Samstag, Badetag. 15 Personen im Wagen, mehr geht nicht mehr. Der Treue macht das seit 12 Jahren mit, und bei was für „Strassen“! Ein unverwüstliches Kerlchen. Hinunter nach Port-au-Prince und durch die üblichen Staus, das dauert seine zwei Stunden. Langsam bildet sich auf der Seite eine neue Architektur heraus. Auch Hangverbauungen und endlose Treppen den Berg hinauf, alles aus Sandsäcken. Nachher gehts zügig, an tausenden von Zelten und Ruinen vorbei, auch an Bauplätzen, leichten Holzhäuschen und wieder solchen aus Sandsäcken.
Kinder und Erwachsene singen und gröhlen den ganzen Weg. So laut, dass sich jedermann umdreht und uns nachschaut, oder mitsingt, oder gleich selber zu tanzen beginnt. Es ist offensichtlich: Freude herrscht. Das ist so ungewohnt, dass sie es zeigen wollen. Hie und da ein Halt, weil eine einzige Person etwas kaufen will. Zwar etwas Unnützes, aber etwas was ihr Freude macht. Dafür lässt sie 14 Personen in der Hitze warten, eine Viertel- oder eine halbe Stunde lang. Die haben weniger Freude. Und einmal tanken, „Gas“ heisst das hier, und muss auch sein. Und los über die „Route des Rails“, die „Strasse der Gleise“, die neue Umfahrungsstrasse von Kfou. Bis auf die Umfahrung des Ölhafens ist alles fertig, da kann man rasen.
Auch am Markt (Mache) von Mariani vorbei ist ziemlich fertig. Hier wo man sich seit zwanzig Jahren durch Schlamm und Bäche durchkämpfen musste. Den Markt selber habe ich noch nie besucht, das steht noch bevor. Er besteht aus lauter offenen Pavillons mit knallbunten Kunststoffdächern und belegt das Gelände des ehemaligen Schlachthauses. Dann geht es der Katastrophenlinie entlang, dem Epizentrum vom 12. Januar 2010. Der Anblick hunderter eingeknickter Häuser schmerzt, die Zelte zwischen den Ruinen sind kaum sichtbar. An unserem Haus in Gresye vorbei sehe ich gegen die Bergseite, der Blick meerwärts sticht zu sehr.
Die Ruinen der ehemaligen Stadt Léogâne sieht man nicht, sie werden grosszügig umfahren. Noch wenige Kilometer der Küste nach, und dann rechtsab, eine enge Piste zwischen Palmen gegen das Meer. Hier liegen die „Cules de Léogâne“, unser bevorzugter Badeplatz. „Cules“ ist der Name für „Priele“, und ein Priel ist ein natürlicher, oftmals mäandrierender Wasserlauf an der Wattküste. Er kann die Fortsetzung eines Flussarms vom Land her sein oder aber verschiedene bei Niedrigwasser voneinander getrennte Meeresteile miteinander verbinden. Oft quellen sie auch wenige Meter landeinwärts aus einem Süsswassersee.
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