Lateinamerika: Politisches Pendel bewegt sich von Links nach Rechts

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Auch wenn die Linke bei den jüngsten Wahlen in Lateinamerika an Boden verloren hat, wäre es ein Fehler sie als geschwächt einzuschätzen (Foto: HandoutInternet)
Datum: 27. Dezember 2015
Uhrzeit: 08:53 Uhr
Leserecho: 2 Kommentare
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Auch wenn die Linke bei den jüngsten Wahlen in Lateinamerika an Boden verloren hat, wäre es ein Fehler sie als geschwächt einzuschätzen. Experten sprechen von einer gestärkten Mitte-Rechts-Bewegung, die sozialistische Ziele übernommen hat. In Venezuela hat nach 16 Jahren zum ersten Mal die Mitte-Rechts-Opposition bei den Parlamentswahlen die absolute Mehrheit errungen. In Argentinien ist es der neu gewählte Präsident Mauricio Macri, der für einen Wandel steht. Von Korruptionsskandalen und einen niedrigen Beliebtheitsgrad gebeutelt sind Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und ihre Regierung.

Doch in allen drei Fällen besitzen die links gerichteten Parteien dennoch eine gewisse Stärke. So stellt die Arbeiterpartei (PT) Rousseffs nach wie vor die größte politische Gruppe Brasiliens. In Argentinien stellen die Peronistas die Mehrheit des Senats und in Venezuela haben Nicolás Maduros Verbündete trotz aller Probleme des Landes 33 Prozent der Stimmen erhalten. Fest im Boot sitzt Ecuadors Präsident Rafael Correa mit einer Zustimmung von 52 Prozent, obwohl auch dort die Wirtschaft angesichts der Öl-Abhängigkeit abzurutschen droht.

Festgestellt wird ebenso eine Übernahme sozialistischer Traditionen durch konservative und Mitte-Rechts-Politiker, wie soziale Programme, um die Armut zu bekämpfen. Während seiner Wahlkampagne hat Macri immer wieder klar gestellt, an sozialen Leistungen festzuhalten. Selbst die venezolanische Opposition hat versprochen, Besitztitel an die Millionen Familien auszuhändigen, die über ein Programm von Hugo Chávez Wohnraum erhalten haben.

“Es ist offensichtlich, dass die Rechte ihre Lektionen gelernt haben”, wird Christopher Sabatini in einer Veröffentlichung von Journalisten der Associated Press zitiert. Sabatini ist Politexperte Lateinamerikas und Professor an der Universidad de Columbia. Vom kolumbianischen Senator und Ex-Guerillakämpfer Antonio Navarro Wolff heißt es, dass sich in Südamerika das politische Pendel bewege.

Eine Rolle spielt dabei die Wirtschaft, die in den vergangenen Jahren vom Boom Chinas und anderer asiatischer Länder durch deren Import aus Lateinamerika profitiert hat. Die Probleme Chinas, die in den Keller gesackten Rohölpreise sowie niedrige Soja- und Kupferpreise wirken sich nun nicht nur auf die Wirtschaft Südamerikas, sondern ebenso die Politik aus, sind sich Experten einig.

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  1. 1
    don ewaldo

    Das simple Volk wird sich nie für Politik oder Prozentpunkte interessieren oder orientieren,sondern an den Eigennutz der aktuellen,sozialen, egoistischen ,logischen,Aspekte.Auch die latente Dummheit ist Fakt .
    “ Der Geist ist willig,das Fleisch ist schwach.“ Da Denken schon immer eine schwere Arbeit war und ist,wird es selten richtig praktiziert.
    Jeder Mensch ist anfällig für Geschenke,die man,sollte man wissen,immer teuer bezahlen muss.
    Leider wird zu wenig in die Bildung,z.B.Weltgeschichte etc., investiert,so sollte man die letzten Jahrzehnte in Europa ins Auge fassen,um etwas mehr die Resultate der Politik zu sehen.
    Auch hier hat man gelernt,dass man aus der Geschichte nichts gelernt hat.
    Die aktuelle Situation wird auch wieder mal total verkannt,die Resultate werden folgen.
    Logischerweise wird jedes Volk,das nach Haben und sein strebt,den falschen Weg einschlagen,
    zum Vorteil der organisierten Volksverdummungsmaschinerie.; nicht nur in Venezuela.
    Nachsatz: Man möge den Vermögensstand der „Bolibourguesa“Chavez Clan etc.mal ins Auge fassen ……
    Cui Bono …

  2. „Sozialistische Ziele“ oder „sozialistische Traditionen“…? Was soll das sein, wenn nicht Mord, Terror, Lüge, Bespitzelung, Ausschluss von freier Meinungsäusserung und Menschenrechten. Ich kann nicht erkennen, dass Mitte-Rechts Parteien dies übernommen hätten. Die PSUV hat zwar haufenweise „Sozialgeschenke“ versprochen, jedoch kaum etwas davon realisiert, ausser plumpen Stimmenkauf.

    Wer den Völkern Lateinamerikas helfen will, muss sie in die Lage versetzen, sich selbst zu helfen. Basis hierzu ist Bildung auf Weltniveau, die allen sozialen Schichten zugänglich ist und dies in einer Umgebung von Freiheit und freier Marktwirtschaft, die nach sozialen Aspekten abgegrenzt wird, so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Wer dagegen mit Sozialgeschenken um Wählerstimmen wirbt, ist ein mieser Betrüger, nur interessiert an seiner Karriere, an seiner Macht, aber niemals am Wohl der Nation. Dies ist in Lateinamerika nicht anders als in Europa oder sonst wo. Es ist leider eine Unsitte, die sich unter allen politischen Kräften ausgebreitet hat, wie ein Krebsgeschwür, ausser bei der extremen Linken. Denn die ist einerseits zu geizig irgend etwas herzugeben, und andererseits ruinieren diese Tölpel jede Volkswirtschaft derart schnell, dass es in kürzester Zeit selbst dazu nicht mehr reicht.

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