Bereits Pablo Neruda liebte diese Region im so genannten Kleinen Süden Chiles, auch die „Chilenische Schweiz“ genannt, mit ihren Araukanien-Bäumen, nach denen sie benannt ist, mit ihren Vulkanen, den dichten Wäldern und Thermalquellen. Es ist die Heimat der Mapuche, Chiles indigener Bevölkerung. Ihr hat das Land zu verdanken, dass die Spanier es nie schafften, seinen Süden zu kolonialisieren. Jedes Mal, wenn die versuchten, ins Gebiet der Mapuche einzudringen, schlug ihnen heftiger Widerstand entgegen. Die Mapuche sind das einzige indigene Volk Amerikas, das sich so hartnäckig und erfolgreich gegen die spanische Eroberung zur Wehr setzte und seine Unabhängigkeit erhalten konnte. Mapuche sind die Menschen der Erde, eng verbunden mit der Natur, die sie sich nicht nehmen lassen wollten. Schließlich mussten die Spanier die Mapuche als unabhängige Nation anerkennen. 1641, beinahe 100 Jahre nach der Ankunft Pedro de Vadivias am Fluss Bío Bío, gestanden die Spanier im Vertrag von Quillín den Mapuche nicht nur ihre Region zu, sondern billigten auch ihre Souveränitat – ein einzigartiger Akt in der Geschichte indigener Völker.
Obwohl diese Souveränität auch nach der Unabhängigkeit anerkannt wurde, müssen die chilenischen Mapuche bis heute immer wieder darum kämpfen. Im Verlauf ihrer Geschichte waren sie wie alle indigenen Völker mit Vertreibung und Diskriminierung konfrontiert. Nur in den drei Jahren der Allende-Regierung konnten sie alle Rechte genießen, die ihnen jedoch während der Pinochet-Diktatur mit besonders großer Grausamkeit wieder entrissen wurden. Bis heute wird ihnen nicht das souveräne Recht zugestanden, in ihren angestammten Gebieten und in Eintracht mit der Natur, wie es ihnen ihre Kultur gebietet, zu leben. Aber sie wehren sich auch heute, gegen Landraub und die industrielle Zerstörung ihrer Region. Die Mapuche sind tief mit ihrem Land und dem Wissen ihrer Ahnen verwurzelt, und sie versuchen, diese Weisheiten zu bewahren und weiterzugeben. Dazu bietet ihnen der Tourismus viele Möglichkeiten.Wer also den Ursprung des südamerikanischen Landes entdecken möchte, sollte eine Reise ins Land der Mapuche unternehmen. Da Chile über eine gute Infrastruktur verfügt und zu den sichersten Ländern des Kontinents zählt, kann jeder Besucher auf eigenen Pfaden eigene Erfahrungen machen.
Alle Wege nach Araucanía führen über Temuco, die Hauptstadt der IX. Region. Leider fährt die chilenische Eisenbahn, die übrigens die erste in Südamerika war, heute nur noch Teilstrecken, früher verkehrte sie zwischen Santiago und Temuco, ein ganz besonderes Erlebnis. Nerudas Vater war Eisenbahner, und so lernte der Dichter schon als Junge die Geheimnisse der Araukanía kennen und ließ sich von ihnen inspirieren. Vermutlich wurde daher das Nationale Eisenbahn-Museum nach ihm benannt. Reisende können sich in zahlreichen Museen und Ausstellungen sowohl über die Geschichte der Mapuche als auch über die präkolumbische Archäologie oder die post-spanische Kolonisierung informieren, über die Besiedelung durch die Deutschen und Italiener. Wundervolles Kunsthandwerk aus Wolle, Keramik, Holz und Silber liegen nicht nur in den Ausstellungsvitrinen, sondern sind überall in der Gegend auf Märkten und Férias zu kaufen.
Große Liebhaber der Artesanía sollten auf jeden Fall die Stiftung Chol-Chol und das Haus der Mapuche-Frau in Temuco besuchen. Wer die Lebensweise der Mapuche hautnah erleben möchte, kann dies in zahlreichen Gemeinden versuchen, die Öko-Tourismus anbieten: Übernachtungen in einer authentischen ruka, weben und kochen mit den Frauen, abenteuerliche Ausflüge mit einem Mapuche-Führer. Wer Glück hat, darf vielleicht an einem der rituellen Feste wie dem We-Tripantu teilnehmen; damit begrüßen die Mapuche an jedem 24. Juni ein neues Jahr.
Mapudungun, die Sprache der Mapuche, darf allerdings jeder ohne Genehmigung erlernen. Und bevor die Reise weitergeht, sollte man sich unbedingt die Zeit nehmen, in einem Ort an der Küste ein paar Meeresfrüchte-Empanadas oder eine Meeraal-Suppe zu probieren – letztere gehörte zu den Lieblingsgerichten Pablo Nerudas.
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