Brasilien: Vergiftungen, Landgrabbing und Wassermangel

Wasser

Dorfbewohner zeigt sauberes und verunreinigtes Wasser. In der Regenzeit werden Pestizide und wegen der Abholzung mehr Schlamm als früher in den Fluss gespült. Foto: Rosilene Miliotti /FASE
Datum: 14. September 2017
Uhrzeit: 11:10 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Eine Delegation aus 30 Menschenrechts-, Entwicklungs-, und LandexpertInnen dokumentiert derzeit im Nordosten Brasiliens umfassende Schäden durch Soja-Monokulturen und Landgrabbing. Die von der „Caravana Matopiba“ angehörten Betroffenen in den Gemeinden Melancias, Baixão Fechado, Sete Lagoas, Brejo das Meninas und Santa Fé berichten von Wasserknappheit, Abholzungen, Pestizid-Verschmutzungen und schweren Gesundheitsschäden. Landräuber – in Brasilien als grileiros bekannt – holzen die Vegetation ab, fälschen Landtitel und verkaufen große Flächen an Agrarfirmen. Das Team fand bei allen Besuchen im Süden des Bundesstaates Piauí klare Anzeichen dafür, dass die zunehmenden Umweltschäden die Rechte auf Nahrung, Wasser und Gesundheit verletzen.

Stimmen von Betroffenen

Herr Juarez, Sprecher der Gemeinde Melancias, berichtete, dass die auf den Plantagen eingesetzten Pestizide zur Regenzeit direkt in den Fluss gespült werden. Hierdurch kann das Wasser aus dem Fluss nicht mehr genutzt werden. Pestizide werden auch mit Flugzeugen über den Plantagen versprüht und gefährden dadurch die anliegenden Gemeinden. Der gesunkene Grundwasserspiegel beeinträchtigt die Ernte, zum Beispiel der Buriti-Palmen, welche die Gemeinden für die Herstellung vielfältiger Produkte nutzen.

Die Anwesenheit von Großgrundbesitzern, Landgrabbern und Milizen zieht sich spürbar durch die gesamte Region. Gemeindemitglieder werden fortwährend eingeschüchtert und gezwungen, ihr Land zu Dumpingpreisen zu verkaufen. Viele Familien ziehen in die Favelas großer Städte. In Sete Lagoas kam es erst kürzlich zu zehn Fällen massiver Einschüchterung durch die Firma Damha, die den „Sicherheitsdienst“ für die grileiros organisiert.

Fehlender Schutz

Der brasilianische Staat versagt beim Schutz der Gemeinden, der Landrechte sowie bei der Bereitstellung öffentlicher Güter wie Elektrizität und Wasser. Flavio Valente von FIAN International erklärt: „Der brasilianische Staat war nicht nur komplett abwesend, wenn es um den Schutz ländlicher Gemeinden vor Plünderungen durch Landgrabber geht. Durch die Begünstigung der Agrarindustrie ist er viel mehr selbst verstrickt in kriminelle Geschäfte. Dies führte zu einer Welle von inakzeptabler Gewalt an der lokalen Bevölkerung und völliger Straflosigkeit.“

Agrarkonzerne, die in der Region operieren, erhalten auch Gelder von Pensionskassen aus den USA, Kanada, Schweden, den Niederlanden und Deutschland. Die Delegation fordert die genannten Staaten auf, ihren extraterritorialen Pflichten nachzukommen. Pensionskassen dürften nicht in Geschäfte investieren, die zu Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung führen.

In Teresina und Bom Jesus wurden öffentliche Anhörungen durchgeführt. Ein vorläufiger Bericht wurde den brasilianischen Behörden übergeben. Die Karawane wird die Zeugenaussagen und die Ergebnisse der Recherche heute bei einer Pressekonferenz und einer weiteren öffentlichen Anhörung in Brasilia vorstellen.

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