Haiti: Gut Vegetarier zu sein

Schluchtmarkt

Datum: 30. Oktober 2010
Uhrzeit: 11:17 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Otto Hegnauer
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Jetzt muss ich Ihnen zwei traurige Geschichten erzählen, Sie müssen nicht unbedingt weiterlesen.

In solchen Landen ist es manchmal gut, Vegetarier zu sein. Sie wissen, „Madame Sarah“ heißen zweierlei geschwätzige Wesen, Rabenvögel und Strassenhändlerinnen. Eine solche verkaufte normalerweise „Ziegenfleisch“, vermeintlich für die Kundinnen. Nur sie wusste um das Geheimnis, die Gewohnheit, die Ziege ausgiebig mit Hund zu strecken. Die Fleischstücke pflegte sie in weiten Körben herbeizutragen, in einem Korb Ziege, im anderen Hund. Dann wurde gemischt, eben zum Strecken, das machte Rendite.

Einmal durfte ihr Söhnchen Pierrot Verkäufer spielen. Piti-Pierrot ( Klein-Pierrot ) vergaß die Fleischstücke zu mischen und verkaufte das Hundefleisch ungemischt. Er war auch geschwätzig wie seine Mutter und plapperte das Geheimnis ungeschickterweise den Kumpanen aus. Die erzählten es prompt weiter, und als das ungebührliche Verhalten der Mama polizeikundig wurde, verbot ihr der Tonton Makout die Marktgängerei für immer, und jetzt waren die Hunde statt der Mama glücklich, sie brauchten nicht mehr gejagt und getötet zu werden.

Eine ähnliche Geschichte, auch von einem missratenen Hundeverzehr, habe ich aus der chinesischen Hauptstadt Peking gehört. Eine reiche Dame, es war die Botschafterin einer westlichen Nation, immer der gleichen, war in einem vornehmen Restaurant eingekehrt. Nach dem Studium der ledergebundenen Karte zeigte sie auf ihr Hündli und bestellte, etwas für den Fifi und etwas für sich selbst. Sie sprach etwa gleich schlecht chinesisch wie der Kellner englisch und ich kreolisch. Der Ober, in diesem Fall war es vielleicht sogar ein Oberst, verbeugte sich nickend und verständnisvoll und verschwand mit dem Fifi, der auch ein Pekinese war, dorthin, wo es etwas zu essen gab.

Es dauerte recht lang, bis der Oberkellner wieder kam. Er lächelte und stieß einen Servierwagen neben den Tisch der Dame. Darauf waren die Leckerbissen, die sie für sich bestellt hatte und – oh Schreck – auf einem Teller ausgestreckt Fifi, wundervoll garniert. Er flambierte das Hündchen so kunstvoll, dass er nicht bemerkte, dass die Dame erstarrte und nicht mehr erwachte. Da half auch chinesische Medizin nichts mehr, und heute liegt sie in Peking begraben.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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