Brasilien: Guarani-Anführer von Bewaffneten ermordet

Laut der Nichtregierungsorganisation "Survival wurde Semião Vilhalva am Samstag während eines Angriffs auf die Ñanderú-Marangatu-Gemeinde getötet (Foto: (Foto: Divulgação/Cimi)
Datum: 07. September 2015
Uhrzeit: 12:02 Uhr
Leserecho: 4 Kommentare
Autor: Redaktion
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Eine Woche nachdem seine Gemeinde einen Teil ihres angestammten Landes wiederbesetzt hatte, wurde ein Guarani-Anführer im mittleren Westen von Brasilien erschossen. Die Gemeinde hatte vorher gewarnt, dass es zu Morden kommen könnte, nachdem sie von bewaffneten Männern umzingelt worden war. Laut der Nichtregierungsorganisation „Survival wurde Semião Vilhalva am Samstag während eines Angriffs auf die Ñanderú-Marangatu-Gemeinde getötet. Hinter dem Mord stecken demnach Männer, die von Farmern angeheuert worden waren. Die Tat fand Berichten zufolge in Anwesenheit von Regierungsbeamten statt.

Das angestammte Land der Gemeinde ist von einer Farm besetzt, die Roseli Silva gehört – Vorsitzende eines Farmer-Verbandes, der Gewalt fördert, um Indigene von ihrem Land fern zu halten. Die Guarani vermuten, dass der Angriff vom Samstag von Silva koordiniert worden war. Er folgte auf eine Sitzung, in der Farmer und Politiker diskutierten, wie mit der Wiederbesetzung durch die Guarani umzugehen sei. Guarani-Vereinigung Aty Guasu äußerte sich laut „Survival“: „Diese Farmer und Politiker fördern Hass, Gewalt und die Tötung von Angehörigen der Guarani. Sie sind grausam und müssen bestraft werden!“

Ein Großteil des angestammten Landes der Guarani wurde den Indigenen vor Jahrzehnten gestohlen. Laut Brasiliens Verfassung hätte die Regierung das gesamte indigene Gebiet kartieren und den Indigenen für ihre ausschließliche Nutzung zurückgeben müssen. Jedoch ist die Mehrheit des angestammten Landes der Guarani in den Händen von Farmern verblieben. Die meisten Guarani sind gezwungen, in überfüllten Reservaten oder in Lagern am Straßenrand zu leben, in denen Unterernährung, Krankheiten und Selbstmord weit verbreitet sind.

Im vergangenen Monat forderten die Vereinten Nationen dringend Maßnahmen für die Guarani zu ergreifen, angesichts der „Kampagne von Farmern, Psychoterror zu verbreiten“. Jedoch haben die brasilianischen Behörden versäumt, den notwendigen Schutz zu bieten.

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Kommentarbereich

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  1. 1
    Caramba

    Darum kann sich Frau Rousseff doch kümmern anstatt sich über uns zu mokieren…..
    Aber da müsste Sie gegen Korruption beim Militär und der Indianerbehörde angehen, und auf dem Auge sieht sie ja nicht besonders gut.

  2. 2
    Wolfgang Bartels

    Die Indios haben schon 830.000 Hektar Land dort was ihr Reservat ist.
    Die Fazendeiros haben Besitztitel die bis 1873 zuruechreichen.
    Sie haben seither ihre Erde bestellt und Steuern bezahlt.
    Nun besetzen die Indios ihr Land und wollen bearbeitetes Land, da sie ihr Land nicht bestellt haben.
    Und sie kommen nicht friedlich. Sie kommen bewaffnet.
    Nach 142 Jahren faellt es ihnen ein das sie das Land zurueck wollen ?
    Auf kinapp 800.000 Hektar, die die Indios wollen, befinden sich 93 groessere und kleinere Anwesen sowie eine Ortschaft.

  3. 3
    Caramba

    Ups, da hab ich wohl einen Nerv getroffen.
    In die historische Situation wollte ich mich eigentlich gar nicht einmischen – soweit ich weiss, ist Brasilien ein Rechtsstaat, oder versucht es zu sein.
    Meiner Information nach haben die Indios einen Rechtstitel auf ihr Land, ob sie den ihrer Meinung nach zu Recht haben oder nicht, ein zuständiger Richter scheint zu Gunsten der Indios entschieden zu haben.
    Damit wäre klar, wessen Interessen die Regierung durchzusetzen hätte, zuständig wären die Indianerbehörde und die Polizei, und die könnten/würden das Militär wohl um Hilfe bitten.
    Die Farmer hätten ja – vermutlich – auch Rechtsmittel einlegen können.
    Da das nicht passiert – sh. mein erster Post…..
    Gewalt ist natürlich von keiner Seite zu dulden……und um eine Meinung zu der Entscheidung zugunsten der Indios drücke ich mich mangels Kenntnis der Situation.

  4. 4
    Wolfgang Bartels

    Man muss immer differenzieren was brasilianische Medien bringen, und was Wahrheit ist.
    Ich lese täglich erst brasilianische Meldungen, bevor ich mich über Tatsachen bei europäischen und amerikanischen Blättern informiere. Brasilien ist ein wunderbares Land mit einer Regierung die sich eher mit Kuba und Venezuela verbunden sieht. 12 Jahre lang wurden Richter ausgewechselt, Medien sind mit den Verträgen ( Emisionsrechte, Kredite usw. ) gefügig gemacht worden und lenkbar. Am besten sieht man es derzeit daran das der Richter Sergio Moro von der PT mit Schmutz beworfen wird. Sie versuchen ihn zu deskreditieren da er es wagt Politiker anzuzeigen. So viel zu Glaubwürdigkeit. Und wenn die Indios nun ihr Land wieder möchten müssen alle Besiedler raus aus ganz Süd- und Nordamerika. Denn alles gehörte einmal den Indios. Um was es sich dreht ist das bestellte Land. Sie würden es auch nur wieder verkaufen den zum bestellen sind sie zu faul.

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