Drogenproblematik Lateinamerika: USA loben Kuba – Harsche Kritik an Venezuela

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Kubanische Behörden stellen Drogen sicher (Foto: CafeFuerte)
Datum: 20. März 2015
Uhrzeit: 14:05 Uhr
Leserecho: 6 Kommentare
Autor: Redaktion
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Die Drogenproblematik stellt in einer zunehmend globalisierten Welt auch in Lateinamerika ein vielschichtiges Problem dar. Neben den Drogen produzierenden Ländern wie Kolumbien, Bolivien und Peru spielen auch Durchgangsländer wie Argentinien, Brasilien, Mexiko, Venezuela oder Chile eine bedeutende Rolle. Im am Mittwoch (18.) vom Außenministerium der Vereinigten Staaten (United States Department of State) veröffentlichten jährlichen „International Narcotics Control Strategy Report“ (INCSR) lobt Washington ausdrücklich und mehrfach die Zusammenarbeit mit der Regierung von Kuba im Kampf gegen den Drogenhandel und übt gleichzeitig harsche Kritik an der Unwirksamkeit der Maßnahmen der venezolanischen Behörden bei der Bekämpfung der Geißel.

Im jährlichen Bericht beurteilen die USA die Drogenpolitik von 82 Drogenproduktions- und Drogentransitländern in der Welt. Hintergrund dieses sogenannten Zertifizierungsprozesses ist der 1986 vom amerikanischen Kongress verabschiedete „Anti Drug Abuse Act“, welcher den größten Drogenproduktions- und Drogentransitländern Wirtschaftssanktionen androht, sollten diese aus Sicht der USA die Drogenbekämpfung im eigenen Land vernachlässigen. Die Sanktionen treten jedoch nicht in Kraft, wenn der US-Präsident die Drogenpolitik der jeweiligen Regierungen positiv beurteilt.

Verweise auf Kuba wurden in vier Absätzen abgehandelt, der „Fall Venezuela“ erstreckt sich über fünf Seiten des Dokuments. „Kuba konzentriert sich auf die Verhinderung des Schmuggels durch seine Hoheitsgewässer, ergreift sehr schnell Sendungen an seinen Küsten und führt umfangreiche Recherchen auf den Flughäfen des Landes durch“, so der Bericht. Das Dokument erwähnt unter anderem, dass die kubanische Regierung 2013 rund 1,5 Tonnen illegale Drogen an den Küsten abgefangen hat und die Zollbehörden 43 Festnahmen (insgesamt 30,45 Kilogramm) auf den Flughäfen durchführten. Außerdem bestraften die kubanischen Behörden 628 Personen, die in Drogendelikten verwickelt waren. 273 von ihnen erhielten Haftstrafen von sechs bis 10 Jahren Gefängnis.

Laut dem Bericht bleibt Venezuela auch 2014 ein wichtiges Transitland für Drogen. „Venezuela ist eine der bevorzugten Schmuggelrouten für Drogen aus Südamerika in die Karibik, Zentralamerika, Westafrika und Europa. Dies aufgrund seiner porösen westlichen Grenze mit Kolumbien, dem schwachen Justizsystem, einer sporadischen internationalen Zusammenarbeit gegen den Drogenhandel und einem permissiven und korrupten Umfeld“, so der Text. Den venezolanischen Behörden wird bestätigt, nicht effektiv gegen den Drogenhandel vorzugehen – dies vor allem wegen der politischen Korruption. Zudem wird festgestellt, dass die Anti-Drogen-Zusammenarbeit von Caracas seit dem Jahr 2005 sehr begrenzt und widersprüchlich ist.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Martin Bauer

    Die Amis sollten mal langsam zu Pofte kommen und deutlich aussprechen, dass die venezolanische Regierung und ihre Generäle selber eine Drogenbande sind, anstatt mit lauwarmen Formulierungen um den Brei herum zu reden. Entsprechende Informationen haben sie ja, unter denen sich mit Sicherheit auch handfeste Beweise finden. Man sollte den Verbrechern in Caracas nicht zu lange Vorwarnzeit gewähren, bevor man den entscheidenden Schlag gegen sie führt. Bei solchen Leuten ist ein Schuss in die Stirn angebracht, bevor man sie fragt wie es ihnen geht.

  2. 2
    paulo

    ein land mit über 300 generälen (pro general nur ca. 180 soldaten und offiziere) hat nun mal viele unterbeschäftigte, die sich für ein ihrem stande angemessenes leben, mit ein wenig nebenerwerb den sold aufbessern. wer das nicht glauben kann soll doch mal in venezuelöa general spielen!
    das leben ist auch ohne drogenschmuggel hart genug!

