Leckerbissen aus Feuer und Salz

Taino-Feuern&Konservieren

Datum: 23. Juni 2010
Uhrzeit: 00:14 Uhr
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Autor: Otto Hegnauer
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Feuer und Rad sind wohl die wichtigsten Errungenschaften des Menschen. Wahrscheinlich war den Sarawaken-Indianern schon beides bekannt. Das Rad mag wohl auf die Töpferscheibe zurückgehen, und die ist so alt wie die Menschheit. Auch wusste man schwere Lasten seit jeher über Baumstämme und Rundhölzer zu rollen, um Distanz und Höhe zu gewinnen.

Das Feuer mag auf natürliche Brände zurückgehen, etwa durch Blitzschlag, deren Feuer man geflissentlich weiterpflegte und nicht mehr ausgehen ließ. Mit steinzeitlichen Feuerzeugen, Drehhölzern und viel Geduld lernten die Menschen schließlich auch neues Feuer entfachen, und einmal bestehende Gluten wurden gehegt wie heute ein Goldschatz. Die Bedeutung eines guten Blasvermögens blieb wohl nicht lange unbekannt.

Wenn das Feuer mal loderte, war der Schritt zum siedenden Wasser und zum gerösteten Fleisch nicht mehr weit. Elektrizität und Kühlschränke lagen noch Jahrtausende weit weg und sind es heute noch, wenigstens hier. Wunderbarerweise wurde die Vernichtungsarbeit der Mikroben schon in ältester Zeit erkannt, und schon die Urindianer auf Haiti, das sich die Karibikinsel Hispaniola mit der Dominikanischen Republik teilt, entdeckten die Bedeutung der Lufttrocknung von Fisch und Fleisch, erlernten die Salzkonservierung und die Wirkung von Rösten, Backen und Kochen. Aus Holz und Bambus bauten sie alle erforderlichen Geräte.

Feuer diente zum Vernichten von und Schützen vor Mikroben, auch wenn man noch nicht genau wusste, WIE das funktioniert. Es genügte zu wissen, DASS es funktioniert. Also zum Haltbarmachen, zum Konservieren von Nahrungsmitteln, nicht zum Wärmen. Warm essen war ohnehin ein Luxus, den man sich nicht zu leisten brauchte.

Heute weiß man, dass Mikroben nur mit Nahrung, Feuchtigkeit und Wärme leben können. Um Lebensmittel vor Verderb zu schützen, muss man ihnen die Drei wegnehmen. Heute ist es vor allem die Tiefkühlung, die den kleinen Wesen die wichtigste Lebensbedingung entzieht. Die funktioniert in unseren Klimazonen in eisigen Felshöhlen und mittels Strom. Beides ist in Haiti auszuschließen. Auch wenn die Zubereitung von Leckerbissen mit der heutigen Küchentechnik rascher geht, heißt das nicht, dass die indianischen Gerichte weniger lecker waren.

Der Entzug der Feuchtigkeit ist mit natürlichen Mitteln schon eher möglich. Etwa durch Lufttrocknung, Salzen, Trocknen und Rösten über Feuer und Räucherung. Die Nahrung ist ja das gemeinsame Bedürfnis von uns wie auch den Mikroben. Da lässt sich weiter nicht viel machen, wir sind und bleiben eben Konkurrenten.

Auch wenn die Indianer den Genuss warmen Essens verschmähten, waren sie doch Meister des Genießens. Auch wenn sie mit dem Alkohol leider nicht umzugehen wussten, die Weißen hatten ihnen das Mengenproblem zu lange verschwiegen, kannten sie doch jede Menge von Genussmitteln: sie verwendeten Hautcremes und Schnupftabak, saßen miteinander ums Lagerfeuer, tranken gemeinsam Wundergetränke und rauchten Zigarren, Friedens- und wohl auch andere Pfeifen.

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Die exklusive Haiti-Kolumne im latina press Nachrichtenportal von Otto ‚Swissfot‘ Hegnauer. Der ehemalige Lehrer lebt seit mehreren Jahrzehnten auf Haiti und berichtet exklusiv von seinem täglichen Leben auf der Insel Hispaniola.

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