“Der Stern ist so lichtschwach und metallarm, dass wir bei unserer ersten Messung nur ein einziges chemisches Element schwerer als Helium nachweisen konnten, nämlich Kalzium”, ergänzt Piercarlo Bonifacio vom Observatoire de Paris, der das Projekt geleitet hat. “Wir mussten zusätzliche Beobachtungszeit beim ESO-Generaldirektor beantragen, um den Stern noch genauer unter die Lupe nehmen zu können. Nur mit mehr Belichtungszeit hatten wir Chancen, überhaupt noch weitere Metalle nachweisen zu können.”
Kosmologen glauben, dass die beiden leichtesten chemischen Elemente, Wasserstoff und Helium, zusammen mit Spuren von Lithium kurz nach dem Urknall entstanden sind. Nahezu alle anderen schwereren Elemente sind erst viel später gebildet worden – entweder durch Fusionsprozesse im Inneren von Sternen oder bei Supernovaexplosionen am Ende eines Sternlebens. Dabei wird das metallreiche Material außerdem mit der Materie im Raum zwischen den Sternen vermischt, dem so genannten interstellaren Medium, Aus diesem mit Metallen angereicherten Material entsteht dann die nächste Sterngeneration und die neu entstandenen Sterne haben einen höheren Metallgehalt als die Generation zuvor. Der Anteil an Metallen verrät daher auch, wie alt ein Stern ist, oder besser gesagt, wieviele Sterngenerationen das Material, aus dem er besteht, bereits durchlaufen hat.
“Dass der Stern, den wir untersucht haben, so extrem metallarm ist, bedeutet, dass er aus der Frühzeit des Universums stammen muss. Er könnte einer der ältesten Sterne sein, die man jemals finden wird”, ergänzt Lorenzo Monaco von der ESO in Chile, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.
Besonders überraschend für die Wissenschaftler ist der Mangel an Lithium in SDSS J102915+172927. Ein so alter Stern sollte in etwa dieselbe Elementzusammensetzung haben wie das Universum kurz nach dem Urknall und daher einige wenige Metalle enthalten. Der Lithiumanteil des Sterns ist allerdings fünfzig mal geringer, als man aus den Berechnungen zur Elementenstehung kurz nach dem Urknall erwarten würde.
“Es ist uns ein Rätsel, wie das Lithium, das sich zu Beginn des Universums gebildet haben muss, in diesem Stern zerstört wurde”, sagt Bonifacio.
Die Wissenschaftler sind dennoch überzeugt davon, dass der seltsame Stern nicht alleine ist: “Wir haben noch eine ganze Reihe von Kandidaten, die einen ähnlich geringen Metallgehalt haben könnten wie SDSS J102915+172927, vielleicht sogar einen noch geringeren. Deshalb wollen wir diese Sterne ebenfalls mit dem VLT überprüfen”, schließt Caffau.
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