Wachsende Gewalt in den Krankenhäusern von Venezuela

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Datum: 14. September 2011
Uhrzeit: 11:15 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Gesellschaft von den jüngsten Zwischenfällen erschüttert

Krankenhäuser und Gesundheitszentren in Venezuela gehörten bis vor kurzem zu den wenigen Orten, an denen es keine Gewalt gab. Umso mehr ist die venolanische Gesellschaft von den jüngsten Zwischenfällen erschüttert, bei denen sogar eine Medizinstudentin erschossen wurde. Viele Beschäftige in den Krankenhäusern verlassen ihren Arbeitsplatz nach Beendigung der Nachschicht aus Angst vor Überfällen nicht und übernachten an der Arbeitsstelle.

„Unter dieser Regierung werden wir die Geißel der Gewalt nicht mehr los“, empört sich Eduardo Morillo, Anästhesist in einem Krankenhaus in Caracas. „In unserem Land hat es noch nie so viel Unsicherheit wie in den letzten Monaten gegeben. Aus Angst vor Überfällen und Diebstahl fahren wir nicht mehr mit unseren Autos zur Arbeit, nehmen nur noch das nötigste Kleingeld mit und verzichten sogar auf unsere Handys. Nach der Nachschicht verbringen wir die Nacht bis zum Morgengrauen im Krankenhaus, um nicht das Opfer von Kriminellen zu werden“, so Morillo.

Vor einer Woche wurde die 24-jährige Medizinstudentin Elisalbeth Uzcategui nach Verlassen ihrer Nachtschicht vor den Toren des Krankenhauses erschossen. Ein junger Mann starb an den Schußverletzungen, die ihm im Wartezimmer einer Klinik von seinen „Freunden“ zugefügt wurden. Am 20. August kam es zu einem Amoklauf im Domingo Luciani Hospital in Caracas. Nur durch das beherzte Eingreifen von Krankenschwestern und einiger Ärzte konnte schlimmeres verhindert werden. „Der Vorfall ereignete sich auf der Kinderstation. Mehrere Kinder erlitten einen Schock, einige Fensterscheiben gingen zu Bruch“, erklärt der 39-jährige Pfleger Hugo Vargas.

In einem anderen Krankenhaus stürmte eine Gruppe unbekannter Männer die Notaufnahme und zerstörte die Einrichtung. Als sie ihren nach einer Schlägerei eingelieferten Kameraden nicht fanden, eröffneten sie das Feuer und schossen wahllos durch die Gegend. „Es war wie bei dem Gefängnisaufstand in El Rodeo. Viele Kugeln schwirrten durch die Luft, wir hatten große Angst. In einer ersten Reaktion wollte ich nur die Kinder in der Pädiatrie schützen. Das Feuergefecht dauerte etwa zwanzig Minuten- von der Polizei gab es keine Spur“, gibt Assistenarzt Eduardo Zamora bekannt.

Mehrere hundert Mitarbeiter der Krankenhausverwaltung protestierten gegen die unglaublichen Zustände. „Wir wollen keine Kugeln, wir wollen Leben retten“, stand auf den Bannern und Transparenten der Protestanten vor einem Krankenhaus im Osten der Hauptstadt. Obwohl die Behörden keine offiziellen Zahlen über Gewalt in Gesundheitszentren veröffentlichen, teilte Roberto Briceno, Direktor der venezolanischen NGO „Observatory of Violence (OVV) mit, dass inzwischen ein „Prozess der Ausbreitung der Verbrechen“ auf alle Krankenhäuser des Landes stattgefunden hat.

Nach seinen Worten ist dies hauptsächlich auf „Mangel der politischen Kontrolle“, dem „Fehlen einer nachhaltige institutionellen Gliederung“ und „der zunehmenden landesweiten Straflosigkeit“ zurückzuführen. Briceno stellte fest, dass durch die Zentralisierung unter der Regierung Chávez die Macht der Polizei Institutionen geschwächt wurde. “ Das offensichtliche Ergebnis davon ist Korruption, Straflosigkeit und Ineffizienz“.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Der Bettler

    Na Gustav, wieder nichts zu sagen? Kann man ja kaum widerlegen oder
    beschönigen.Wäre neugierig was Du wieder für Gegenargumente hast.Auf
    alle Fälle hat das mit der neuen Polizei in Caracas schon mal nicht geklappt
    Du wirst doch nicht endlich mal kapiert haben,was für Schweinereien in
    diesem Land laufen?

  2. 2
    afrika

    Ich habe die ganze linke Presse abgesucht, aber von solchen Gewaltexzessen habe ich nichts gelesen?

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