Lateinamerika im Krypto-Boom?

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Immer mehr Regierungen lateinamerikanischer Länder interessieren sich für Kryptowährungen (Foto: Pixabay)
Datum: 06. Mai 2022
Uhrzeit: 18:01 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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Spätestens seit der Einführung des Bitcoins als offizielles Zahlungsmittel in El Salvador durch Präsident Nayib Bukele, interessieren sich auch andere Regierungen lateinamerikanischer Länder zunehmend für Kryptowährungen. Insbesondere Honduras, Kuba, Panama, Brasilien, Mexiko und Argentinien zeigen sich offen für die digitalen Währungen.

Doch woran liegt es, dass sich gerade lateinamerikanische Länder für Bitcoin und Co. interessieren und welche Entwicklungen können zukünftig erwartet werden?

El Salvador als Vorreiter

Die Gründe für den zunehmenden Gebrauch von Kryptowährungen in Lateinamerika sind vielschichtig. Ausschlaggebendes Element war sicherlich der Vorstoß des salvadorianischen Präsidenten Nayib Bukele, der den Bitcoin im vergangenen Jahr nicht nur als gesetzliches Zahlungsmittel einführte, sondern die Ambition verfolgt, aus dem Land ein wahres Paradies für Bitcoiner zu machen. Oberstes Ziel dürfte es sein, eine von Zentralbanken unabhängige Währung zu etablieren, um den durch die US-Inflation schleichenden Kaufkraftverlust im Land aufzuhalten, doch gleichzeitig ergeben sich Vorteile für Krypto-Investoren.

Zum einen unterliegen Bitcoin-Vermögen in El Salvador keiner Kapitalsteuer, zum anderen können Personen, die ihre Krypto-Coins in El Salvador investieren, eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Während sich viele westliche Länder bzw. ihre Regierungen weiterhin schwer damit tun, sich Kryptowährungen zu öffnen, werden in Lateinamerika also konkrete Anreize geschaffen, um mehr Personen dazu zu bringen, diese auch zu nutzen. Die Lebensrealität der meisten Lateinamerikaner macht Kryptowährungen zudem wesentlich attraktiver als offizielle Landesdevisen.

Wirtschaftliche Instabilität und fehlende Bankkonten

Viele lateinamerikanische Länder kämpfen nach wie vor mit wirtschaftlichen Problemen. Ein weiterer Grund für die wachsende Nutzung von Kryptowährungen ist, dass Südamerikaner auf diese Weise versuchen, ihr Vermögen zu schützen. Argentinien beispielsweise steckt seit Jahren in einer Wirtschaftskrise, das Vertrauen in die Landeswährung Peso ist im Keller. Wer sparen kann, legt US-Dollar zurück, an welchem sich auch die meisten Preise im Land orientieren. Da sich der Kauf der US-Devise allerdings alles andere als einfach gestaltet, stellen Bitcoin und Co. eine zunehmend beliebter werdende Alternative dar.

Etwa die Hälfte aller Lateinamerikaner verfügt zudem über kein eigenes Bankkonto, wohl aber über einen Internetanschluss. Auch dieser Umstand erklärt, warum sich Kryptowährungen wachsender Aufmerksamkeit erfreuen. Über Tauschbörsen oder auch spezielle Automaten lassen sich unkompliziert Bitcoin oder andere Coins wie Ethereum kaufen und in digitalen Geldbörsen (Krypto-Wallets) sicher aufbewahren. Schnelle und sichere Transaktionen gewährleisten einen reibungslosen Zahlungsverkehr, teure Überweisungsdienste werden somit unnötig.

Hohe Volatilität spielt eine untergeordnete Rolle

Im Vergleich zu vielen anderen Regionen ist die Bevölkerung in Lateinamerika überdurchschnittlich jung und somit besonders Technik-affin. Das dürfte ein weiterer Grund dafür sein, dass mobile Technologien wie Kryptowährungen mehr Anklang finden, als es in anderen Ländern der Fall ist. Auch der allgemeine Bezug zu Geld unterscheidet sich in Teilen stark von dem Bezug, den Einwohner westlicher Länder an ihre Landeswährung haben.

Sieht man sich den Bitcoinverlauf oder den Ethereum Kurs in einem mittel- bis langfristigen Chart an, wird schnell ersichtlich, dass der Wert starken Schwankungen unterlegen ist, was das Bezahlen in Kryptowährungen für viele eher unattraktiv macht. Die Bevölkerung vieler lateinamerikanischer Länder ist aber im Gegensatz zu US-Amerikanern oder Europäern daran gewöhnt, dass ihre heimischen Währungen stetig schwanken. Die hohe Volatilität, die vielen Kryptowährungen innewohnt, ist für sie demnach keinesfalls so abschreckend, wie es für die hiesige Bevölkerung der Fall ist.

Fazit

Angesichts mangelnder Perspektiven stellen Kryptowährungen auch eine mitunter lukrative Einnahmequelle für Lateinamerikaner dar, denn die vergleichsweise niedrigen Energiepreise machen das sogenannte Krypto-Mining – das Erzeugen von Kryptowährungen mittels leistungsstarker Computer, für viele attraktiv.

Man kann davon ausgehen, dass sich die Vorreiterrolle Lateinamerikas in Bezug auf Kryptowährungen in den kommenden Jahren weiter verfestigen kann, wenn andere Länder digitale Währungen weiterhin zögerlich behandeln und entsprechende Reformen auf sich warten lassen. Es bleibt also spannend, wie sich der Krypto-Markt in den kommenden Jahren entwickeln wird.

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