0,7 Prozent in Belize. In Honduras schätzt man sie auf 2,4 Prozent. Hält diese Entwicklung an, so werden um die Jahrtausendwende nurmehr klägliche Reste dieser reichen Vegetation – und damit unweigerlich auch der Klammeraffen-Bestände – auf der mittelamerikanischen Landbrücke übrig sein.
In vielen Bereichen ihres Verbreitungsgebiets werden die Geoffroy-Klammeraffen im übrigen ihres Fleischs wegen bejagt. Zum Verhängnis wird den Affen dabei, dass sie beim Anblick eines Menschen genauso wenig die Flucht ergreifen wie beim Entdecken eines Jaguars. Stattdessen äussern sie bellende Laute und nähern sich dem Feind oft bis auf kurze Distanz. Dort versuchen sie, den Störenfried einzuschüchtern und zu vertreiben: Sie beginnen mit Händen und Füssen Äste zu schütteln. Zudem brechen sie Pflanzenteile ab und lassen sie – oft in unmittelbarer Nähe des Feindes – fallen. Gleichzeitig harnen und koten sie in deutlichem Bezug zum Eindringling. Natürliche Feinde dürften sich in vielen Fällen angesichts dieses «Affentheaters» zurückziehen. Ein geübter Schütze vermag aber unter Umständen eine ganze Klammeraffen-Gruppe zu erlegen, bevor auch nur eines der Tiere fliehen kann.
Verhängnisvoll wirkt sich ferner die sehr geringe Vermehrungsrate der Klammeraffen aus. Die Weibchen bringen erstmals in ihrem fünften Lebensjahr ein Junges zur Welt. Danach beträgt das Intervall zwischen zwei Geburten drei bis vier Jahre. Bestandseinbussen infolge der Bejagung durch den Menschen vermögen sie daher kaum wieder wettzumachen.
Schliesslich ist auch die Bestandsdichte der Klammeraffen recht gering. Man schätzt, dass pro Quadratkilometer Regenwald durchschnittlich nur 6 bis 15 Individuen leben. Auch dies hat zur Folge, dass schon wenige Jäger eine gesamte Klammeraffen-Population innerhalb kurzer Zeit vollständig auslöschen können.
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