Brasilien: Coca-Cola in Landkonflikt hineingezogen

bunge

Coca-Cola bezieht Zucker über einen Lebensmittelkonzern, der in den Konflikt um das Land der Guarani verwickelt ist (Foto: Survival)
Datum: 16. Dezember 2013
Uhrzeit: 09:12 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Redaktion
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Guarani-Indianer in Brasilien fordern von Coca-Cola, keinen Zucker mehr vom US-Lebensmittelkonzern Bunge zu beziehen. Dieser soll laut Angaben der Nichtregierungsorganisation „Survival International“ in einen Skandal um Landraub verwickelt ist. Demnach enthülle ein kürzlich von Oxfam veröffentlichter Bericht, dass Coca-Cola Zucker von Bunge bezieht. Bunge jedoch kauft Zuckerrohr von Land, dass den Guarani gestohlen wurde und aus dem Biotreibstoffe, “gefärbt mit indigenem Blut”, produziert werden.

Ein Guarani-Sprecher erklärte gegenüber „Survival International“: “Coca-Cola muss aufhören, Zucker von Bunge zu kaufen. Während diese Unternehmen Profit machen, müssen wir Hunger, Leid und Tod ertragen.” Die rund 370-köpfige Guarani-Gemeinde Jata Yvary in Brasiliens Bundesstaat Mato Grosso do Sul hat fast all ihr angestammtes Land an Plantagen verloren, deren Betreiber Zuckerrohr an Bunge verkaufen. Die Gemeinde selbst ist gezwungen auf einem winzigen Flecken Land, umgeben von endlosen Zuckerrohrplantagen, zu leben.

Die Guarani leiden unter schweren Gesundheitsproblemen, die von den giftigen Pestiziden der Plantagen verursacht werden, und sie trauern um den Verlust ihres Waldes, in dem sie Essen, Medizin und Obdach fanden.

Arlindo, der Anführer von Jata Yvary, erklärte in einer aufgewühlten Videobotschaft: “Die Farmer haben fast all unseren Wald, unsere Heilpflanzen, Früchte und Rohstoffe zerstört. Sie sprühen Pestizide aus Flugzeugen. Die Kinder bekommen Kopfschmerzen und übergeben sich.”

Die Guarani stehen an vorderster Front der wachsenden Nachfrage nach Biotreibstoffen. Der Großteil ihres Landes wurde von einflussreichen Farmern gestohlen und besetzt, die dort Vieh züchten und Soja und Zuckerrohr anbauen.

Guarani-Anführer werden systematisch angegriffen und ermordet, wenn sie sich für ihre Landrechte einsetzen. Viele Guarani haben sich in der Verzweiflung das Leben genommen. Ihre Selbstmordrate liegt 34-Mal über dem brasilianischen Durchschnitt.

Der Guarani-Anführer Ambrósio Vilhalva, der in dem preisgekrönten Film Birdwatchers eine Hauptrolle spielte, wurde erst vor wenigen Tagen ermordet.

Coca-Cola hatte sich erst kürzlich zu Oxfams Null-Toleranz-Politik für Landraub bekannt und sich verpflichtet, “die Rechte von Gemeinden und traditionellen Völkern auf den Zugang zu Land und natürlichen Ressourcen anzuerkennen und zu schützen”.

Survival International hat Bunge dazu aufgefordert, kein Zuckerrohr mehr vom Land der Guarani zu beziehen. Die Menschenrechtsorganisation hat sich zudem in einem Schreiben an Coca-Cola gewandt und wiederholt von den brasilianischen Behörden gefordert, das Land der Guarani unverzüglich und noch vor der Fußballweltmeisterschaft 2014 zu kartieren.

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  1. 1
    Martin Bauer

    CocaCola ist einer der grössten Zuckerkäufer der Welt, wenn nicht der Grösste. Bunge, Cargill und Archer Daniels Midland (ADM) verarbeiten und/oder handeln zusammen rund 70% von allem, was auf der Welt gegessen und getrunken wird, abgesehen von Aktivitäten in anderen Betreichen. Die Aktien dieser Firmen sind seit rund 100-150 Jahren in Privatbesitz und an keiner Börse notiert. Sie sind zwar untereinander Wettbewerber und dies mit äusserst harten Bandagen, nach aussen jedoch treten sie geschlossen auf, kontrollieren Preise, Märkte, Finanzströme, sowie das Zustandekommen oder Scheitern von Geschäften anderer.
    Selbst ein Riese wie CocaCola könnte in der Sache sicher seinen Einfluss geltend machen, keineswegs aber ultimativ auftreten, denn die Firma hätte keine Überlebenschance, wenn genannte 3 Agrarkonzerne ihnen keinen Zucker mehr liefern würden. – Man sollte hier nicht den falschen kritisieren.

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