Brasilien entwickelt sich als Partner Deutschlands zur Lieferung von grünem Wasserstoff

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Grüner Wasserstoff kann überall dort produziert werden, wo ausreichend Kapazitäten für erneuerbare Energien vorhanden sind und Lateinamerika verfügt über ein großes Potenzial an Wasserkraft, Wind- und Solarenergie (Foto: TotalEren)
Datum: 30. März 2023
Uhrzeit: 12:26 Uhr
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Autor: Redaktion
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Als der deutsche Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, vor einigen Wochen nach Brasilien reiste, war das Thema grüner Wasserstoff von besonderem Interesse in den deutschen Medien. Er ist nach Ansicht der Bundesregierung der Schlüssel für die Umstellung der Energieversorgung von fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl oder Erdgas auf erneuerbare Energien. Für Berlin ist Brasilien ein potenzieller Partner, um dieses Ziel zu erreichen. Der Minister für Bergbau und Energie, Alexandre Silveira, versprach: „Wir werden diese Chance nicht verpassen. Brasilien will bei der Entwicklung von Märkten für kohlenstoffarme Technologien eine Vorreiterrolle einnehmen“. „Obwohl Brasilien bereits einen hohen Anteil an erneuerbaren Energien hat, müssen für die Wasserstoffproduktion neue Wind- oder Solarkraftwerke gebaut werden. Geschieht dies nicht, müssen fossile Kraftwerke weiter betrieben werden, um die Energieversorgung zu sichern und dafür zu sorgen, dass es im Land selbst keine Stromknappheit gibt“, so Christiane Averbeck von der Deutschen Klima-Allianz im Gespräch mit „Deutsche Welle“ (DW). „Das Prinzip der Zusätzlichkeit ist entscheidend dafür, dass der erzeugte grüne Wasserstoff auch wirklich dem Klimaschutz dient“, sagte sie.

Großes Potenzial, aber noch kein Plan

Ansgar Pinkowski, Leiter des Bereichs Energiewende und Nachhaltigkeit im Kompetenzzentrum Grüner Wasserstoff Brasilien der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer in Rio de Janeiro, will helfen, Absichtserklärungen und Pläne in die Tat umzusetzen: „Brasilien hat aufgrund seiner geografischen und natürlichen Lage beste Voraussetzungen für die Produktion von grünem Wasserstoff. Der Anteil der erneuerbaren Energien ist in Brasilien bereits vergleichsweise hoch. Und mittelfristig dauert der Transport per Schiff vom Nordosten Brasiliens zu europäischen Häfen nur acht bis neun Tage“, schätzt Pinkowski im Gespräch mit der „DW“. Die neue Regierung von Präsident Luis Inácio Lula da Silva ist seit Anfang 2023 im Amt. Und obwohl es positive Anzeichen gibt, ist noch nicht klar, ob die Wasserstoff-Euphorie der neuen brasilianischen Regierung ähnlich groß ist wie die der Regierung in Berlin. „Der neue Präsident von Petrobras, Jean Paul Prates, war in früheren Positionen ein starker Befürworter von klimafreundlichen Energieinvestitionen“, so Pinkowski.

Erste Wasserstofflieferung im Jahr 2025

Wenn alles gut geht, könnte die erste Lieferung brasilianischen Wasserstoffs nach Ansicht deutscher Experten Ende 2025 in Deutschland eintreffen. Für Brasilien wäre dies eine große Chance, insbesondere für den bescheidenen Nordosten des Landes. Investitionen würden in diese schwache Region fließen. Außerdem würden sich Unternehmen, die auf diese Energie angewiesen sind, dort ansiedeln. „Das ist eine Chance für eine Reindustrialisierung dieser Region“, sO Pinkowski.

Brasilien ist nicht nur ein Energielieferant

„Generell bieten Partnerschaften wie diese große Chancen für beide Seiten. Mit den richtigen Regelungen kann die Wasserstoffproduktion die Energiewende in Brasilien und Deutschland vorantreiben. Es wäre jedoch ein Fehler, Brasilien nur als Energielieferant für die deutsche Industrie zu sehen und zukünftige Wasserstoffprojekte nur für den Export zu planen“, so Averbeck. Die Handelsbeziehungen zwischen Europa und Lateinamerika sind sehr unausgewogen. In vielen Fällen werden Rohstoffe in Lateinamerika abgebaut und nach Europa exportiert, ohne dass die lokale Bevölkerung und Wirtschaft langfristig davon profitiert. Deshalb wehrt sich die lokale Bevölkerung regelmäßig gegen solche Projekte. „Wer an langfristig guten Wirtschaftsbeziehungen interessiert ist, muss auch dazu beitragen, dass Projekte so umgesetzt werden, dass Widerstand (der Bevölkerung) nicht notwendig ist“, so der Experte abschließend.

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