Brasilien hat am Donnerstag (11.) als erstes Land die Einfuhr von Mehl aus gentechnisch verändertem Weizen zugelassen. Die Lieferung der in Argentinien entwickelten neuen Sorte dürfte aufgrund des Widerstands der brasilianischen Müller und der weltweiten Verbraucher in nächster Zeit allerdings unwahrscheinlich sein. Die Entscheidung könnte eine breitere weltweite Diskussion über gentechnisch veränderten Weizen auslösen, da die Preise steigen und die Sorge wächst, dass schwerere Unwetter die Ernährungssicherheit gefährden könnten. Gentechnisch veränderte Sojabohnen und Mais sind seit langem auf den Weltmärkten akzeptiert, werden aber in erster Linie an Nutztiere verfüttert und nicht vom Menschen verzehrt. Die brasilianische Behörde für Biosicherheit „CTNBio“ erklärte, ihr einstimmiger Beschluss gelte nur für Weizenmehl. Die Müller hatten mit einem Boykott argentinischen Getreides gedroht und erklärten, sie würden den Rechtsweg beschreiten, um die Entscheidung über das Mehl rückgängig zu machen. „Die Entscheidung wurde von einer technischen Behörde getroffen, aber es ist wichtig zu sehen, was der brasilianische Markt will. Es sieht so aus, als wollten die Verbraucher in Brasilien keinen GVO-Weizen“, so Gustavo Idigoras, Leiter der argentinischen Getreideexportkammer „CIARA-CEC“.
Der brasilianische Mühlenverband „Abitrigo“ erklärte, er werde das Büro des Präsidenten bitten, einen nationalen Ausschuss für Biosicherheit einzuberufen, um die Entscheidung zu überprüfen. Ebenfalls werden auch rechtliche Möglichkeiten geprüft, um die Entscheidung auszusetzen. Die Gruppe hatte bereits damit gedroht, keinen argentinischen Weizen mehr zu kaufen, falls der Verkauf des dürreresistenten Weizens in Brasilien genehmigt würde und versprochen, sich in anderen Ländern zu versorgen. Letztendlich kommt es auf den Verbraucher an. Was ist der Verbraucher bereit zu akzeptieren? Die US-Weizenfutures erreichten am Donnerstag aufgrund des knappen weltweiten Angebots den höchsten Stand seit fast neun Jahren, während die europäischen Weizenfutures auf einen Höchststand von 13-1/2 Jahren kletterten.
Nur ein Bruchteil der argentinischen Landwirtschaftsbetriebe hat die Weizensorte ausprobiert, die gegen Trockenheit und das gängige Herbizid Ammoniumglufosinat resistent ist und von „Bioceres SA“ (BIOX.BA) entwickelt wurde, dessen Partner „Tropical Melhoramento Genético“ den Antrag bei „CTNBio“ eingereicht hat. Nach Angaben des Unternehmens wurde der GVO-Weizen in Argentinien auf einer Fläche von rund 55.000 Hektar versuchsweise angebaut. Argentinien hat bis zum 19. Oktober dieses Jahres insgesamt 8,424 Millionen Tonnen Weizen exportiert, wovon etwa fünfzig Prozent nach Brasilien gingen, das für den Großteil seiner Weizenimporte auf seinen südlichen Nachbarn angewiesen ist.
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