Haiti: Glück im Unglück

Datum: 23. Juli 2011
Uhrzeit: 12:41 Uhr
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Autor: Otto Hegnauer
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Vieles ist zwar giftig- sogar tödlich wie der Fliegenpilz, wenn man nicht weiss dass der seine Vorteile nicht beim Essen, sondern beim Anschauen hat, dann ist er sogar schön. Alles hat seine Vorteile, man muss sie aber sehen. So wurde der Fliegenpilz sogar zum Sinbild des Glücks. Über Glück haben wohl schon die Höhlenmenschen diskutiert. Die mit dem Steinbeil. Und die alten Griechen die sagten, es sei „besser ein unzufriedener Sokrates als ein zufriedener Narr“ zu sein. Besser ein unzufriedener Mensch als ein zufriedenes Schwein. Im 12. Jh. hieß es „Gelucke“ und meinte ein gutartiges Schicksal, später einen helfenden Zufall.

Glück ist auch ein Gefühl oder Zustand, in dem sich jemand befindet, ein allgemeines, subjektives Wohlbefinden. Entscheidend ist dabei das Erleben der betreffenden Person. Glück hat mit Zufriedenheit und Ansprüchen zu tun und ist deshalb bei armen Menschen eher verbreitet als bei begüterten, verwöhnten. Die Alleshabenden wollen nämlich meistens NOCH mehr. Die Niezufriedenen sind wie Selbstmörder und nur bei den Verwöhnten zu suchen. Wer bringt sich schon um, wenn er glücklich und zufrieden ist. Und das sind am ehesten die, welche am wenigsten haben.

Geld, Gold und Glück, drei Zauberworte, sie beginnen alle mit G und gehören für viele zusammen. Denn für die meisten bedeutet Glück einen grossen Haufen Geld. G, G & G sind drei Äusserlichkeiten, aber sogar die können glücklich machen. Man muss gar nicht immer auf Inhalt oder Bedeutung achten. Buchstaben und Wörter sind für mich oft ein reines Spiel, und damit eine Quelle von Glück. Spielen und Springen, Tanzen und Singen sind Ausdrucksformen von Glück, und die Kinder jauchzen sogar. Das kann man hier von den Armen lernen, den Ärmsten Amerikas.

Hermann Hesse lebte fern von Amerika, in Deutschland, und Montagnola. Dort leben eher die Reichsten der Schweiz. Trotzdem brauchte er nicht Geld und Gold für sein Glück. Auch ihn konnten Buchstaben und Wörter glücklich machen. Er schrieb über SEIN, „des Schriftstellers Glück: Für den Schrifststeller bedeuten Wörter ein Glück, wie für den Maler die Farben auf der Palette. (Und für den Haïtianer die Töne. Das habe ICH reingetrickst.) Es gibt ihrer zahllose, und es entstehen ihrer immer neue, aber die guten, die echten Worte sind weniger zahlreich, und ich habe es in siebzig Jahren nicht erlebt, dass ein neues entstanden wäre.“ Unter den verfügbaren Wörtern treffe ein jeder seine Auswahl hinsichtlich der bevorzugten und solcher, die er lieber meide. Hesse unterscheidet weiter zwischen den „tausendmal“ verwendeten alltäglichen und den „nur mit Bedacht und Schonung“ auserwählten „festlichen“.

Über das Wort „Glück“ speziell schrieb er, zu den selten gesagten und geschriebenen gehöre für ihn das Wort „Glück“: „Ich finde, dieses Wort habe trotz seiner Kürze etwas erstaunlich Schweres und Volles, etwas, was an Gold erinnert, und richtig ist ihm außer der Fülle und Vollwichtigkeit auch der Glanz eigen, wie der Blitz in der Wolke wohnt er in der kurzen Silbe, die so schmelzend und lächelnd mit dem GL beginnt, im Ü so lachend ruht und so kurz, und im CK so entschlossen und knapp endet. Es ist ein Wort zum Lachen und zum Weinen, ein Wort voll Urzauber und Sinnlichkeit“. (Fast wie „Haïti“. Wieder reingetrickst.) Er sagt es schöner als ich es könnte, aber genau dieses Glück ist doch auch MEINES.

Einmal durfte ich einen Vortrag halten. Ich hatte Glück, es war in der Welternährungs-Organisation oder so ähnlich. Auf deutsch, Ich als berüchtigtes „Sprachgenie“ hatte wieder Glück, denn der wurde „simultan“ in 7 (ps., eine Glückszahl) Sprachen übersetzt. Das nötige Drehbuch und vieles mehr war interessant. 2000 Zuhörer, mindestens mein Rekord, bestimmt auf Lebenszeit. Weiss nicht mehr, was ich denen Dummes erzählte, wohl über Glück und Motivation. Denn es ging um Ausbildung über Lebensmittel. Und ich hatte nochmals Glück, denn ich musste den Vortrag meiner unmittelbaren Vorrednerin mit anhören. Die kam zufällig auch aus der Schweiz, und auch alphabetisch gleich nach mir. Sicher aus Zufall. Sie hiess Jeanne Hersch.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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