Stegemann-Interview: „Birgit Prinz hatte so einen Abgang nicht verdient!“► Seite 4

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Datum: 24. Juli 2011
Uhrzeit: 00:01 Uhr
Ressorts: Brasilien, Sport
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Autor: Dietmar Lang
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► 2. Teil: Kerstin Stegemann über Silvia Neid und den Abschied von Birgit Prinz sowie die Sportförderung bei der Bundeswehr

Hat Sie Ihnen das gesagt mit dem Trikot?
Das hat sie in einem Interview gesagt. Ich habe Kontakt zur Birgit, auch zu ihrem Vater, der sich dann ja auch noch dazu geäußert hat. Da war die Birgit dann auch sauer, das war ihr unangenehm. Aber man muss auch den Vater verstehen, 17 Jahre lang ist er der Birgit hinterher geflogen oder gefahren, um die Spiele zu sehen. Da bricht auch sein Herz. Ich denke, er wollte es einfach einmal loswerden. Ich finde es also wirklich schade. Die Birgit war damals bei meinem Abschiedsspiel mit dabei, es war aber eine private Veranstaltung. Denn der DFB hat damals gesagt, wer ein Abschiedsspiel haben will, der muss das selber organisieren. Ich wollte eigentlich gar keines haben, aber dann haben Freunde das für mich organisiert.

Das hat sich aber beim Michael Ballack in Bezug auf ein mögliches Abschiedsspiel anders angehört. Aber vergleichen wir mal Ballack und Prinz. Ist so ein „Rausschmiss“ aus der Nationalelf inzwischen normal?
Ich kenne die Situation beim Ballack nicht. Es ist klar, zwei Seiten können nicht stimmen und ich weiß nicht, wer Recht hat. Wenn natürlich die Äußerung vom Ballack stimmt, dann ist das nicht korrekt vom Löw. Also ich kann mich da keiner Meinung anschließen, bei der Birgit aber kann ich es beurteilen, da weiß ich, wie es war. So wie es gelaufen ist, das hat sie nicht verdient. Das Problem ist immer das Aufhören. Solange es gut läuft, ist alles in Ordnung.

Mal ganz ehrlich: Wenn die Birgit vor der WM gesagt hätte, ich höre auf, jeder hätte ihr den Vogel gezeigt. Und hätten wir dann noch ein schlechtes Spiel gemacht, hätte es geheißen: „Och, hätten wir nur eine Birgit Prinz gehabt, dann wäre das nicht passiert.“ Also wie man es gerade auslegt. Natürlich war sie nicht fit, aber auch in der Presse wurde sie schlecht gemacht. Sie hat zu viel überlegt, das war nicht die richtige Birgit. Der Druck war enorm groß und das auf ihren Schultern, sie war ja faktisch Futter für die gesamte Presse. Sie musste da ganz schön einstecken. Hätte so nicht enden müssen. Vielleicht hätte sie auch schon vorher sagen müssen: „So, das war es. Ich habe eine schöne Zeit gehabt.“ Natürlich ist es immer schwierig aufzuhören. Wir sind ja sogar ein Jahrgang, vom Alter her nur drei Wochen auseinander. Bei mir hat es sich damals ergeben.

Sie hatten ja in der Nationalelf aufgrund von Knieproblemen aufgehört?
Ich wollte ja schon gar nicht mit zur EM fahren. Ich war ein halbes Jahr verletzt und war nicht fit. Aber die Mannschaft hat gewollt, dass ich mitfahre als Unterstützer aus dem Hintergrund. Und da habe ich mir halt gesagt, dass ich das mache. Da war dann die Situation im Endspiel beim Stand von 6:2 und noch 10 Minuten zu spielen. Und wenn ich weiß, da hört jemand auf mit 190 Länderspielen, dann ist die Einwechselung eigentlich klar. Und wenn die anderen Ersatzspielerinnen dann schon den Namen sehen und wollen, dass man eingewechselt wird, dass aber dann nicht passiert bei einem 6:2 – dann ist das auch ein schlechter Abgang. Aber ich war da nicht weiter nachtragend. Für mich hatte sich das dann erledigt. Nur um Birgit tut es mir leid, wir sind halt gut befreundet.

Wir sind ja hier in Rio de Janeiro. Was würden Sie denn für ein Souvenir aus Brasilien mitnehmen – abgesehen von der erhofften Medaille?
Das war natürlich eben mehr erster Gedanke. Ich habe mir aber schon eine Tüte Sand von der Copacabana mitgenommen. Der Sand ist doch ein bisschen anders als bei uns, sehr weich und er fühlt sich irgendwie ein bisschen nach warmem Schnee an. Ansonsten sind hier ja die Flip-Flops total in, auch weil meine Badelatschen kaputt sind. Die Jüngeren kennen sich da besser aus. Die sollen aber sogar im Dunkeln leuchten, habe ich mir sagen lassen. Und natürlich würde ich gerne den brasilianischen Winter hier mitnehmen und zu unserem Sommer in Deutschland machen.

Sie sind 15 Jahre lang um die Welt gereist und waren noch nie in Brasilien. Wenn ich Ihnen jetzt ein Ticket geben würde, womit Sie ein beliebiges Ziel hier im Land ansteuern könnten, wohin würden Sie fliegen?
Ich würde gerne mal in den Dschungel im Amazonas. Das würde mich wirklich reizen. Obwohl ich ein bisschen skeptisch bin wegen den vielen Tieren und den Schlangen.

Frau Stegemann, vielen Dank für das Gespräch und noch viel Erfolg hier bei den Militärweltspielen in Rio de Janeiro.

Das Interview führte Dietmar Lang

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