GDF Suez plant Staudamm-Projekt in Brasilien

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Datum: 25. Januar 2010
Uhrzeit: 19:57 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Klaus Schenck
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Der halbstaatliche französische Energiekonzern GDF Suez (Jahresumsatz 83,1 Mrd. Euro) ist über sein Tochterunternehmen Tractebel Energia die treibende Kraft beim Bau des Jirau-Wasserkraftwerks am Rio Madeira, das 2013 in Betrieb genommen werden soll. Der wichtigste Amazonas-Zufluss soll trotz massiver Proteste der Bevölkerung, von Umweltbehörden und Umweltorganisationen aus Brasilien, Bolivien und Peru aufgestaut werden.

Neben der Erzeugung angeblich umweltfreundlicher Wasserkraft geht es bei dem brasilianischen Mammutprojekt nach Angaben der Projektbetreiber auch um die Schiffbarmachung des Madeira-Flusses auf 4.200 Kilometern Länge. Über zwei weitere Staudämme flussaufwärts soll das Transporte von großen Mengen an Rohstoffen wie Soja, Holz und Bodenschätzen aus dem Landesinneren zu den Häfen am Atlantik und Pazifik für den Export ermöglichen. Das Projekt ist Kernstück der destruktiven Initiative für die Integration der Infrastruktur Südamerikas (IIRSA).

Die Umweltschäden sind massiv. In und am Madeira-Fluss kommen 750 verschiedene Fisch- sowie 800 Vogelarten vor. Der Bau des Wasserkraftwerks wird die Wanderrouten der Fische stark verändern. Auch der Regenwald, darunter geschützte Gebiete, wird überflutet. Bereits die Ankündigung des Projekts 2007 hat zu massiver Regenwaldrodung im brasilianischen Bundesstaat Rondonia geführt. Die am Rio Madeira lebende Bevölkerung trifft das Projekt schwer. 3.000 Menschen müssen umgesiedelt, und auch die traditionellen Sammelgebiete von Kautschuk, Paranüssen und weiteren Waldprodukten werden vom Stausee überflutet werden. Viele Menschen werden dadurch ihre Lebensgrundlagen verlieren.

Doch GDF Suez, Hauptbetreiber des Projekts und damit auch Hauptverantwortlicher für die ökologischen und sozialen Probleme, hält an seinem Kurs fest. Die französische Regierung könnte als Hauptaktionär (36%) bei GDF Suez zwar eingreifen, hat dies aber bislang nicht getan. Die Regierung scheint mehr an den Dividendenzahlungen des Konzerns (Gewinn 13,9 Mrd. Euro 2008) interessiert zu sein, als am Wohl der Menschen in Brasilien. So kann GDF Suez weiterhin Proteste ignorieren und den Dialog mit der lokalen Bevölkerung verweigern. Den am Fluss lebenden Menschen gesteht das Unternehmen nicht einmal Minimalgarantien zu.

Um das Projekt auf politischer Ebene durch zubringen, hat GDF Suez massiven Druck auf die brasilianischen Umweltbehörden ausgeübt. Auch der Verstoß gegen zahlreiche anerkannte und verbindliche internationale Umweltprinzipien konnte das Unternehmen bislang nicht aufhalten. Die illegale Rodung des Regenwaldes und die Kontaminierung mit Quecksilber musste die lokale Bevölkerung hinnehmen.

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