  3. 3
    Herbert Merkelbach

    Maduro weiß, dass er ein Problem mit den Drogen seiner Generäle hat und auch die Unterstützung seiner Regierung der Terroristenorganisation Hisbollah, des Irans oder welch andere gegen die USA gerichtete Vereinigung als auch die Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land und die ungebändigte Korruption in Venezuela.
    Deshalb seine verbalen Attacken gegen die USA, die den angeblichen Wirtschaftskrieg gegen das Land Venezuela führen und ihn aus dem Amt drängen wollen. Maduros Flucht nach vorn soll von seinen Unzulänglichkeiten seiner Regierung so viel wie möglich ablenken.
    Der US Administration und dem Präsidenten der USA ist dies nicht unbekannt. Der US Präsident hat das Problem eines republikanischen Kongresses, in dem mehr „hard-liner“ vertreten sind als ihm wahrscheinlich lieb ist.
    Mit den Sanktionen gegen sieben hochrangige Vertreter Venezuelas hat Obama den ersten Schritt getan, Venezuela vor der Welt als „Pariah-Staat“ zu präsentieren. Er wird sehr vorsichtig taktieren und wohlüberlegte weitere Schritte gegen Venezuela vornehmen. Es blieb dem Schatzamt der USA nicht verborgen, welche Menge an Geld den Weg von Venezuela nach Andorra genommen hat. Welche venezolanischen Unternehmen daran beteiligt waren wissen die USA auch. Wenn der Chef der Pdsva bereits von einem Embargo der USA in Bezug auf die Ölimporte der USA aus Venezuela spekuliert, dann hieße dies, dass der Absatzmarkt USA nur noch über Mittelsmänner mit venezolanischem Öl versorgt werden könnte, natürlich zu viel niedrigeren Ölpreisen als eine direkte Belieferung in die USA. Weitere Einnahmen aus dem Ölgeschäft gingen Venezuela verloren.
    Der Clique in Caracas ist dies bewusst. Sollten die USA in der Tat die Pdvsa als „Drogenfirma“ einstufen und sanktionieren, dann verlöre die Pdvsa zum größten Teil und zu einem geringeren Anteil der venezolanische Staat Zugang zum internationalen Kapitalmarkt. Jemand, der sich ein wenig in Volkswirtschaft auskennt, kann die Konsequenzen erkennen, die sich für Venezuela ergeben.
    Ich kann mir vorstellen, dass mein „Gedankenmuster“ auch in den Kreisen der Madurobande durchgespielt wird. Maduro muss eigentlich der Schweiß auf der Stirn stehen, wenn er die ganzen logischen Folgerungen in Betracht zieht.
    In der nächsten Zeit wird es wahrscheinlich auf den US Präsidenten ankommen und was wird er machen. Vielleicht treibt ihn der republikanische Kongress, einschneidende Maßnahmen gegen Venezuela vorzunehmen. Wir werde es ja sehen und erleben.

  4. 4
    Caramba

    Sorry, aber Venezuela verurteilen, ja, logo, das war nur nicht scharf genug – da dealt die komplette Regierung mitsamt dem Militär.
    Aber Cuba zu loben, ist ein Witz.
    Zählt doch mal die Generäle, Majore, Geheimdienstler, Berater, Adjudanten, Assistenten, die aus Cuba geschickt in Venezuela Fidels und Rauls Einfluss sichern – wer soll denn glauben, dass die alle unbeteiligt sind an dem grossen Karussell Drogen-Waffen-Öl-Dollars ?

    • 4.1
      Martin Bauer

      Das wissen wir, und die Amis wissen es auch. Aber den Versuch, einen Keil zwischen Kuba und Venezuela zu treiben, finde ich zumidest amüsant. Vielleicht wirkt es ja mittel- bis langfristig? Die Castros liegen eh bald in der Kiste. Neue Scharfmacher stehen zwar längst Gewehr bei Fuss. Aber sich an diese nicht nur mit der Peitsche zu richten, sondern auch mit ein wenig Zuckerbrot, könnte manchen über eine Alternative zu Socialismo o Muerte nachdenken lassen. Ich würde deshalb erst mal gute Miene zu bösem Spiel machen. Schlimmer kann es ja kaum werden.

      • 4.1.1
        Herbert Merkelbach

        Vor geraumer Zeit erschien in einem Artikel, ich glaube es war Bloomberg, die These, dass die US Amerikaner mit dem Gedanken spielen und wie Sie so schön formuliert haben: die Castros liegen eh bald in der Kiste. Ich vermute auch, dass die US Regierung dies im Hinterkopf hat. Trotz der langen castro-kommunistischen Periode auf Kuba, eine neue Generation wächst heran. Es ist doch wie Eltern und Kinder. Die jungen Menschen haben andere Ideen im Kopf. Es mögen zwar immer noch Betonköpfe in Kuba herumlaufen, auch für die ist es eine Frage der Zeit, wann sie verschwinden. Man blicke zurück auf die UdSSR mit der Erscheinung von Gorbatschow, was geschieht in der VR China seit Mao. In ähnlicher Art und Weise wird dies wahrscheinlich auch in Kuba geschehen, vielleicht nicht zu krass aber in irgendeiner Form wohl.
        Dass jetzt schon die Castros ihr Vertrauen in Venezuela verloren haben und sich dem Erzfeind im Norden zuwenden, wer hätte das vor drei Jahren gedacht!
        Richtig, man sollte erst mal gute Miene zum bösen Spiel machen, abwarten und eine Tasse Tee trinken.

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