Könnt ihr nicht jemanden für Nicaragua entbehren?► Seite 2

NIC

Datum: 15. September 2011
Uhrzeit: 11:05 Uhr
Ressorts: Leserberichte
Leserecho: 2 Kommentare
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Dieters ‚Lieblingskind‘ ist das Dorfentwicklungsprojekt Malacatoya. Es wurde 1999 nach dem verheerenden Hurrikan ‚Mitch‘ ins Leben gerufen und hat sich zu einer gut gehenden Gemeinde entwickelt, mit über hundert Häusern, die auf Hochwasser geschütztem Grund gebaut wurden, mit einer Schule, einem Kommunal- und Gesundheitszentrum, aber auch einem Skulpturen-Park. Die Imkerei, die Ökopapier-Manufaktur und Bananenplantagen tragen zur Versorgung der Bevölkerung bei.

Der Kinosaal hat sich mittlerweile gefüllt, der Film wird angekündigt und der Regisseur begrüßt. Dieter Stadler bleibt meist im Hintergrund, die public relations überlässt er anderen. Später wird er das Licht löschen und die Tür schließen. Der Österreicher hat in Granada seinen Mittelpunkt gefunden, eine Familie gegründet und noch viel vor mit dem großartigen Projekt in dieser großartigen Stadt. „Wir brauchen mehr Platz, vor allem für die Musikschule. Die Instrumente stören sich gegenseitig im Unterricht, aber für ein neues Haus fehlt uns das Geld. Wir wissen auch, dass wir mit der Zeit gehen müssen. Die ‚Casa de los Tres Mundos‘  soll attraktiv bleiben für das junge Publikum. Daher haben wir die ‚Ópera reaggetón‘ ins Programm aufgenommen, ein Projekt, das jungen Leuten und ihrer Musik Möglichkeiten bietet, ihre Talente weiter zu entwickeln und auch aufzutreten. “

Dieter liebt Granada, es ist für ihn eine ideale Stadt mit einen idealen Geografie, beinahe im Sinne der Feng Shui Lehre, nach der alles am rechten Platz ist und miteinander harmonisiert. Mit gemischten Gefühlen sieht Dieter den anhaltenden Zustrom von Ausländern, vor allem aus den Staaten und Kanada, aber auch aus westeuropäischen Ländern, die die kolonialen Häusern Häuser aufkaufen und Hotels daraus machen. Einerseits haben die ausländischen Investitionen viele der alten Häuser vor dem Zerfall gerettet, dies ist die positive Seite der Medaille, aber sie haben auch das Leben in Granada verändert.

Früher, erinnert sich Dieter, ließen die Leute ihre Türen offen. Abends rückten sie die Schaukelstühle vors Haus und schwatzten mit Nachbarn und Passanten. Im Laufe der Jahre ist das immer seltener geworden, zumindest in der Altstadt, und das ist schade. Auch das urspüngliche Publikum der ‚Casa de los Tres Mundo‘ wurde im Zuge dieser Entwicklung mehr und mehr an den Stadtrand gedrängt, so dass sich Dieter Stadler und seine Mitarbeiter Gedanken über eine Neuorientierung zu Gunsten der Besucher nachdenken.

Aber Dieter hat noch einen ganz persönlichen Traum: ein ‚Filmbus‘, mit dem das Kino in die Dörfer der Umgebung gebracht werden kann. Der alte Bibliobus ‚Bertolt Brecht‘, mit dem die Deutsch-Nicaraguanische Bibliothek viele Jahre in ländliche Gebiete, soziale Einrichtungen und Gefängnisse unterwegs war, wird durch einen neuen, größeren ersetzt. Dieter Stadler möchte ihn nach Granada bringen und neu bemalen lassen, eine alte Leinwand hat er noch, und wenn sich irgendwo ein Projektor und Lautsprecher finden lassen, könnte es losgehen.

Der Film ist zu Ende. Dieter geht über den Platz ins ‚Los Portales‘, wo ihn ein paar Kollegen zum Feierabendbier erwarten.

Gabriele Wojtiniak
freie Journalistin

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  1. 1
    Der Bettler

    Ich weiß,daß es in Nicaragua auch nicht gerade ein Honigschlecken ist,
    aber ihre Erzählung war richtig romantisch.Ich wünsche euch allen ein
    gutes Gelingen eurer Projekte,und ein zufriedenes Leben.

    Angiven Venezuela

  2. Nicaragua hat viele Probleme, aber es gibt ebenso viel Positives, das Mut macht.

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