Gefährliche Zuspitzung der globalen Wasserkrise

keinwasser

In den vergangenen 100 Jahren sind laut WWF weltweit über 50 Prozent der Feuchtgebiete verschwunden (Foto: Latinapress)
Datum: 25. August 2017
Uhrzeit: 11:21 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Die Naturschutzorganisation WWF warnt anlässlich der am Sonntag in Stockholm startenden Weltwasserwoche vor einer gefährlichen Zuspitzung der globalen Wasserkrise. Laut WWF drohen ökologische, ökonomische und soziale Katastrophen, von denen auch Deutschland betroffen wäre. Über 780 Millionen Menschen haben laut WWF keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 2,6 Milliarden Menschen leben ohne grundlegende Sanitäreinrichtungen. Eine wachsende Bevölkerung, steigender Konsum und der Klimawandel werden die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser weiter verschlechtern. Zugleich gehen die entscheidenden Ökosysteme verloren: In den vergangenen 100 Jahren sind laut WWF weltweit über 50 Prozent der Feuchtgebiete verschwunden.

„Wasserknappheit betrifft nicht nur Entwicklungsländer. Für die Krise verantwortlich und zugleich von ihr betroffen ist auch der deutsche Lebensmittelsektor und damit unsere Versorgung mit Nahrung“, so WWF-Experte Johannes Schmiester. Gemüse aus Spanien, Bananen aus den westlichen Küstenregionen Lateinamerikas oder Mandeln aus Kalifornien: All diese Güter haben einen enormen Bedarf an Wasser – und zwar in Regionen, in denen es knapp ist. Insgesamt werden rund 70 Prozent des globalen Wasserverbrauchs von der Landwirtschaft in Anspruch genommen. So wird etwa im „Umweltatlas Lieferketten“ vorgerechnet, dass jeder im deutschen Lebensmitteleinzelhandel umgesetzte Euro einen Wasserfußabdruck von durchschnittlich 46,6 Liter hat. Trotzdem haben Wasserrisiken im Lebensmittelhandel keine Priorität.

„In den Strategien der Unternehmen finden sich kaum substantielle, konkrete Ziele. Dabei ist Wasser längst zu einem ökonomischen Risiko geworden“, resümiert Schmiester. Beispiel Spanien: Europas Gemüsegarten in Almería droht durch teils illegale Bewässerung auszutrocknen. Mitverursacht wird diese Krise durch den deutschen Konsum. Allein 2016 wurden ca. 180.000 Tonnen Tomaten im Wert von rund 125 Mio. Euro aus der Region bezogen. Auf der anderen Seite erhöhen Ernteausfälle und teure technische Lösungen, wie Meerwasserentsalzung, den Kostendruck auf den Lebensmittelhandel.

„Wie der Klimawandel muss die Wasserkrise von Politik und Wirtschaft endlich als Gefahr erkannt und angegangen werden. Ein erster Schritt wäre, EU-Agrarsubventionen an eine nachweislich legale Bewässerung zu koppeln. Außerdem sollte die EG-Öko-Verordnung für das Bio-Siegel endlich ausreichende Wasserkriterien enthalten“, fordert der WWF-Experte. Bisher können Konsumenten kaum zur Reduktion von Wasserrisiken beitragen, da es kein Wasser-Siegel oder ähnliches gibt. Der WWF empfiehlt daher regionale und saisonale Produkte sowie weniger Fleisch, da es als ein besonders durstiges Lebensmittel gilt.

Den größten Effekt könnte jedoch der Handel selbst erzielen, indem er die Wasserproblematik endlich angeht. Dafür bräuchte es zu allererst Transparenz in der Lieferkette: „Zu wissen, dass es vor Ort ein Problem gibt, ist der erste Schritt, dieses anzugehen.“ Wasserrisiken können durch Tools wie den WWF-Waterriskfilter inzwischen mittels globaler Daten identifiziert werden. „Wenn die deutschen Lebensmittelhändler als große und wichtige Player auf dem Markt vorangehen, sich zusammenschließen, ihre Risikoregionen identifizieren und vor Ort Projekte umsetzen und Wasserstandards einfordern, könnte das eine wichtige Signalwirkung sein, die schließlich die entscheidenden Weichenstellungen einleitet“, so Schmiester. Zudem können Lebensmitteleinzelhändler in entsprechenden Organisationen, wie der Alliance for Water Stewardship oder dem CEO Water Mandate, aktiv werden.

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