Twitter: Die große Arena der politischen Polarisierung in Venezuela

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Datum: 13. September 2011
Uhrzeit: 09:32 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Präsident propagiert eine Schlacht der Ideen

In Venezuela gibt es einen symbolischen politischen Konflikt. Fanden in den vergangenen Jahren die Disqualifikationen und Diskriminierungen des Gegners hauptsächlich in den traditionellen Medien statt, werden die Anfeindungen inzwischen vermehrt auf der Kommunikationsplattform Twitter ausgefochten. Laut Luis Carlos Díaz, Koordinator des Forschungszentrums für Kommunikation und Netzwerke, spielt dabei Präsident Hugo Chávez einmal mehr eine unrühmliche Rolle.

Bereits Ende April 2010 startete der bolivarische Führer mit gewohntem großem Getöse seinen Twitter-Account „chavezcandanga“. Der an Krebs erkrankte Präsident will dabei 2.060.650 Follower haben und mehr als 200 emsige Bittgesuchbeantworter beschäftigen. Ob die von Fehlern übersäten und in kurze Zeilen gepressten Ergüsse tatsächlich vom Mann aus dem Miraflores Palast stammen, wird von aufmerksamen Beobachtern allerdings bezweifelt.

Sollte ein Staatsoberhaupt mit Souveränität und Gelassenheit reagieren, ist dies bei Chávez allerdings nicht der Fall. „Ich genieße die Debatten! Wir machen die Opposition wieder einmal lächerlich“, schrieb er Mitte August. Seine Minister sind dagegen der Gossensprache noch mehr mächtig und verunglimpfen die Gegner weit unter der Gürtellinie. „Eine Regierung sollte ihre Meinungsverschiedenheiten mit der Opposition nicht über Twitter austragen und lieber schweigen. Der Präsident propagiert eine Schlacht der Ideen und darf den politischen Gegner dabei nicht im Namen des Staates verunglimpfen“, so Díaz.

Diese Attacken sind allerdings wohl durchdacht. In einem Land, wo 70% der mehr als neun Millionen Menschen Zugang zum Internet haben, ist es mit der vielgepriesenen sozialistischen Solidarität nicht weit her. Laut Luis Vicente León, Direktor des Umfrageinstituts Datanálisis, stammen mehr als 60 Prozent der Bevölkerung, die sich in Venezuela ins Internet einwählen, aus sozial schwächeren Schichten. Von dort kommen die meisten Chávez-Wähler, bei denen die markigen Worte ihres Präsidenten auf fruchtbaren Boden fallen.

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