Haiti: Zunehmende Sehnsucht nach der Ära Duvalier

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Datum: 26. Januar 2011
Uhrzeit: 17:13 Uhr
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Autor: Otto Hegnauer
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In Frankreich sind die Hilfen für Duvalier nicht so zahlreich, aber sie sind bedeutend; man findet sie vor allem innerhalb der Bourgeoisie. Es sei dazu erwähnt, dass sich 2009 fünf haitianische Parteien neu formierten; ADRENA, ADEBHA, GREH, MNP-28 und RDNP. Henri Robert Sterlin (ADRENA), der eingestand für die Rückkehr von Duvalier zu kämpfen, war auch dabei, zusammen mit Himmler Rébu (GREH), Oberst der einstigen haitianischen Armee, sowie Mirlande Manigat (RDNP), heute Spitzenkandidatin für die neue Präsidentschaft. Mirlande Manigat und Michel « Sweet Mickey » Martelly. 2007 hatte der Rebellenführer Guy Philippe den Staatsstreich von 2004 gegen Aristide gelobt und Rébu als einen der Waffen-, Munitions- und Geldlieferanten demaskiert. Die USA hatten den Putsch mitfinanziert und in der Dominikanischen Republik durch die CIA Rebellen ausbilden lassen.

Man bemerkt in der letzten Zeit, besonders in diesen Tagen, eine zunehmende Sehnsucht nach der Ära Duvalier, nach den sauberen Straßen und den funktionierenden Diensten- nach der besten Zeit des Landes, wenn man von den menschenrechtlichen Entgleisungen absieht. Die Mehrheit der heutigen Bevölkerung ist zu jung, um das Blutbad der Wirklichkeit erlebt zu haben. Sie kennen die Sicherheit und Stabilität des damaligen Régimes vom Hörensagen, Die Greuel aber nicht. Heute haben die Menschen nicht einmal mehr zu essen, die Häuser sind eingestürzt, man vegetiert in Zelten, die Cholera holt ihre täglichen Opfer, die Kinder haben keine Schule mehr.

Préval sei der wirkliche Diktator, man wolle ihn nicht mehr, man wolle Duvalier als Präsident. Unter ihm hätte jedermann gut gegessen, in Frieden und Sicherheit gelebt. Täglich mehren sich friedliche Kundgebungen die Duvalier als Präsident fordern. Die zerstörerischen Wutausbruche der Inité haben aufgehört und gestern hat sogar ihr Chef, der trügerische Präsidentschaftskandidat Jude Célestin, endlich aufgegeben. Es wurde wieder ein Wunder. Wie man munkelt, aus Angst, sein US-Visum auch zu verlieren, wie die ach so bestraften Partisanen seiner Partei. Die USA hat endlich wieder einmal etwas Gutes bewirkt.

Unter den Anbetern Baby Docs befinden sich aber auch Ältere. Es sind die, welche die Tyrannenzeit überlebt haben und die damaligen Fortschritte der Wirtschaft und Sicherheit mit den heutigen Chaos und Clownerien vergleichen. «Verhaftet Préval, ins Gefängnis mit ihm » skandieren tausende jeden Tag, «die Diktatur ist tausendmal besser als die heutige Demokratie». Auch die Graffiti auf den Mauern sprechen die gleiche Sprache, und neben oder über den Postern zugunsten von Aristide erscheinen die zugunsten von Baby.

Eine Gallone Benzin war zu Zeiten Babys, der die Höchstpreise festsetzte und strengstens kontrollierte, auch für alle wichtigen Lebensmittel 100 mal billiger als heute, der Geldwert war dem amerikanischen ebenbürtig, heute beträgt er fast ein Zehntel und die folgende Umkehr der Zustände ist nicht verwunderlich. Das Volk will schnelle und kurzfristige Ergebnisse sehen, es hat keine Geduld. Das ist übrigens in allen Ländern so. Treffen diese nicht ein, so hat der Chef kein Brot mehr und auch das Weltgesicht, die UNO, OEA, die Wahlen, die Demokratie und wie sie alle heißen, haben ihre Gesichter verloren. Das Blatt wendet sich- es hat sich gewendet. Niemand weiß, was jetzt geschehen wird.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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